St. Tropez, St. Moritz, Milano, Maxstraße

Die Uni erinnert mich während der Anfänge des Sommers immer wieder an dieses entsetzliche Pseudo-Schicki-Micki-Selbstbedienungskaffee Caras am Berliner Kudamm. Da schleppen dann nämlich diese aufgetakelten Bratzen ihre in Miss 60-Hosen gezwängten Formhinterschinken auf dünnen Stäben, damit meine ich nicht ihre Stöckelschuhe, durch die Gänge.

Von Wiffelhans Gaissner

Die Uni erinnert mich während der Anfänge des Sommers immer wieder an dieses entsetzliche Pseudo-Schicki-Micki-Selbstbedienungskaffee Caras am Berliner Kudamm. Da schleppen dann nämlich diese aufgetakelten Bratzen ihre in Miss 60-Hosen gezwängten Formhinterschinken auf dünnen Stäben, damit meine ich nicht ihre Stöckelschuhe, durch die Gänge.

Sie tragen zumeist gigantische Dummbrillen mit blau oder hellgrau gefärbten Gläsern, wie sie aus Musikvideos wie auch von Lifestyle- und Promiexpertinnen (»Boulevardjournalistinnen« wie sie sich gerne, von unverstandenem Berufsethos durchdrungen, betitelt sähen) des ganz und gar erbärmlichen deutschen Privatfernsehens bekannt sind. Getragen wird darüber hinaus, wenn möglich, rosa und weiß. Die Haare sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit blond und zu einem Pferdeschwanz gebunden – das Haupthaar entweder mit einem äußerst frühlingshaften Stofftuch durchwirkt oder von einer hellblauen one-size-fits-all-Baseballkappe bedeckt, aus welcher hinten lustig der Pferdeschwanz wie eine alte Rinderborste in der Sonne baumelt.
Um diese rot-schimmernden Erscheinungen schwirren dann noch die ganzen Halbheteros, die immer rot tragen und mit ihren spitzen Mündchen ein wichtiges Gesicht machen, um bestmöglich nach Agentur und Kreativität auszusehen. Rote Puma-Schuhe mit Vollgummisohle zu roter Caprihose, die wenigen verbleibenden Haare neckisch-strubbelig nach vorne geworfen, als schritten sie allmorgendlich rückwärts durch einen von der Firma Daimler-Chrysler betriebenen Windkanal, ebenfalls Dummbrille auf der Nase, und – ganz wichtig – ein Retro-Schweißband am rechten Arm. Da man das hier in Augsburg noch nicht kennt, wissen sie nicht, dass sie metrosexuell sind, und erst recht nicht, dass sie in spätestens zwei Jahren nach Köln oder Berlin-Mitte gezogen sein werden, was auch gut so ist. Wie ich gerade feststelle, gibt es auch noch diejenigen Personen, die zu ihrer Cargohose den vor zwei Jahren aus der Mode gekommenen, irokesenähnlichen Haarschnitt tragen, der in der englischen Metrosexuellenszene als auch bei sogenannten Jungprofis der Zweiten Fußballbundesliga stets so beliebt war.
Es sind im Übrigen die vorstehend erwähnten Frauen, denen Arschgeweih und Bauchnabelpiercing viel zu spießig sind, und denen der geistreiche asiatische Tätowierer ihres Vertrauens (zu Unrecht) statt den Symbolen für »Lotusblüte«, »Seidenprinzessin« oder »Schmetterling im Wind« die Symbole für »Tiefes Loch«, »Grindiger Rochen« oder »Billiges Flittchen« auf Nacken, Schulterblatt oder Knöchel tätowiert hat (zu Recht). Am eigenen Leib sind Männer in ihrem Humor ja viel subtiler…
Damit ich mich nicht nur über Frauen beschwere, sei angemerkt, dass die Typen, die ihre Rock-Im-Park-Bändel tragen, und/oder in der Öffentlichkeit rumlaufen, obwohl ihnen die Ärmel geklaut wurden, ebenso dämlich sind (sofern sie nicht gerade bei Rock-Im-Park sind oder Sport treiben).

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