Du hast es nicht anders verdient

Nie wieder kellnern: Ein Nebenjob als Tänzerin und Radiomoderatorin

Von Nadya Khan

Kein Tag der offenen Tür – Anfassen verboten

Was haben Nemo, eine Schlange und eine Bühne gemeinsam? Sie sind alle Bestandteile von Rosalia (Rosa) Steiners Job als Gogogirl. „Ich tanze aus Leidenschaft, ich möchte die Leute begeistern und anstecken“, bekennt die 21jährige. Rosa machte aus ihrer Passion eine Profession und verdreht Jungs seitdem regelmäßig nach Mitternacht den Kopf. Die Musikrichtung wird vorher mit dem Veranstalter abgeklärt. „Meist wird auf Black oder Oriental-House getanzt, mein Favorit ist Michael Jackson.“ Die Gagen variieren, ein Abend bringt etwa 120 €. Die Kleiderordnung lässt Spielräume, bei den Outfits ist Einfallsreichtum gefragt.
Angefangen hat es mit einem Casting der „Perlachia-Showdance-Group“. Der Faschingsverein stellte hohe Ansprüche. Doch Rosa wurde genommen und durch deren Managerin Heidi Ness hatte sie bald Auftritte im Mo’town, Barfly und sogar bei „Wetten, dass…?“.
Erst durch Kolleginnen kam sie auf das Gogotanzen. „Beim ersten Auftritt war ich nicht aufgeregt“, erzählt Rosa selbstbewusst. „Es war ein junges Publikum, leicht zu animieren.“ Ihr persönliches Highlight war eine orientalische Parade auf Mykonos und ein Gogocontest im Palazzo, bei dem sie 200 € gewann. Um die Auftritte muss sie sich selbst kümmern. Beim Tanzstil sind Spontaneität und Kreativität ein Muss. „Oft kommt eine langsame Bewegung namens ‚Schlange’ zum Einsatz, damit ich wieder Luft schnappen kann.“ Die Kondition trainiert sie beim Schwimmen und im Fitnessstudio.
Ihr Ehrgeiz lohnt sich, wenn sie dann im Mittelpunkt steht. „Mädels sind neidisch, die Männer gaffen glotzäugig: Ich nenne das den ‚Nemo-Blick’. Bei blöden Sprüchen lächle ich, aber mit erhobenem Zeigefinger“, grinst das Gogo-Girl schelmisch. Häufig kommt es vor, dass Gogos „oben ohne“ auftreten. „Das ärgert mich sehr. Sie drücken die Preise, weil sie sich billig hergeben. Aber bei mir herrscht nicht ‚Tag der offenen Tür’!“

In zwei Semestern dialektfrei

„Seit der neunten Klasse wollte ich mit meiner Stimme hoch hinaus!“ Das ist eine gute Voraussetzung, um als Radiomoderatorin zu arbeiten. Moni Pappelau ist Soziologiestudentin und moderiert bei Hitradio RT.1. Der Weg dorthin war nicht leicht.
2002 fing die jetzt 24jährige bei Kanal C, dem Augsburger Studentenradio, als Ressortleiterin für Kultur an. „In dieser Zeit sammelte ich wichtige Erfahrungen in der Redaktion und kam so auf die Moderationsschiene.“ Während einer Reportage beim „RT.1 Schneebeben“ wurde sie gefragt, ob sie nicht in der Redaktion beginnen wolle. Und ob sie das wollte! Bald wurde sie zur ‚freien Moderatorin’. Dabei musste sie durchaus eine Menge Kritik über sich ergehen lassen. „Dies war kein Hindernis. Ich bin immer am Lernen, um mich zu steigern“, gibt sich Moni selbstkritisch. Inzwischen meistert sie die Überleitungen und die Anmoderationen ziemlich professionell.
„Beim ersten Mal raste mein Herz“, erinnert sie sich. Sie fühlte sich unwohl bei dem Gedanken, jede Sekunde live gehört zu werden: „Als Moderatorin kannst du schnell Fehler machen. Man muss einen persönlichen Stil haben, die Inhalte punktgenau rüberbringen.“ Man darf dem Hörer gegenüber keine Unsicherheiten zeigen. Doch was ist, wenn plötzlich der Musikplan streikt? So erging es ihr einmal mitten unter der Sendung. „In dieser Nacht hat man mich nur heftig und völlig losgelöst ins Mikro atmen gehört.“
Nach einigen Rhetorikkursen an der Universität ist sie heute disziplinierter, professioneller und vor allem dialektfrei. Zwei Semester hat sie ihrem Job schon geopfert. „Wenn ich etwas will, hänge ich mich voll rein und bohre weiter. Dann heißt es durchpowern.“

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