Zum Vorglühen zu alt

Michael Sentef wünscht sich die Jugend niemalsnicht zurück

Ich werde alt. Woran ich das merke? Neulich war ich bei einer Unifete. Der Chef wollte einen Text über Sex und Drogen. Das will er immer: Sex sells. Ich sagte: Ich gehe zu dieser Fete, aber nur unter der Voraussetzung, dass ich den Drogen-Teil auslassen darf. Besser als nichts, meinte er. Ohne Vorglühen geht man nicht auf Unifeten. Das ist ein Naturgesetz, so wie Windows-Abstürze und Cafeten-Kaffee, der fast, aber nicht ganz so schmeckt, wie Kaffee nicht schmecken sollte. Vorglühen gehört zur Unifete wie kleine fiese Fruchtfliegen zum Obstkorb oder das Vorspiel zum Sex.

Von Michael Sentef

Man merke sich: Eine Unifete ohne Vorglühen ist wie ein Quickie auf der Mensa-Toilette während einer Unifete. Wer schonmal während einer Unifete auf dem Klo war, lässt nie wieder das Vorglühen aus.

Der Chef will Sex

Der Chef will unbedingt einen Text über Sex, und den soll er haben. Es ist zwar zum Rammdösigwerden, immer dieses Sex-Thema und so, aber wenn ihr das lesen wollt, bitte sehr. Ich sehe mich da als Dienstleister. Im Dienste meiner Leser knallte ich mir drei Helle rein und ließ mich dümmlich grinsend von den Securities betatschen. Am Treppenaufgang ging es los: Lauter Erstsemester, und fast alle zeigten entsetzlich viel Haut. Oben nahm ich die Erstsemester-Impfung (Tequila auf Zucker), dann wieder ein Helles. Noch eins. Ich sah meine Felle davonschwimmen, da ging mir ein Licht auf. Wenn der Chef einen Text über Sex und Drogen will und sich dann mit Sex allein zufrieden gibt, kann er genauso gut nur Drogen haben. Glücklich bestellte ich ein weiteres Helles und dann noch eins.
Ich weiß noch, dass ich mit dem Taxi nach Hause gekommen bin. Bis zum Yum Club waren drei betrunkene Erstsemester dabei. Sie fragten mich, wie alt ich sei. Ich wusste noch, dass ich erst ein einziges Mal im Yum Club gewesen war, und das musste zum Glück Jahre her sein. Sie waren enttäuscht. Zuhause stolperte ich über eine offene Weinflasche. Um 8 werde ich wach, greife mit kalten Händen nach einer Aspirin und nehme den Handstaubsauger, um das Salz vom Teppich zu saugen. Fies grinst mich der Fleck an. Ich lege mich wieder hin, um 11 stehe ich wieder auf. Der Boden ist voll Salz. Der Fleck ist immer noch da und ähnelt in Form und Größe einem ausgewachsenen Kater.

Nur fast nackte Mädchen

Ich zeige dem Chef meine Aufzeichnungen. Dass ich alt würde, meint er. Woran man das merken würde, frage ich. Er gibt zurück: Du hast nichts über Sex geschrieben. Und der Satz über die fast nackten Mädchen klingt eher nach besorgtem Papi als nach wuschigem Partyhengst.
Ich fasse das als Kompliment auf. Ich werde alt, ich muss mich schonen. Wenn er die Nummer mit dem wuschigen Partyhengst will, muss er selbst ran.

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