All In!

Mit nur 5 Euro zum Erfolg?

Das perfekte Pokerface: Kein Muskel zuckt in seinem Gesicht, er sitzt vollkommen regungslos da und starrt seinem Gegenüber an. Nur er und sein Konkurrent sind nach stundenlangem Spiel noch übrig geblieben. Es geht um alles, denn vor einer Sekunde hat Georgi Tomor seine gesamten Chips in die Mitte des grünen Tisches geschoben: „All in!” Eine einzige Karte entscheidet nun über Sieg und Niederlage.

Von Lieve Langemann

Auch drei Wirtschaftsstudenten der Uni Augsburg setzen alles auf eine Karte. Der Einsatz: 5 Euro. Mesut Gürbüz (23), Robert Fieser (26) und Thanh Phong Tran (24) nehmen am Wettbewerb „5 Euro Business” teil. Eines ist jedenfalls sicher: Ihr Unternehmen liegt voll im Trend. Denn egal ob James Bond oder Stefan Raab, sie alle spielen es – Poker. Die drei pokerbegeisterten Augsburger Studenten haben das Spiel zu ihrer Geschäftsidee gemacht. Ihr Unternehmen „PokerFace” veranstaltet Turniere für alle, die Poker lieben. „Wir wollen Turniere für junge Leute anbieten, die beim Pokern miteinander Spaß haben und nicht stocksteif dasitzen. Vor allem soll es kein dubioses Publikum wie bei anderen Turnieren sein”, verrät Robert (9. Semester BWL). „Meine Kollegen hatten damals die zündende Idee und haben mich dann noch ins Boot geholt”, so der BWLer.

Nach ihrer Anmeldung für den Existenzgründerwettbewerb Mitte November mussten die drei bis zum Turniertag im Dezember einiges auf die Beine stellen. Vor allem Organisationstalent war gefragt: Equipment, einen Veranstaltungsort, eine Homepage, Kartengeber, Flyer und Poster galt es zu organisieren. „Einen richtigen Businessplan hatten wir nicht”, beschreibt Robert. „Viel geschah individuell, nach eigenem Ermessen”.

Etwas Unterstützung gab es auch.

Bei all den Vorbereitungen standen die Jungunternehmer nicht ganz allein da. Zunächst nahm jedes Existenzgründerteam an mehreren Workshops teil: Es gab Crashkurse in Marketing, Recht und Öffentlichkeitsarbeit. „Zudem standen uns unser Wirtschaftspate, der Augsburger Unternehmensberater Peter Boegler, und Dr. Gabriele Schäfer vom Gründerbüro der Uni

Augsburg mit Rat und Tat zur Seite”, erklärt der 26-Jährige. In Augsburg wird der Existenzgründerwettbewerb bereits zum siebten Mal durchgeführt. Der Zulauf ist aber eher mäßig. „Es könnte wesentlich besser sein, das finde ich sehr schade”, so Schäfer. Denn im Wintersemester 2006/07 nahmen nur 22 Teilnehmer in sieben Teams teil. In den letzten Jahren seien verhältnismäßig viele Geisteswissenschaftler darunter gewesen und hätten auch gut abgeschnitten, berichtet die Betreuerin des 5-Euro-Wettbewerbs. Es handele sich also keineswegs um ein Hoheitsgebiet von Wirtschaftsstudenten.

Auf die Frage, ob es schwer sei, mit einem Kapital von 5 Euro zu starten, atmet Robert tief ein und antwortet energisch: „Sauschwer!” Besonders der hohe Zeitaufwand mache den drei Jungunternehmern zu schaffen. „Eigentlich ist das ein Vollzeitjob.” Jeden Tag hätten sie etwa fünf Stunden in das Projekt investiert – inklusive Wochenende, versteht sich. Der erste Turniertag war für PokerFace ein großer Erfolg. „Es läuft sehr gut. Bereits mit diesem Turnier haben wir Gewinn gemacht”, sagt Robert sichtlich zufrieden. Und auch die Teilnehmer sind von der Geschäftsidee begeistert. Georgi Tomor aus Bulgarien schwärmt: „Es ist hervorragend, alles ist bestens organisiert. Ich finde es toll.” So viel Lob mag aber auch an seiner Glückssträhne liegen, er ist soeben nämlich als Sieger seines Tisches hervorgegangen. „Ich hatte ein gutes Blatt”, erklärt Georgi lächelnd und wendet sich wieder den anderen Tischen zu.

Was sich die drei Wirtschaftsstudenten von dem Wettbewerb erwarten? „Erfahrung für das eigene Selbstbewusstsein, die Teamworkfähigkeit optimieren und die Möglichkeit nutzen, selbst etwas umzusetzen”, zählt Robert auf. Aber ein Ziel steht natürlich ganz oben, und das ist dasselbe wie beim Pokerspielen: Den Wettbewerb zu gewinnen!

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