Warum eigentlich… Zugfahren?

Ich bin Pendler. Der Zug ist mein Fortbewegungsmittel Nummer Eins. Mittlerweile bin ich über 360.000 km mit der Deutschen Bahn „gereist“ – mehr als acht Mal um die Erde. Das Zugfahren hat Gesetzmäßigkeiten.

Von Dominik A. Hahn

Hier sind einige davon:

Warum eigentlich setzen sich mir ständig Menschen gegenüber, obwohl die benachbarten Plätze alle frei sind und ich deshalb meine Beine nicht ausstrecken kann?

Warum eigentlich fahren in Zügen immer pubertierende  Jugendliche, die denken, der Wagon sei ein Wagen auf der Love Parade? Umpf Umpf Umpf…

Warum eigentlich sitze ich dauernd neben Menschen, die sich während der gesamten Fahrt alle zehn Sekunden räuspern, husten, schnäuzen, mit der Zunge schnalzen, pfeifen oder schmatzen (auch ohne Essen!) müssen?

Warum kommt eigentlich immer dann der Fahrkartenkontrolleur, wenn ich versuche, meine DIN A2-Zeitung auseinander zu falten und dabei mein Wurstbrot krampfhaft im Mund festhalte?

Warum spuckt der Fahrkartenautomat eigentlich immer dann den Zehn-Euro-Schein angewidert aus, wenn die Durchsage mitteilt, dass mein Zug auf Gleis 2 abfahrbereit steht?

Warum eigentlich spielen die Achtjährigen auf den Plätzen hinter mir immer noch „Super Mario Land” auf dem Game-Boy – ohne Kopfhörer?

Warum eigentlich steht der Zug prinzipiell bei einem außerplanmäßigen Halt neben einer Lärmschutzmauer oder in einem dichten Wald, so dass mir der Blick auf die Landschaft versperrt bleibt?

Warum eigentlich sind auf meinem Sitzplatz ständig Krümel von Brezen zu finden?

Warum eigentlich zieht der Qualm von Rauchern beim Warten auf dem Bahnsteig immer zu mir – egal wohin ich mich stelle?

Warum eigentlich fahre ich Zug?

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