Es war Notwehr

Es war Notwehr

Es war genau 2.31 Uhr nachts, als ich beschloss, sie umzubringen. Das Dumme daran war nur, dass ich sie dazu hätte berühren müssen. Ich stellte mir vor ihr Blut an meiner Hand kleben zu haben oder ihren letzten Mageninhalt. Mich ekelte. Scheiß drauf. „Du willst sie erschlagen, dann tu es auch“, sagte mein Hirn.

Von Philipp Zanklmaier

Ich hatte ohnehin schon zu viel investiert: Der Gedanke, sie verrecken zu sehen, hatte mich aus dem Bett getrieben. Meine Brille hatte ich gesucht, gefunden und aufgesetzt. Das Licht war an und ich stand in Unterhose, mordlüstern und leicht benommen, im Zimmer. Da kam wieder die Frage, ob es das jetzt wirklich wert ist. „Ja. Ja, ja, ja, es war es wert. Ich konnte es nicht ertragen, dass wir beide immer noch im gleichen Raum waren, weil ich sie hasste. Ich hasste dieses unnötige Geschöpf der Natur und sie sollte sterben. Jetzt sofort!“ Ich brauchte etwas zum Erschlagen. Ich sah mich um, entdeckte aber nur Dinge, die mir zu schade waren, als dass ich Blut an ihnen sehen hätte wollen. „Mein 50 Euro-Coenenberg-Schinken? Viel zu teuer und zu schwer. Dann schon eher das Marketing- Arbeitsbuch von Gierl.

War billiger und nach der Klausur ist´s sowieso nutzlos. Wenn ich schon den Inhalt nicht kapiere, dann kann‘s wenigstens als Fliegenklatsche dienen.“ Ich nahm das Buch, fixierte das Vieh und haute drauf. Die Mücke war tot. „Ging eigentlich zu schnell. Ein wenig bedauerte ich, dass die Plage schon hinüber war. Egal. Möge sie in der Hölle schmoren.“Beruhigt legte ich meine Brille ab. Ich knipste das Licht aus. Ich schlürfte zurück in mein Bett. Ich schloss die Augen und hörte rechts neben meinem Ohr ein Surren.

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