Muskeln, Kampf und kurze Röcke

Die Footballer der Königsbrunn Ants bringen US-Flair ins Schwabenland

Text: Martina Wengenmeir, Fotos: Natalie Stanczak

1

Bedrohlich ragen die ähnlich einer zweizackigen Mistgabel geformten Torstangen in den Abendhimmel. Daneben wirkt die Gruppe, die sich um ein paar Hütchen drängt, trotz der massigen Schulterpolster bedeutungslos klein. Vom Rande der Trainingsanlage dringen amerikanische Wortfetzen und Gelächter herüber. Im Vordergrund üben einige Spieler Pässe und das sichere Fangen des eiförmigen Balls. Daneben stehen in zwei Reihen zehn Mann zum Sprintwettkampf bereit. Ein Bild, das man ebenso gut an einer High School oder einem College in den USA finden könnte. Doch der Ort des Geschehens ist ein Trainingsplatz auf dem ehemaligen BMW-Gelände in Königsbrunn. Hier ist die zweite Bundesligamannschaft der Königsbrunn Ants beheimatet.

(GI)ANTS

Nicht umsonst nennt sich der Sport American Football. Der Cheftrainer heißt Head Coach, das Tor Goal, die Offense, also der Angriff hat vier Downs (Versuche) um zehn Yards (9,144 m) vorwärts zu kommen. Selbst der Name der Ants stammt direkt aus den USA. Vorstandsvorsitzender und Gründungsmitglied Peter Neuner erklärt: „Im New York-Urlaub gab es überall Fanartikel der dort beheimateten Profimannschaft New York Giants. Beim Trinken aus einer Giants-Kaffeetasse habe ich die ersten beiden Buchstaben zufällig mit meinem Daumen verdeckt. So kam die Idee zu unserem Namen.“ Das liegt mittlerweile rund 25 Jahre zurück. Damit waren die Ants eine der ersten Football- Mannschaften Deutschlands.

Herrenrunde

Die Stimmung ist trotz der Niederlage am Wochenende gut. Treffpunkt ist wie immer eine halbe Stunde vor Trainingsbeginn. Nicht zu Kraftübungen, sondern zu Theorieeinheiten und zur Besprechung: Wie war das letzte Spiel, wie wird das kommende? Auch die verletzten Spieler finden sich beim Training der eingeschworenen Gemeinschaft ein. Werner Hamm, Wide Receiver und Defense Back erklärt es so: „American Football ist einfach ein geiler Sport, der schönste Mannschaftssport der Welt. Es ist der Kampf Mann gegen Mann, den du gewinnen musst, denn du weißt, wenn du auf deiner Position einen Fehler machst, kriegt dein Teamkollege auf‘n Arsch.“ American Football ist eine Männerdomäne, es geht rau zu. Innerhalb der Mannschaft kämpft jeder für jeden. Der Sport ist deutlich mehr als nur Pfiff, Schlägern bis zum nächsten Pfiff, Pause. „Es gibt ein strenges Regelwerk, in dem genau festgelegt ist, was die Spieler dürfen und was nicht“, so Peter Neuner. So wird der foulende Spieler durch Hinausstellung oder dessen Mannschaft durch Aberkennung eines Downs oder durch Raumverlust, was die Aberkennung von bis zu 15 Yards bedeuten kann, bestraft. „Wenn man anfängt Football zu spielen, lernt man außerdem erst einmal richtig fallen und ganz neu laufen. Dadurch haben wir im Verhältnis zum Handball oder Fußball auch nicht mehr Verletzungen.“ Zudem bestehe das Spiel zu mindestens 80 Prozent aus Taktik, weshalb es auch Rasenschach genannt werde. Jeder Spieler müsse über dreißig Spielzüge auf Abruf bereit haben, denn mache nur einer einen Fehler, sei alles umsonst und siegentscheidende Punkte gingen verloren.

2

Küssen verboten

Dennoch bedient der Königsbrunner Footballclub nicht unbedingt US-Klischees. Dass der Quarter Back mit einer der Cheerleader liiert ist, gibt es bei den Ants nicht. Spieler und Cheerleader trainieren strikt getrennt und kommen nur am Spieltag auf dem Platz zusammen. Man kennt sich zwar und die Cheerleader sind auch zum Anheizen der Spieler und Zuschauer da, aber da andere Gefühle neben sportlicher Leidenschaft auf dem Spielfeld nur ablenken würden, sind Beziehungskisten untersagt. Vorstand und Trainer haben darauf ein strenges Auge. Den typischen Footballspieler gibt es ebenfalls nicht. Abseits des Platzes sind die Spieler Maurer oder Rechtsanwälte, Studenten oder Türsteher. Was das besondere am American Football ist? Darin sind sich Vorstand und Spieler einig: „Den Sport kann jeder machen, unabhängig von der körperlichen Verfassung und egal ob groß, klein, dick oder dünn. Viele verschiedene Spielertypen werden gebraucht: flinke Jungs, die die weiten Bälle fangen oder große, kräftige Schränke in der Abwehr. Jeder kann, wenn er sich reinhängt, durch seine Leistung den Respekt seiner Mannschaftskollegen erreichen.“ |

Schreibe einen Kommentar