Ich 2.0 – schnöde neue Welt

Dein nächstes Vorstellungsgespräch könnte unbequem werden. Du bist perfekt vorbereitet, hast brav für den Lebenslauf gelebt und dir sicherheitshalber schon mal das Firmenlogo auf den Unterarm tätowieren lassen. Nichts kann schief gehen – doch die Personalerin hat ihre Hausaufgaben gemacht: „Haben Sie schon mal Drogen genommen? Oder wie erklären Sie mir Ihr Fotoalbum im StudiVZ?“

Von Michael Sentef

Zugegeben: Diese Situation ist eher unwahrscheinlich. Zu viele Partybilder oder auch die Mitgliedschaft in einer extremen politischen Gruppierung dürften nämlich schon die Einladung zum Gespräch verhindern. Jedenfalls wenn die Personalerin zu jenen rund 25 Prozent gehört, die sich online vorab über ihre Bewerber informieren, sagt der Vizepräsident des Bundesverbandes deutscher Unternehmensberater Dr. Joachim Staude in der Dezember-Ausgabe von Stiftung Warentest.

Doch Rettung naht: Auf www.myonid.de kannst du ein Profil anlegen und gezielt Seiten verlinken, die deiner Vorstellung von dir nahe kommen. Unpassendes wiederum darf kommentiert werden. Toll! Wer sich also nicht erst im Vorstellungsgespräch rechtfertigen möchte – so er denn eingeladen wird – kann dies hier vorsorglich tun. Nicht umsonst wirbt myonid mit dem Spruch: Willkommen in der Welt des Selbstmarketing!

Und beim nächsten Mal lernen wir in presstige, wie man der Online-Durchsuchung durch Herrn Schäuble zuvorkommt, indem man ganz dreist all seine privaten Informationen einfach ins Netz stellt.

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