Wo der Koch noch König ist

Ein abendlicher Besuch an Reis & Bohnenmus im Restaurant La Pampa

Vielleicht ist es ja auch eine ganz schlechte Idee, so kurz vor wichtigen Feiertagen abends in Augsburg in Ruhe und netter Begleitung einfach so etwas essen gehen zu wollen, dachte ich mir. Nach einigen erfolglosen telefonischen Reservierungsversuchen kam ich vor wie der Protagonist in Bret Easton Ellis’ American Psycho. Als dessen Romanheld im New York der 1980er Jahre versucht, im Dorcia’s (dem angesagtesten Schuppen im Big Apple) telefonisch einen Tisch zu reservieren, beginnt der Kellner erst lautstark zu lachen, um dann wortlos aufzulegen. Nun ist die Fuggerstadt nicht New York City und das La Pampa an der Provinostraße nicht das Dorcia’s – und deshalb hatte ich wohl auch das Glück, dass man mir doch noch einen Tisch überließ, obgleich „nur für anderthalb Stunden“, wie man unverblümt – nach allerdings minutenlanger Rücksprache mit irgendjemandem im leise rauschenden Hintergrund des Gasthauses – hinterher schickte.

Von Christopher G. Große

Im argentinisch-mexikanischen Restaurant, seit 18 Jahren im Familienbesitz, ist es ein klein wenig zu gemütlich, auf dem Tisch warten leckere Nachos und Dips. So stelle ich mir das Interieur im Galarestaurant des Traumschiffs vor. Messing und braunes Holz dominieren. Der merkwürdig gedämpft wirkende Raum trägt sonderbare Züge kolonialen Stils. Abwechselnd überkommt mich der Eindruck, ungeladen in eine Sonntagnachmittagswohnzimmerrunde geraten zu sein oder den übrigen Gästen direkt auf dem Schoß zu sitzen. Eigentlich fehlt nur Sascha Hehn.

Dafür umgeben mich auffallend viele junge, kinderreiche Familien und Festgesellschaften. Die musikalische Untermalung ist dezent, so stelle ich mir die Musik im Fahrstuhl zum Galarestaurant des Traumschiffs vor. Die Speisekarte ist umfangreich: Neben Steaks in unterschiedlichsten Variationen sowie einigen vegetarischen und Fischgerichten überwiegen die bekannten mexikanischen Klassiker. Die Weinkarte ist durchgängig südamerikanisch. Ich entscheide mich vorerst für einen Burrito La Pampa mit Reis und Bohnenmus (14,50 Euro). Ich erdreiste mich die flinke Kellnerin zu fragen: „Ist der Burrito denn riesig groß oder wie kommt es zu dem riesig großen Preis?“ Die zierliche Dame blickt mich an und antwortet ohne jede Ironie: „Nein, nein, der ist ganz klein. Den schaffe ich auch.“ Das wollte ich hören. „Die mexikanische Platte ist größer“, schickt sie hinterher. Die ist allerdings laut Karte auch für zwei – und verfügt über einen noch stolzeren Preis (34,50 Euro). Neuer Versuch: „Ist es wohl möglich, zur Enchilada [13,50 Euro] auch eine andere Beilage als Reis und Bohnenmus zu erhalten?“ Kellnerin: „Nein.“ Ich, erstaunt: „Wie? Gar nichts? Ich zahl’s auch …“ Kellnerin, ohne mit der Wimper zu zucken: „Nein. Das würde dem Koch zuviel Aufwand machen.“

Ich bin entsetzt ob soviel Fürsorge: Scherereien während seiner Arbeit möchte ich dem guten Mann nun wirklich nicht bereiten. „Der bereitet die Teller ja schließlich schon vor“, ergänzt sie rasch. „Ach so. Damit man die dann schnell in die Mikrowelle stellen kann“, erwidere ich verständnisvoll. Die Kellnerin nickt: „Ja ja.“ Dann grübelt sie: „Äh nein nein. Die kommen doch in den Ofen.“ Ich bin beruhigt. Jetzt kann sie nur noch das Essen retten. Das ist dann offenbar tatsächlich in Gänze aus dem Ofen, aber oberer Tex-Mex-Durchschnitt, mit Sicherheit solider und reichlicher als im Enchilada. Satt werde ich von meinem Hauptgericht mit dem unvermeidlichen Reis und Bohnenmus plus separatem Vorspeisensalat nicht. Der freundliche Hinweis in der Speisekarte, bitte nicht mit Kreditkarte zu bezahlen – „aufgrund steigender Kosten der Kreditkarten Gesellschaft [sic!]“, macht mich sprachlos: Bei so viel Insiderwissen ignoriere ich ihn wohl besser. Denn eigentlich denke ich beim Stichwort „steigende Kosten“ an etwas anderes: Das Preis-Leistungs-Verhältnis im von der Altstadt fußläufig mühelos zu erreichenden Restaurant stimmt schlichtweg nicht. Die Gerichte sind nicht übel, aber fantasielos und blutleer, das Ambiente ist sehr heimelig. Wer’s skurril mag, wird am Service seine Freude haben.

 

 

Restaurant – La Pampa

Provinostr. 13

86153 Augsburg

Tel.: 08 21 – 56 27 04

 

Öffnungszeiten:

Mo. Ruhetag

Di. – So.: 11:30 – 14:30 & 18:00 – 24:00

Sa. Mittag geschlossen

 

 

 

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