Licht und Schatten beim Dreh des Kurzfilms „Daruma“

Samstag, 18.12.2010. Es ist acht Uhr morgens. Kimonos, Traumfänger, Fächer, Hüte, exotische Figuren, Masken; Souvenirs aus aller Welt schmücken den Raum, in dem gleich der Dreh eines Kurzfilms beginnt.

Von Nadine Weckerle – Fotos: Christian Oliar

„Lacht nicht! Irgendwann kommt für alle mal das Alter!“, kommentiert Ingeborg Schmidt- Stumm schlagfertig, als sie sich in den Rollstuhl setzt – eine der unzähligen Requisiten des Filmdrehs. Ingeborg ist Rentnerin, die Älteste am Set und eine der beiden Hauptprotagonistinnen. Der Film handelt von der Begegnung zwischen Jung und Alt sowie der Sehnsucht nach der Ferne, welche die Generationen verbindet. Im Mittelpunkt steht die japanische Daruma−Puppe. Man malt ihr ein Auge, wünscht sich etwas und verspricht, ihr bei Erfüllung des Wunsches das volle Augenlicht zu schenken. Regisseur und Produzent Pierre- Yves Dalka studiert Komparatistik. Das Drehbuch des Filmes schrieb er im Sommersemester 2010 im Rahmen einer Hausaufgabe zum Thema Sehnsucht. Für den 22- Jährigen steht schon seit der sechsten Klasse fest, dass er Regisseur werden möchte. Vor „Daruma“ hat er in unzähligen anderen Produktionen mitgewirkt, teilweise auch als Produzent. Inspiriert wurde Pierre-Yves zu diesem Film durch einen vielgereisten älteren Herrn aus Buenos Aires, den er 2008 beim Freiwilligendienst in Argentinien kennen lernte. Er hatte eine Daruma- Puppe in der Küche stehen. So wie die Dame im Film, hat auch dieser Mann immer nach mehr gesucht.

Alltägliches Chaos am Set

Die 16-jährige Schülerin Stefanie Teuber stellt sich in Position. Pierre-Yves ordnet die erste Probe an. Produktionsassistentin Anna Gomiero, 24 Jahre alt und Studentin, verlässt den Raum. Sie versucht, den hauptberuflichen Tontechniker Jürgen Groll zu erreichen. Er zögert durch seine Verspätung den Drehbeginn hinaus. Während Stefanie und Ingeborg mit Pierre-Yves die Szene durchspielen, checken Kameramann Andreas Bee, ein 24-jähriger Student, und der hauptberufliche Szenenbildner Christoph Gerzabek das Licht. Die gelbe Tonne im Garten dient als Improvisation zur Befestigung des äußeren Strahlers. Jetzt fehlt nur noch der Strahler im Raum. Richtig positioniert bespannt ihn Christoph mit einer blauen Folie, um die Lichtfarbe zu optimieren. Erfreuliche Nachricht: Der Tontechniker ist da! Ein Handyrecorder von sechs Stunden Aufnahmezeit zeichnet den Ton auf. Nach einem Aufnahmetest wird das Mikrofon unauffällig in der Requisite platziert.

„Uund… Bitte!“

8:51 Uhr: Einverständniserklärungen zur Veröffentlichung des Filmmaterials ausgefüllt? Ja. Handys aus? Ja. Hat Steffi ihren Kaugummi? Ja. Mikrofon auf Position? Ja. Niemand bewegt sich mehr, bis auf Steffi! Kaugummischmatzen nicht vergessen! Kamera auf Position? Ja. „Uund… Bitte!“, sagt der Regisseur. Der Dreh beginnt.

Doch zu früh gefreut! Die lautstarken Glocken des benachbarten Kirchturms machen die Tonaufnahme unbrauchbar. Zudem passt die Decke um Ingeborgs Beine farblich nicht. Eine andere muss her! Erneuter Start. Erneuter Stopp. Die Jacken der Umherstehenden rascheln zu stark und Stefanies Stuhl steht falsch. „Jetzt aber bitte alle still!“

Nach fünf Versuchen ist die Einstellung im Kasten.

„Kein Problem, man hat manchmal ein Brett vorm Kopf!“,

winkt Ingeborg ab, als Pierre- Yves sich entschuldigt, weil Anna die Szenenklappe direkt vor ihr Gesicht halten muss. Plötzliche Lichtprobleme: Die Sonne entscheidet sich, direkt ins Szenenbild zu scheinen. Da jede Szene etliche Male mit verschiedenen Kameraeinstellungen gedreht wird, würde dies beim Schneiden des Films auffallen. Darum muss auf das Szenenbild präzise geachtet werden.

„Da, schmatz mal!“

Viele Einstellungen und Szenen später ist das schauspielerische Tagespensum vollbracht. „Dann machen wir das jetzt noch mal. Mit Speicherkarte“, meint Kameramann Andreas trocken. Alle starren ihn entsetzt an.

„Spaß!“, bemerkt er lachend.

Tonaufnahmen von Steffis Kaugummischmatzen, vom Klirren des Traumfängers, der marokkanischen Lampe und anderen Gegenständen der umfangreichen Requisite schließen den Tag ab.

Obwohl vor dem Dreh jeder einzelne nur den Regisseur kannte, hat das Team perfekt zusammengefunden. „Dass es so gut wurde, lag lange nicht an mir alleine!“, bedankt sich Pierre-Yves bei den Unterstützern und dem Team. Dank Rabatten von Verleihern und Requisitenspenden halten sich die Ausgaben für „Daruma“ in Grenzen. Lediglich 250 Euro betrug das Budget. Momentan wartet Pierre-Yves auf Zusagen von vielen Filmfestivals.

Wird der Kurzfilm bei einem Festival angenommen oder gewinnt sogar einen Preis, schenkt Pierre-Yves der im Film dargestellten Daruma− Puppe ihr volles Augenlicht. Am Dienstag, 13.05.2011 um 20 Uhr 15, wird „Daruma“ am Öffentlichen Künstlerabend der KHG im Haus- Edith- Stein gezeigt!

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