Aufkreuzen und Ankreuzen! Was bewegt einen passionierten Nichtwähler auf einmal, zu den Uniwahlen zu gehen?

Bisher war mir die Qual der Wahl zuviel. Doch das soll sich nun ändern! Ich gehe wählen, am 6. und 7. Juli 2011.

Von Reiner Schmidt

„Bei den Universitätswahlen an den vergangenen beiden Tagen lag die Beteiligung im Durchschnitt bei unter 20 Prozent.“ So hätte Claus Kleber mit ernster Miene im letzten Jahr einen Beitrag über die Augsburger Uniwahlen anmoderiert. Dann hätte er gefragt: „Wieso interessieren sich die Studierenden nicht für Mitbestimmung an der Universität?“ „Weil es ja sowieso nichts bringt“, wäre meine Antwort auf der anderen Seite des Fernsehers gewesen. So ist es nicht verwunderlich, dass ich mich unter dem Label „Nichtwähler“ bislang sichtlich wohl fühlte.

AStA = SOP = AStuDA ?!

Man hat es mir auch einfach gemacht: Der AStA (allgemeiner Studierendenausschuss) schien manchmal nicht mehr zu machen als die SOP (Semester Opening Party). Einmal hätte ich ihn sogar gerne in AStuDA umbenannt. Denn nach der Lektüre einer alten „Universum“, der Zeitung des AStA, hätte mir „Allgemeiner Studentischer DAGEGEN Ausschuss“ besser gepasst. Kurzum, vernünftige Hochschulpolitik oder, besser gesagt, ihre Wahrnehmung bei den Studierenden, schien meinen Vertretern egal zu sein – und so waren sie es mir auch. Schließlich geht ein Student heute nicht an die Uni, um seine „Bürgerpflicht der Wahlteilnahme“ zu erfüllen, sondern um das bezahlte Semester auch erfolgreich zu Ende zu bringen.

Kritische Zusammenarbeit statt Contra-Politik

Doch dieses Jahr drängte sich der AStA und mit ihm Felix Senner, der studentische Vertreter in der erweiterten Universitätsleitung, förmlich in meine Wahrnehmung: Das „Universum“ wurde umgestaltet, eine Facebook-Seite eingerichtet und Senner war zwar nicht bei Claus Kleber im ZDF, aber immerhin im Bayerischen Rundfunk. Er und sein AStA wollen eine kritische Zusammenarbeit und keine Contra-Politik an der Uni betreiben und genau das sieht man endlich. Denn selbst wenn in den entscheidenden Gremien immer nur ein bis zwei studentische Vertreter sitzen, brachten sie etwas ins Rollen: So senkt Augsburg als einzige bayerische Uni zum Wintersemester die Studienbeiträge. Darüber hinaus haben die Vertreter entdeckt, dass geschätzte vier Millionen Euro Studienbeiträge in der Zentralverwaltung und den einzelnen Fakultäten schlummern. Diese wollen sie nun zurück in die Vergabe bringen.

Ich nehme die Herausforderung an

Es scheint also nicht ganz unwichtig zu sein, wer mich in der Uni vertritt und deshalb werde ich dieses Jahr im Wahllokal aufkreuzen und ankreuzen. Denn wenn ich schon das Gefühl habe, dass der Riesendampfer namens Universität manchmal unkontrollierbar ist, will ich zumindest sichergehen, dass auf der Brücke jemand steht, der sich traut, ins Steuerrad zu greifen. Das Wählen ist dabei nicht so schwer, wie ich dachte: Auf jedem der drei Wahlzettel für Konvent, Fakultätsrat und studentischen Vertreter darf man jeweils eine Liste mit vorgeschlagenen Personen wählen. Also da finde ich die Wahlmöglichkeiten im Digicampus manchmal schwieriger, aber das ist ein anderes Thema…

Info:

Du verstehst immer noch Bahnhof und willst trotzdem wählen gehen? Auf www.presstige.org gibt es nützliche Links zur Uniwahl und ein Interview mit Felix Senner.

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