Kein Partysemester, sondern harte Arbeit

Feiern, reisen, entspannen – so stellen sich viele Erasmus-Studenten ihren Auslandsaufenthalt vor. Wer es ruhiger mag und pädagogische Berufspraxis sammeln will, entscheidet sich für den Pädagogischen Austauschdienst (PAD). presstige verrät euch, was der PAD genau ist, was er euch bringt und wie Studentin Jutta Kresse ihr halbes Jahr in Italien erlebt hat.


Von Sabina Porchia

Dem Lehrerberuf gewachsen?

Jutta studiert an der Uni Augsburg Gymnasiallehramt mit den Fächern Englisch und Italienisch. Eigentlich war sie sich in ihrem Berufswunsch sicher, doch während des Studiums kamen Zweifel auf: Bin ich dem Lehrerberuf gewachsen? Durch drei verpflichtende Schulpraktika fühlte sich die 25-Jährige nicht ausreichend vorbereitet. Da sie schon immer plante, während des Studiums ein Semester im Ausland zu verbringen, fiel die Wahl auf das Fremdsprachenassistenten-Programm des PAD.

Ins Ausland mit dem PAD

Der Pädagogische Austauschdienst ist eine staatliche Einrichtung in Deutschland und kümmert sich um die internationale Zusammenarbeit im Schulbereich. Ein Programm des PAD ist es, Fremdsprachenassistenten ins Ausland zu vermitteln. Dabei wirken deutsche Studierende an einer ausländischen Schule im Deutschunterricht mit. So können sie ihre Kenntnisse über Sprache, Kultur und Bildungswesen des Gastlandes verbessern. Der PAD richtet sich vor allem an Lehramtsstudierende, aber auch an Studierende von Magisterstudiengängen.

Rollenspiele im Speisesaal

Jutta bewarb sich für Italien und wurde in eine Hotelfachschule in der kleinen toskanischen Stadt Montecatini Terme vermittelt. Die Schulauswahl richtet sich nicht nach der Schulart, die die Bewerber in der Heimat studieren. Gemäß dem Konzept des „Bilingualen Sach-Fach-Unterrichts“ lehren Fremdsprachenassistenten Deutsch sowie ein weiteres Fach in deutscher Sprache – in Juttas Fall Geschichte. An einer Hotelfachschule zu unterrichten war ungewohnt für Jutta. „Anfangs habe ich meist Rezepte übersetzt oder im schuleigenen Speisesaal verschiedene Rollenspiele nachgespielt, bei denen die Schüler auf Deutsch Bestellungen aufnehmen mussten.“Die Deutschlehrer der Schule ließen ihr weitestgehend freie Wahl bei der Unterrichtsgestaltung: „Ich konnte kreativ sein und Neues ausprobieren.“ War es einerseits positiv, dass ihr viel Freiraum gelassen wurde, wünschte sie sich andererseits manchmal eine bessere Betreuung durch die Schule. „Vielleicht verlief alles deshalb ein bisschen chaotisch, weil es eine italienischen Schule war“, fügt sie lachend hinzu. Die zwischen 11 und 19 Jahre alten Schüler machten im Unterricht sehr gut mit: „Sie sind froh über eine Fremdsprachenassistentin und betrachteten dich mehr als Freund denn als Lehrer. Da muss man aufpassen, die Distanz zu wahren.“

Zur Selbständigkeit gezwungen

Obwohl Jutta das Unterrichten Spaß machte, war der Aufenthalt nicht immer einfach. In der Kleinstadt mit nur wenigen jungen Leuten war es schwer, Anschluss zu finden. Zwar traf sich die Studentin an den Wochenenden oft mit anderen Fremdsprachenassistentinnen, doch anders als beim Erasmus-Programm werden weder Ausflüge noch Partys organisiert. „Teilweise haben mir Studentenleben und Gleichaltrige gefehlt. Man ist da eher isoliert.“ Doch bereut hat sie ihre Entscheidung nie: „Ich habe mich bewusst gegen Erasmus und für den PAD entschieden. Ich wollte nicht nur Party machen und Englisch reden.“ Ihr hat die Zeit beruflich, sprachlich und menschlich viel gebracht und sie in ihrem Berufswunsch bestätigt. Weiterempfehlen würde Jutta das Programm sofort. Gerade an Lehramtsstudenten, die Zweifel haben und Unterrichtspraxis sammeln wollen. „Man ist gezwungen, für ein halbes Jahr an einer Schule zu unterrichten. Danach weiß man wirklich, ob man Lehrer werden will oder nicht.“ Für Jutta steht fest: „Der PAD ist kein Partysemester, sondern harte Arbeit – aber es lohnt sich!”

Weitere Informationen zum pädagogischen Austauschdienst erhaltet ihr beim akademischen Auslandsamt und auf den Seiten des PAD!

 

Hier geht es zum Epaper No°2!

Schreibe einen Kommentar