Studentenfutter mit Gourmet-Faktor

Die neue Mensa an der Uni Augsburg

Nach zwei Jahren Verköstigung im provisorischen Zelt durften wir zu Beginn des Sommersemesters die Eröffnung der neuen Mensa an der Uni Augsburg erleben. presstige geht der Frage nach, ob sich das Warten gelohnt hat.

Von Christian Endt – Fotos: Corinna Scherer

Die neue Mensa ist gerade ein paar Wochen in Betrieb, da hat sie sich schon bundesweit einen Namen gemacht. Das breite Angebot samt Asia-Theke und Steakgrill, die qualitativ hochwertigen Zutaten, die topmoderne Küchentechnik: All das ist nicht der Grund für die unerwartete Aufmerksamkeit. Vielmehr ist es ein architektonisches Detail, welches innerhalb und außerhalb des Campus für Gesprächsstoff sorgte: Die Tablettausgabe. Auch ohne viel Fantasie erinnerte ihre Form nach Beginn der Neueröffnung aus der Vogelperspektive an die eines Hakenkreuzes. Der NDR aus Hamburg opferte zwei Minuten Sendezeit für einen Bericht über die kuriose Konstruktion; in der Satiresendung „extra3“ marschierten Studenten im Stechschritt an der Tablettausgabe entlang. In den regionalen Medien wurde sie zum Dauerthema. Ende Mai wurde der Unileitung das Interesse an der heiklen Angelegenheit zu groß, man zog die Notbremse und ließ das umstrittene Objekt für einige Tausend Euro entfernen.

Das Mahl der Wahl: Chili con Carne, Chinanudeln oder Cannelloni

Als man die Generalsanierung der 70er-Jahre-Mensa plante, wollte man  einen universitären Gourmet-Tempel schaffen. Über 20 Millionen Euro nahm der Freistaat in die Hand, um die Einrichtung auf den neuesten technischen und gastronomischen Stand zu bringen. Die in Weiß und Grün gehaltene Halle ist schlicht, wirkt durch viel Tageslicht aber sehr freundlich. Der Gast kann aus bis zu 18 Gerichten zehn verschiedener Themenbereiche wie Mediterran, Bayerisch-schwäbisch und Vegetarisch wählen. Soweit es die studentenfreundlichen Preise erlauben, werden dabei hochwertige und möglichst regionale Zutaten verwendet. Tiefkühlprodukte werden gemieden, Geschmacksverstärker wie Glutamat sind komplett tabu. Betriebsleiter Marian Vlach sieht man den Stolz auf diese für Hochschulgastronomie ungewöhnlich hohen Standards an. Richtig leuchtende Augen bekommt der dynamische Mensa-Manager beim Rundgang durch die mit modernster Technik ausgestattete Küche. „Sogar das Licht machen wir hier per Touchpad an. Das erinnert alles ein bisschen an die Produkte der Firma mit dem angebissenen Apfel.“ Die persönliche Empfehlung des Chefs sind die frisch gebackenen Pizzen: „Da haben wir Restaurantqualität“.

Der Mensabesuch beginnt mit der Entgegennahme eines politisch korrekt bereitgestellten Tabletts und der Auswahl des persönlichen Wunschmenüs aus einer Vielzahl an Optionen. Nun begibt sich der hungrige Student in die diversen Warteschlangen und Slalomparcours. Findet er anschließend seine Tischpartner wieder, steht einem genussvollen Mittagessen nichts mehr im Wege. Bei den Studenten scheint das Angebot anzukommen. Auf Nachfrage bekommt man fast nur Positives zur neuen Mensa zu hören. Ein häufiger Kritikpunkt ist, dass der Speiseplan nur alle vier Wochen wechselt. Betriebsleiter Vlach begründet dies mit einer besseren Planbarkeit für den Einkauf. Es wird allerdings überlegt, auf einen dreiwöchentlichen Rhythmus umzustellen.

Tempolimit und Mensa-Polizei?

Anna hat sich für Pasta mit Lachssoße und Salat entschieden und war zufrieden. Optisch gefällt ihr der Neubau gut, sie vermisst allerdings die Crêpes aus dem Pavillon. Außerdem fordert die Lehramt-Studentin mit einem Augenzwinkern die Einführung einer Mensa-Polizei, die rechts vor links und ein Tempolimit durchsetzt.

Preislich ging es mit der Eröffnung des neuen Domizils leicht nach oben. Das Basisangebot, wie Pommes und Nudelgerichte, ist jedoch weiterhin mehr als bezahlbar. Für 2,50 Euro werden auch besonders hungrige Studenten satt. Was viele nicht wissen: Während man als Student im Durchschnitt nur gut zwei Euro pro Mahlzeit abgebucht bekommt, liegen die eigentlichen Kosten bei fast fünf Euro. Die Differenz wird von Studentenwerk und Freistaat beigesteuert.

Mit der neuen Mensa ist den Verantwortlichen ein gastronomischer Quantensprung gelungen. Bei allen Neuheiten und technischen Raffinessen: Letztendlich muss jeder seinen persönlichen Mensa-Test machen – Essen ist schließlich Geschmackssache.


Auf einen Blick: Die neue Mensa im Test

Atmosphäre: Wohnzimmer-Gemütlichkeit kommt im nüchtern designten Speisesaal nicht gerade auf. Dafür hoher Meet-And-Greet-Faktor.

Auswahl: Mit 18 verschiedenen Gerichten sehr vielfältig. Allerdings nur alle vier Wochen ein neuer Speiseplan.

Qualität: Keine Geschmacksverstärker, möglichst regionale Zutaten, frische Zubereitung.

 

Service: Die Wartezeiten sind zumutbar. Teilweise nerviges Gewusel zwischen Ausgabe und Kasse. Sehr freundliches Personal.

Preise: Leicht gestiegen, aber immer noch studentenfreundlich.

presstige-Urteil: Über nichts schimpfen Studenten lieber als über ihre Mensa. „Die Neue“ bietet dafür allerdings ziemlich wenig Angriffsfläche.

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