Pasta e basta

Porträt eines unfreiwilligen Veganers

Nudeln sind Philippes Leibgericht – und eigentlich fast sein einziges Gericht. Dass sein veganer Speiseplan deshalb nicht langweilig aussehen muss, das zeigen seine Fotos und seine Begeisterung fürs Kochen.

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Unfreiwillig vegan – wie geht das? Bei Philippe wurden bereits im Alter von drei Jahren mehrere Lebensmittelunverträglichkeiten diagnostiziert: Wegen einer Nahrungsmittelallergie gegen tierisches Eiweiß darf er keinen Fisch, kein Fleisch und keine Eier zu sich nehmen. Zusätzlich fehlt ihm ein Enzym zum Abbau von Milchzucker, deshalb ist er laktoseintolerant und verträgt keine Milchprodukte.

Ist das nicht schrecklich, wenn man auf so viel verzichten muss? Philippe zuckt mit den Schultern und meint, er sei das so gewohnt. Wie soll er etwas vermissen, das er nie probiert hat? Oder etwas, das ihm beim einzigen Mal probieren nicht geschmeckt hat, wie Schokolade. Wenn er auswärts isst, bestellt er einfach die vegetarischen Gerichte ohne Käse. Er findet das auch nicht schlimm.

„Wenn ich selbst koche, weiß ich, was drin ist.“

Bei Philippe gibt abends – egal wie spät es ist oder wie lange es dauert – noch ein warmes Gericht. Das Kochen macht ihm Spaß. Er experimentiert gerne, kauft das Gemüse, auf das er gerade Lust hat, und kocht nur selten nach Rezept. So stellt er sich jeden Abend bereitwillig in die Küche, schnipselt sein Gemüse und kocht nebenbei meist Nudeln, ab und zu auch Hirse oder Quinoa. Doch ganz gleich was es ist, vor dem Verzehr wird alles noch einmal hübsch angerichtet und von Philippe abgelichtet. Über 300 Fotos sind so bereits entstanden. Wenn sein Mitbewohner mit ihm isst, bieten die beiden einen interessanten Kontrast: Dieser bevorzugt für sein Abendessen nämlich schnelle Gerichte, die nur eine kurze Zubereitungszeit durch den Backofen oder das Schnellrestaurant um die Ecke benötigen.

Auf die Frage hin, warum er sein Essen so fleißig fotografiert, meint Philippe, er wollte sehen, wie man sich während des Studiums so ernährt. Vielleicht stellt sich so mancher Leser nun seinen eigenen Speiseplan vor und bemerkt einige Unterschiede dazu – gerade was das tägliche Kochen und die große Menge an Gemüse betrifft. Philippes Fotos sind deshalb wahrscheinlich kein typisches Beispiel für die Essgewohnheiten des Durchschnittsstudenten, aber sie sind ein Ansporn für mehr Experimente und Begeisterung in der Küche. Ein Gericht braucht ja anscheinend gar nicht viele Zutaten, um lecker auszusehen – und wer weiß, vielleicht verwirklicht Philippe ja bald seine Idee, einen eigenen Foodblog zu starten. Bis dahin lade ich mich öfter bei ihm zum Essen ein.

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