Smartphones – destroying friendships since …?

Kontakt über räumliche Grenzen hinweg und ständige Verfügbarkeit: Davon ist die Kommunikation unserer Generation geprägt. Da kann es schon einmal vorkommen, dass wir uns den Freunden in der WhatsApp-Gruppe näher fühlen, als der körperlich anwesenden Gesellschaft. Doch wenn wir selbst in Anwesenheit unserer besten Freunde dem Smartphone den Vorzug geben, gerät unsere schöne neue digitale Welt aus den Fugen.

phubbing_1200px

Text: Andrea Sappler, Illustration: Lisa Luthardt

Vor einem Jahrzehnt waren es noch die Großeltern oder Mama und Papa: „Leg doch mal dein Handy weg!“, wiesen sie uns zurecht als unser kurzfristiges Lebensziel darin bestand, den letzten Rekord bei Snake auf unserem Nokia 3210 zu brechen. Mittlerweile haben Smartphones und das mobile Internet den Alltag der jungen Generation komplett erobert. Doch die dazugehörige Etikette ist dabei auf der Strecke geblieben.

Nicht erreichbar? Gibt’s nicht!

Das Bedürfnis ständig erreichbar zu sein und ja keine der unzähligen überlebensnotwendigen Nachrichten zu verpassen, bringt so manchen Smartphone-Nutzer in Bedrängnis: Das Handy wird in nahezu allen Alltagssituation zum unverzichtbaren Begleiter. Selbst bei Treffen mit Freunden, Hochzeiten oder einer Verabredung zum Candle-Light-Dinner sind 3G, LTE und Co. mit von der Partie. Adolf Freiherr von Knigge würde sich im Grab umdrehen. Denn wenn die Verbindung unserer Smartphones mit dem Internet stärker ist als unsere Freundschaften, läuft irgendetwas schief.

„Stop Phubbing“ oder: Man muss dem Kind nur einen Namen geben

Das erkannten auch die Macher der Kampagne „Stop Phubbing“. Das fiktive Wort „phubbing“ setzt sich aus „phone“ und „snubbing“ zusammen. Und so definiert sich „phubbing“ als eben jenes Verhalten, bei dem man real anwesende Personen vernachlässigt oder gar ignoriert und sich stattdessen mit seinem Handy beschäftigt. Ein nicht geahndetes Kavaliersdelikt mit extrem hoher Dunkelziffer. Hinter der „Phubbing“-Bewegung steckt die international agierende Werbeagentur McCann Erickson. Zahlreiche Medien sind auf die virale Kampagne hereingefallen und berichteten darüber. Doch kann man das Ganze weder der Werbeagentur noch den Massenmedien verübeln. Irgendwer musste dem Kind eben einen Namen geben.

Invasion der Smartphone-Zombies?

In Deutschland hatte sich schon vor der Anti-„Phubbing“-Bewegung die Bezeichnung der „Smartphone-Zombies“ durchgesetzt. Doch dieser Begriff wurde der Realität nicht gerecht. Wer ist schon ein „Smartphone-Zombie“ und wer nicht? Kaum einer fühlt sich von so einer Allegorie angesprochen. Denn: Sind wir nicht alle ein bisschen Zombie? Klar: Manche Mitmenschen fühlen sich von ihrem Smartphone stärker angezogen als andere. Letztendlich muss sich aber jeder Smartphone-Besitzer mit mobilem Internetzugang mit dem Problem „phubbing“ auseinandersetzen.

Schwerpunkt: Internet

Auch wenn wir es mit der NSA und anderen Datensammlern teilen müssen: Das Internet bleibt unser Zuhause. Wir essen und schlafen vorläufig noch analog, aber sonst findet unser Leben zunehmend im Netz statt. Darum widmet die presstige-Redaktion dem Internet einen Schwerpunkt. Alle bisher erschienenen Beiträge sind hier gesammelt.

Brauchen wir einen Smartphone-Knigge?

Es stellt sich die Frage, ob die Menschen von heute einen Wegweiser für ihre schöne, neue iPhone-Welt brauchen. Eine App namens „Smartphone-Knigge“ vielleicht? Die könnte dann Richtlinien enthalten wie „Verbringen Sie in Gesellschaft nicht mehr Zeit mit Ihrem Smartphone, als Sie für einen Toilettengang benötigen.“ Selbst da hätte der durchschnittliche Smartphone-Zombie schnell die Ausrede „Blasenentzündung“ parat. Nein, ein Smartphone-Knigge kann nicht die einzige Lösung sein.

Auf frischer Tat ertappt: Die Smartphone-Intervention

Vielleicht kann das Bewusstsein für soziale Fehlschüsse wie „phubbing“ schon Früchte tragen. Wer sich also von Zeit zu Zeit von seinen Freunden „verappelt“ fühlt, sollte das nicht unausgesprochen lassen. Denn so ein Smartphone-Seitensprung ist eine ernste Angelegenheit. Idealerweise erwischt man sein Gegenüber in flagranti. Eine Intervention à la „Stop Phubbing“ oder „Leg doch endlich mal dein Handy weg“ kann dann Wunder wirken. Im besten Fall erzeugt man beim Täter ein schlechtes Gewissen. Zumindest reißt man den Smartphone-Junkie für einen Augenblick aus seiner digitalen Seifenblase und zwingt ihn zur Selbstreflexion. Ein echter Freund wird es einem danken.
Habt ihr euch schon einmal bei einem Freund über Phubbing beschwert? Findet ihr es okay, seine Freunde zurechtzuweisen, wenn sie nur am Smartphone hängen oder gilt da wie so oft das Prinzip “Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein” ? Was meint ihr?

2 thoughts on “Smartphones – destroying friendships since …?”

  1. Pingback: Smartphones – destroying friendships since …? | ciuga

  2. Sehr guter Artikel. Ich habe kein Smartphone und bin froh über die gewonnene Zeit, die ich mit Gesprächen, der Partnerin, dem Kind, Spazieren oder Zeitunglesen verbringen kann. Da ich 33 bin, bin ich eine Art Außenseiter, fühle mich aber damit bestens. “phubbing” finde ich furchtbar nervig.
    Mein “normales” Handy reicht mir. Darum habe ich mir ein neues Nokia für 20 Euro gekauft. Der Akku hält giantisch lang und ich muss mich nicht von Whatsapp-Leuten nerven lassen. Wer mich erreichen will, soll mich anrufen oder mir eine Mail schreiben. Die lese ich dann vielleicht 3 Tage später. Geld in neueste Digitalgeräte zu stecken, finde ich überhaupt nicht zielführend. Nach einem Jahr ist das Gerät veraltet. Ein einfaches Laptop tuts auch. Ich bin eher ein Freund der Entschleunigung.

Schreibe einen Kommentar