Geteilte und grüne Mobiltät

Fallbeispiel Stadtwerke: Können Elektroautos den CarSharing-Trend noch umweltfreundlicher machen?

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Text: Miriam Scheibe – Fotos & Layout: Paul von Platen

42 silberne Autos mit swa-Logo befahren die Augsburger Straßen seitdem die Stadtwerke im April letzten Jahres ins Carsharing eingestiegen sind. Dabei umfasst das Angebot acht verschiedene Fahrzeuge vom Mini bis zum Transporter – darunter zwei Elektroautos. Auf den ersten Blick scheinen Carsharing und E-Mobilität gut zusammenzupassen, gelten sie doch beide als „grüne“ Innovationen der Automobilindustrie. Aber wie schlagen sich die E-Autos im Vergleich zu ihren Konkurrenten mit Diesel- und Benzinmotor in Augsburg tatsächlich?

Im vergangenen Jahr sind die Stadtwerke mit einer großen Werbekampagne ins CarSharing eingestiegen. Allerdings sind sie nicht die ersten, die diesen Service in Augsburg anbieten. Der Verein „BeiAnrufAuto e.V.“ verleiht bereits seit 2001 Fahrzeuge an seine Mitglieder. Auch auf nationaler Ebene ist die swa eher Späteinsteiger. CarSharing gibt es in Deutschland bereits seit gut zwei Jahrzehnten, richtig erfolgreich ist das Geschäft aber erst in den letzten Jahren geworden. Vor allem das free-floating Konzept hat Carsharing für viele attraktiver gemacht. Dabei werden die Fahrzeuge per Handy geortet und nach Nutzungsende an einer beliebigen Stelle innerhalb eines Operationsraums wieder abgestellt, anstatt sie nur an festen Stationen ausleihen zu können. Sowohl die Stadtwerke Augsburg als auch der BeiAnrufAuto e.V. bieten lediglich stationsbasiertes Carsharing an. Doch vor allem die swa ermöglicht durch 25 auf das Stadtgebiet verteilte Standorte eine relativ hohe Flexibilität.

Vorteile des Carsharing

Allgemeine Vorteile des Carsharings liegen neben einer Reduzierung des Verkehrs innerhalb von Städten auch in der finanziellen Entlastung für die Nutzer. Zwar werden in der Regel eine Monats- oder Jahresgebühr beim Anbieter (beim swa liegt die Monatsgebühr bei 7 € zzgl. einer Erstaufnahmegebühr von 49 €) sowie weitere Gebühren pro Stunde bzw. gefahrenem Kilometer verlangt. Fixkosten wie etwa Kfz Versicherung und Wartungs-/Reparaturkosten, wie man sie beim eigenen Auto hätte, entfallen jedoch.

Ausgabe 29: Europa
Dieser Artikel erschien zuerst in Ausgabe 29 unseres Magazins als E-Paper.

„Und was kostet der Spaß?“

Ab 1,60 € pro Stunde können die Autos bei der swa geliehen werden. Am günstigsten sind die Minis, mit Abstand am teuersten die Elektroautos. Während ein Transporter mit Dieselmotor für 3,40 € die Stunde zu haben ist, liegt der Stundenpreis für die beiden Elektroautos bei stolzen 4,90 €. Das liegt vor allem am sehr hohen Anschaffungspreis: sowohl der VW eGolf als auch der BMWi3 kosten neu knapp 35.000 €. Zum Vergleich: Ein benzinbetriebener 1er BMW ist für ca. 23.000 € zu haben, der VW Golf Trendline kostet knapp 18.000 €. Außerdem sorgt die geringe Reichweite der Elektroautos für eine geringe Jahreskilometerleistung und somit hohe Unterhaltskosten für die Fahrzeuge.
Gerade einmal eine Reichweite von 190 km können eGolf und i3 zurücklegen, wenn sie vor der Fahrt voll aufgeladen wurden. Der BMW i3 verfügt zwar zusätzlich über einen sogenannten „Range Extender“, ein Benzin-Stromaggregat, das die Batterien während der Fahrt nachlädt, doch selbst mit ist nach circa 300 km eine Pause notwendig.

Alles eine Frage des Preises?

Genau dieser Nachteil der Elektroautos passt ja eigentlich gut zum Carsharing, das zumeist sowieso eher für kurze Strecken genutzt wird. Trotzdem kann es leicht zu Komplikationen kommen, da sichergestellt werden muss, dass ein Elektroauto bei der Übergabe auch wirklich vollständig geladen ist. Laut Angaben der swa mussten Kunden, die sich einen eGolf ausgeliehen hatten, vereinzelt sogar nach einem Termin abgeschleppt werden, da sie keine ausreichenden Ladezeiten eingeplant hatten. Zusammen mit dem hohen Mietpreis erklärt das vielleicht, warum der eGolf beim swa CarSharing am wenigsten genutzt wird. Der BMW i3 läuft dank attraktivem Aussehen und des Range Extenders hingegen ähnlich gut wie die beiden Mittelklassewagen mit Dieselmotor.
In anderen deutschen Großstädten, wie etwa in Berlin, gibt es bereits CarSharing-Anbieter, die lediglich Elek-troautos zur Verfügung stellen. Laut swa können aber selbst unter günstigen Bedingungen aktuell nicht mehr als 10–15 Prozent ihrer CarSharing-Flotte aus Elektroautos bestehen. Deshalb werden Elektroautos wohl erst eine Chance haben, sich auch hier in Augsburg durchzusetzen, wenn der Anschaffungspreis niedriger, das Netz an Ladestationen dichter und die Reichweite der Autos höher ist. Das gilt sowohl im Privatgebrauch als auch beim CarSharing.

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