„The time for empty talk is over“?

Kommentar von Yevgeniya Isakov zum Amtsantritt Donald Trumps

Text: Yevgeniya Isakov – Illustration: Lara Neidhart

Am 20. Januar 2017 wird der 45. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Seine Antrittsrede lässt den neuen Kurs erahnen, doch bietet gleichzeitig viel Raum für Spekulation.

Die Antrittsrede von Donald Trump kündigt den neuen Kurs der Vereinigten Staaten an. Fokussierung nach Innen und Abschottung der eigenen Industrie. Ein Land, dass seine Ambitionen spätestens seit den beiden Weltkriegen nahezu komplett nach außen gerichtet hat, will sich nun eingrenzen und mit Zäunen umgeben. Donald Trump kündigt an, Arbeitsplätze in Amerika zu schaffen und diese auch an Amerikaner zu vergeben. Gekonnt erzählt er dem Volk genau das, was es hören möchte. „Ihr habt wieder die Macht“ und baut noch den Umstand ein, dass Gott die Amerikaner beschütze.

Die Frage der militärischen Interventionen ist durchaus umstritten. Trump hat diesen Umstand so dargestellt, dass Amerika andere Länder verteidigt habe, nur um der Gerechtigkeit und Demokratie willen, womit er einem Teil der Amerikaner aus der Seele sprechen dürfte. „Wir haben andere Länder beschützt und reich gemacht“, sagt er in seiner Rede. Doch jetzt sei Schluss damit. Bedeutet das etwa eine Abkehr von amerikanischen Militäreinsätzen in anderen Teilen der Welt? Das wäre eine ganz neue, glücklichere Perspektive auf die Ära Trump.

Doch es gibt noch eine andere Art des Krieges, die von einem Waffenstillstand in der Expansionspolitik nicht betroffen wäre. Trump könnte der Meister des so gefährlichen und unberechenbaren Wirtschaftskrieges werden. Das ist zumindest eine Möglichkeit, den wiederholten Aufruf „Kauft amerikanisch“ zu verstehen. Zumindest seine zahlreichen Anhänger könnten darauf hören.

Auch das Geheimnis hinter seinem Erfolg verbirgt sich in seiner Rede. Er verspricht, den Armen und nicht gehörten Amerikanern wieder zu Wohlstand zu verhelfen. Die Krisen der letzten Jahre haben Amerikas Bürger stark geschwächt. Da klingen Trumps Versprechungen volksnah und authentisch. Die große Frage bleibt jedoch, wie er das verwirklichen möchte. Zu seinem Amtsantritt spricht er nur davon, dass er Amerikas Wirtschaft wieder auf die Beine verhelfen möchte. Er erklärt aber nicht, auf welche Weise und vor allem nicht, woher er die nötigen Finanzmittel gewinnen möchte.

Es wird sich zeigen, was Trump während seiner Amtszeit erreichen wird und ob die Zeit des „empty talk“ tatsächlich vorbei ist. Der Versuch einer Aussöhnung mit Russland wäre vielleicht ein positives Zeichen. Aber gerade für Europa, das zurzeit auf wackligen Beinen steht, würde dies auch bedeuten, dass sich die Mächteverhältnisse geändert haben und eine neue große Koalition entstanden ist, der es am besten mit Zusammenhalt zu begegnen gilt.

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