Bücher & Serien gegen Langeweile in den Semesterferien

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Wer kennt es nicht:  Wochenlang fiebert man in der Klausurenphase darauf hin, endlich wieder freie Zeit zur Verfügung zu haben. Danach wird alles besser, danach kann ich tun und lassen, was ich will und einfach mal den ganzen Tag im Bett liegen bleiben. Doch dann sind die Semesterferien auf einmal da und wenn man nicht gerade am Arbeiten oder Reisen ist, hat man unendlich viel Zeit zur Verfügung, die man irgendwie füllen muss.

Für genau diese Situation haben wir euch zwei Buchtitel herausgesucht, die euch, falls das mit der großen Reise diese Semesterferien doch nicht geklappt hat, auf andere Kontinente mitnehmen und dabei gleichzeitig auch was für die Allgemeinbildung tun. Und für wirkliche Entspannung nebenher auch noch zwei coole Netflix-Serien!

Der erste Titel „Bleib bei mir“ der Afrikanerin Ayobami Adébáyò lässt zugegebenermaßen zuerst einmal auf eine kitschige Liebesgeschichte schließen, aber der Schein trügt. 

Das Buch spielt im Nigeria der 80er- und 90er-Jahre und begleitet die Protagonistin Yejide und ihren Ehemann Akin, die sich in einer Provinzstadt Nigerias ein gemeinsames Leben aufbauen wollen. Das einzige Problem, welches das Eheleben der Beiden sehr belastet: Yejide wird nicht schwanger – sehr zum Leidwesen der Familien des Paares, die gemäß der nigerianischen Kultur die ersten Nachkommen bald erwarten. Es wird deutlich, wie sich die Familienclans – besonders die Familie des Ehemannes – nahezu selbstverständlich in die intimsten Bereiche der Ehe einmischen. Auf Yejides Gefühle wird kaum Rücksicht genommen, denn nachdem weder moderne Medizin noch Hexerei eine Schwangerschaft ermöglichen, wird sie vor vollendete Tatsachen gestellt: Akin muss sich eine zweite Frau nehmen, die den Wunsch nach Nachkommen erfüllen soll. Die Eheleute verzweifeln zunehmend, entfernen sich immer weiter voneinander. Auch die langersehnte Geburt des ersten Kindes, das Yejide schließlich wie durch ein Wunder gebärt, kann den Keil, der sich zwischen das Paar getrieben hat, nicht entfernen. 

Mit dem tragischen Verlust des erstgeborenen Kindes wird eine verhängnisvolle Abfolge von Geschehnissen in Gang gesetzt, die über klassische Trauer und Eifersucht weit hinausgeht und alle Beteiligten zutiefst verletzt.

Das Buch ist nicht nur empfehlenswert, weil Adébáyò eine bewegende Frauen- und Familiengeschichte auf stets positiv bleibende Art und Weise erzählt, sondern auch tiefen Einblick in die Gesellschaft Nigerias und deren Entwicklung – Wahlen, Dikatur, Putsch und Kriminalität – gibt. Auch wenn die Kultur uns erstmal relativ fremd vorkommt, trägt der Roman zu einem besseren Verständnis für die Gesellschaften in Afrika bei, die sich gerade im Übergang vom traditionellen Kollektiv Großfamilie zum individuellen Leben in kleinen Familien befinden. 


Ein weiteres Buch, das sich mit einer anderen Nation – diesmal Argentinien zur Zeit des Militärputsches – auseinandersetzt, ist „Mein Name ist Luz“ von der Autorin Elsa Osorio. 

Luz, die Protagonistin des Romans, ist auf der Suche nach ihrer genetischen Identität. Als Kind der 70er Jahre wird sie in der wohlhabenden Familie eines hochrangigen Militäroberst aufgezogen, beginnt aber vor allem während ihres Studiums und mit der Geburt ihres eigenen Kindes, ihre Herkunft aufgrund familiärer Ungereimtheiten zu hinterfragen. 

Schätzungsweise 500 Kinder kommen während der Militärdiktatur als Kinder von Regimegegnern in Gefängnissen zur Welt, werden ihren Eltern entrissen und teilweise an reiche Familien weiterverkauft – Luz ist eine von ihnen. Mit viel Spannung erzählt Osario in ihrem Roman, wie Luz nach und nach kleine Mosaiksteine ihrer eigenen Geschichte zusammenfügt um Licht in ihre Vergangenheit und die Umstände ihrer Entführung zu bringen.

So muss sie sich mit der Frage nach ihren leiblichen Eltern auseinandersetzen, reist beispielsweise nach Madrid um ihren Vater zu treffen. Gleichzeitig muss sie mit dem Verrat ihrer vermeintlich richtigen Familie umgehen und mit der Tatsache, dass diese Mitschuld am Terror der Zeit besitzt. Für mich war die argentinische Militärdiktatur, die immerhin bis 1983 ging, bis dato kein Begriff, doch im Buch werden sowohl die Hintergründe und Gewalttaten des argentinischen Militärregimes verständlich aufgezeigt, sowie die menschlichen Untiefen in allen ihren Facetten beleuchtet. Auch Mitmenschlichkeit, Güte und Barmherzigkeit von Menschen in den dunkelsten Stunden kommen nicht zu kurz und machen die Geschichte sehr emotional.  


Wer sich jetzt allerdings denkt: „Danke, aber nein danke, ich hab schon während dem Semester so viel zu lesen“ für den haben wir natürlich noch unterhaltsame Netflix Tips!

Lovesick“ ist eine britische Serie, deren drei Staffeln ich in zwei (!) Tagen komplett durchgeschaut habe. Dazu muss man aber sagen, eine Folge ist nur 20 Minuten lang. Leider!

Die Story handelt von Dylan, einem chaotischen End-Zwanziger, der eines Tages völlig überraschend Chlamydien diagnostiziert bekommt. Die logische Konsequenz daraus – er muss alle seine Ex-Freundinnen und -partnerinnen kontaktieren, um ihnen von seiner Krankheit mitzuteilen. Die Serie ist einfach aufgebaut, jede Folge trägt den Namen einer anderen Verflossenen und man erfährt nach und nach, wieso Dylans Beziehungen konstant scheitern und inwieweit seine beste Freundin Evie (die natürlich heimlich in ihn verliebt ist) und sein bester Freund Luke, gleichzeitig sein Mitbewohner, in die verrückten Geschichten mit hineinspielen. 

Große Empfehlung, für Leute, die den britischen Humor schätzen und Lust auf was Leichtes zum Nebenherschauen haben. 

Falls ihr „Lovesick“ schon durchhabt, und jetzt nach einer Serie sucht, die ungefähr genauso unterhaltsam ist, ist mein nächster Tipp „Crashing“.

In der ebenfalls britischen Comedy-Serie geht es um sechs Personen in ihren Zwanzigern, die in London wohnen. Da die Mieten in der Metropole enorm hoch sind, haben sie sich dazu entschlossen in einem stillgelegten Krankenhaus zu leben. Für nur 25 Pfund monatliche Miete halten sie im Gegenzug das Gebäude instand, müssen dafür aber nicht nur mit Asbest und kaputten Röngtenmaschinen klarkommen, sondern auch mit ihren Mitbewohnern, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Während sich die Bewohner besser kennenlernen, kommt es natürlich schnell zu hitzigen Situationen und romantischen und sexuellen Beziehungen, die das Zusammenleben erheblich verkomplizieren.