“Positivschlagzeile” erzielte keine Treffer – Oder meinten Sie “Negativschlagzeile”?

Text: Sabrina Schäfer, Bild: (c) pixabay

Islands Gletscher schmelzen, dafür Extremkälte in den USA, Russland steigt aus dem INF-Abrüstungsvertrag aus, die Mafia „investiert“ in Lebensmittel, exportierter Plastikmüll verschmutzt Malaysia, Bienensterben.

Beim Blick auf den aktuellen Newsticker oder die Titelseite der Tageszeitung springen sie einem regelrecht ins Auge: die Negativschlagzeilen. Laut Duden „Schlagzeilen, die ein negatives Ereignis, Vorkommnis o. Ä. herausstellen“. So viel also zur Definition.

Aber weshalb besteht ein Großteil der Nachrichten aus negativen Ereignissen und warum ist es manchmal so schwer, positive Nachrichten zu finden? Jetzt mögen manche Stimmen aufschreien, dass es ja schließlich das ist, was die Menschen lesen wollen. Man will wissen, was in der Welt passiert, um sich dann gegebenenfalls mit den passenden Vorsichtsmaßnahmen dagegen zu schützen. Die Reise in die USA wird verschoben, Mozzarella und Olivenöl werden nur noch bei dem Händler des Vertrauens gekauft, Petitionen gegen das Bienensterben unterschrieben.

Also dienen die sogenannten Negativschlagzeilen im Endeffekt nur als Stimulus, als Reiz, um eine Reaktion auszulösen?

Das wäre dann doch zu einfach. Wie oft werden Überschriften und Artikel beiläufig überflogen, manchmal bleibt der Blick hängen, ein Foto, ein bekannter Name, ein Ort, schon wieder ein Unglück, kurze Bestürzung. Dann schließt man das Browserfenster oder legt die Zeitung beiseite und widmet sich wieder dem Alltag. Weshalb also ständig diese Negativschlagzeilen? Laut den einen – vollkommen banal – aus wirtschaftlichen Gründen. Um zu verkaufen, muss man Aufmerksamkeit erregen und das funktioniert am besten durch das Hervorrufen eines Gefühls: Angst. Schreckensmeldungen versetzen in Alarmbereitschaft und rücken dadurch in den Fokus, genauso wie die Säbelzahnkatze, die plötzlich vor dem Steinzeitmenschen auftaucht. Womit wir wieder beim Stimulus wären. Nur wird sich in diesem Fall ein evolutionär bedingtes Konzept für wirtschaftliche Zwecke zunutze gemacht.

Laut anderen seien negative Nachrichten glaubwürdiger. Dass es in der Politik selten rund läuft, ist normal, wohingegen positive Nachrichten gerne einmal angezweifelt werden (welchen Nutzen hat diese Partei oder jener Politiker von der Berichterstattung?).

Sprich: Alles nur eiskaltes Kalkül und Berechnung auf Kosten der positiven Nachrichten?

Es scheint, als sei die Suche nach „Positivschlagzeilen“ aussichtslos. Auch Duden Online liefert keine Treffer („Leider haben wir zu Ihrer Suche nach ‘Positivschlagzeile’ keine Treffer gefunden. Oder meinten Sie: Negativschlagzeile?“). Warum sich also die Mühe machen und zwischen den Katastrophenmeldungen die positiven Nachrichten herausfiltern?

Positive Nachrichten beeinflussen uns. Sie hinterlassen ein gutes, zuversichtliches Gefühl. Grund genug, um nur noch Positives zu berichten? Das morgendliche Zeitungslesen ließe einen optimistischer in den Tag starten, die Mittagspause mit Blick auf den Newsticker wäre entspannter und die Abendnachrichten würden angenehme Träume bescheren. Auch wenn sich das alles auf den ersten Blick gar nicht einmal so schlecht anhört, eine rein positive Berichterstattung ist wohl etwas zu utopisch und würde auch nicht den Erwartungen der Menschen gerecht werden. Schließlich will man auch über die negativen Ereignisse informiert sein.

Die Lösung wäre ein Journalismus, der die Tatsachen nicht beschönigt, aber auch nicht drastisch in ein negatives Licht stellt. Die Berichterstattung sollte ausgewogener sein, es sollten nicht nur die aktuellen Probleme geschildert, sondern auch Fortschritte und Möglichkeiten dargestellt werden. Kein rein positiver Journalismus, vielmehr ein konstruktiver Journalismus in dem lösungsorientiert gearbeitet wird, sodass man irgendwann einmal neben Negativschlagzeilen auch von „Positivschlagzeilen“ sprechen kann.

Schreibe einen Kommentar