Geld verdienen mit Crowdsourcing Apps. Eine Alternative zum klassischen Nebenjob?

Es ist einer dieser heißen Tage dieses verstreuten Sommers, als ich mich in Mission für die App Streetspotr zum Supermarkt aufmache. Die Sonne brennt, ich schmelze bei der Hitze, doch der Weg ist nicht weit und das leicht verdiente Geld lockt mich in den gekühlten Supermarkt. Wie in der App angegeben, arbeite ich die einzelnen Aufgaben der Reihe nach ab. Unauffällig fotografiere ich die Pappaufsteller in der Süßwarenabteilung, beantworte noch ein paar Fragen und schon sind – wie ich 3 Stunden später erfahre – drei Euro verdient. Ich schicke den Auftrag ab und tätige meine Einkäufe. Auf dem Weg zurück zur Wohnung schnauft mit dem großen, orangenen Rucksack bepackt langsam ein Lieferando-Fahrer an mir vorbei. Geregeltes Einkommen, aber feste Arbeitszeiten oder doch lieber sein eigener Chef sein, mit unsicherem Einkommen? Diese Frage drängt sich mir auf. Schnell schieße ich noch ein Foto von einem Werbeplakat für Appjobber und schon ist der nächste Euro verdient, bevor ich mich wieder an meine Hausarbeit setze.

Crowdsourcing-Apps wie Streetspotr, Appjobber oder Clickworker locken ihre Nutzer*innen mit dem einfach verdienten Geld. „Noch nie war Jobben so einfach!“ „Verdiene Geld mit deinem Smartphone!“ Auf den Websites wird man mit diesen und ähnlichen Slogans sowie Erfahrungsberichten begrüßt, welche suggerieren sollen, wie schnell und einfach viel Geld verdient werden könnte.

Schnell wird man Teil der „Crowd“, der Menge anonymer Internetnutzer, welche als Freiberufler – auch Crowdworker oder Freelancer genannt – über Crowdsourcing-Apps und Plattformen für Unternehmen arbeiten. Auf den Plattformen werden den Nutzern Mikrojobs vermittelt, welche wenig Zeit in Anspruch nehmen und daher gut nebenbei erledigt werden können. So wird das Ausfüllen von Umfragen, das Schreiben von kurzen Produktbeschreibungen oder Werbetexten, die kleinere Internetrecherche, das Korrekturlesen von Texten, das Testen von Apps oder Spielen oder eben das Fotografieren von Produkten im nächsten Supermarkt mit „Kleckerbeträgen“ von ein paar Euros vergütet. Dies sind natürlich alles einfache Aufgaben, die auch von Personen ohne spezielle Vorkenntnisse schnell erledigt werden können. Allerdings gibt es auch Plattformen wie Dasauge, Freelance oder 99 Design welche ihren Crowdworkern die Mitarbeit an langfristigen Projekten, aber auch Aufgaben in speziellen Fachbereichen anbieten.

Von Seiten der Plattformen heißt es, dass der Stundenlohn natürlich stark von der Motivation und den gesetzten Zielen, sowie der Selbstdisziplin abhängt, allerdings können Nutzer*innen durchaus einen Stundenlohn von 8-12 Euro erwarten. Natürlich hängt dies auch von den Mikrojobs ab, welche nach Aufwand und Komplexität des Jobs bezahlt werden. Allerdings fällt die Bezahlung fair und leistungsgerecht aus, wie man den vielen Erfahrungsberichten entnehmen kann. Innerhalb der Apps und Plattformen wird den Nutzern*innen mittels eines Punktesystems ein Ansporn gegeben, mehr zu arbeiten. So werden bei jedem erfolgreichem Auftrag Punkte gutgeschrieben und je mehr Punkte, desto besser werden auch die Aufträge bezahlt. Die Punkte können aber auch für Gutscheine eingelöst werden.

Das größte Problem beim Geldverdienen mit Crowdsourcing-Apps stellt die verstreute, instabile Auftragslage dar. Bei Apps wie Streetspotr und Appjobber, bei welchen die Nutzer Aufträge in ihrer Umgebung erledigen, ist die Auftragslage in Augsburg noch sehr sporadisch und so lassen sich die Jobs im Stadtgebiet manchmal an einer Hand abzählen. Doch auch bei Online-Plattformen kann die Auftragslage stark variieren. Dies liegt vor allem daran, dass Crowdsourcing und Crowdworking noch relativ neu sind. Die Konzepte konnten sich auf dem Arbeitsmarkt noch nicht etablieren, weshalb viele Unternehmen noch zögern und ihre Aufträge und Aufgaben eher an Drittunternehmen – auch Outsourcing genannt – als an die anonyme Crowd abgeben. Trotzdem sehen Experten im Crowdsourcing eine erfolgreiche Zukunft, da es eine billige Alternative für Unternehmen darstellt. Des Weiteren könnten die Unternehmen vom Wissen der Masse profitieren. Aus diesen Gründen kann in Zukunft mit einer stabileren Auftragslage gerechnet werden, was die Arbeit mit Crowdsourcing-Apps zur ernsthaften Konkurrenz des klassischen Nebenjobs katapultieren könnte.

Die unterschiedlichen Tätigkeiten bieten dem Crowdworker ein abwechslungsreiches Arbeitsumfeld. Außerdem ist die Unabhängigkeit von Arbeitsort und –zeit zu betonen. Dem kann der Lieferando-Fahrer einen festen Stundenlohn, regelmäßige Arbeitszeiten und Lohn entgegenhalten. Auch die Bezahlung sticht in den Erfahrungsberichten als Kritikpunkt heraus und wird bei den meisten Plattformen als uneinheitlich bemängelt. Außerdem, um auf eine gewünschte Summe von ein paar Hundert Euro mehr im Monat zu kommen, ist es – auf Grund der schwankenden Auftragslage – erforderlich, auf mehreren Plattformen gleichzeitig aktiv zu sein. Dies erfordert dann natürlich auch ein Organisationstalent, um vor allem die leistungsgerechte Bezahlung im Überblick zu behalten. Allerdings wird dem Crowdsourcing eine erfolgreiche Zukunft zugesprochen und es kann als hervorragender Weg angesehen werden, das eigene Portfolio auszubauen.

Verstreut. Verstreut, wie der Sommer 2019, ist auch das Arbeiten mit Crowdsourcing-Apps. Doch bald könnte die Sonne die Wolkendecke der grauen Monotonie der sicheren Nebenjobs durchbrechen und so wird das lässige Geldverdienen beim Relaxen schnell zur stabilen Alternative. Ob der Lieferando-Fahrer mir meinen Milchshake dann noch an den Kuhsee oder Proviantbach liefern will oder kann, das bleibt die offene Frage.