Augsburg-Guide für Erstsemester

© Julia Brandl Illustration: Isabelle Mader

Guten Tag und herzlich Willkommen in Augsburg,

nun habt ihr euch für Augsburg entschieden, den großen kleinen Bruder Münchens, die Heimatstadt Bertold Brechts, Jakob Fuggers oder auch Andreas Bouranis. Ihr werdet diese Stadt lieben lernen und schon bald herausfinden, dass der Zug nach München nicht das Schönste an Augsburg ist. Für den perfekten Start in euren neuen Lebensabschnitt, damit ihr euch in dieser gemütlichen, kleinen (aber nicht zu klein – gerade richtig) Stadt schnell zurechtfindet und die Unsicherheit schwindet, möchte ich euch in diesem Artikel auf eine Reise durch Augsburg mitnehmen.

Bevor es losgeht aber noch ein paar wichtige Anmerkungen zur Verständigung in Augsburg. Wenn ihr euch zum Beispiel mit Freunden am Königsplatz – dem zentralen Knotenpunkt, dem Herz der Stadt – treffen wollt heißt es nicht: „Treffen wir uns um 19 Uhr am Königsplatz?“ sondern: „Kö, 19 Uhr?“. Außerdem spricht man in Augsburg ein feinwürziges Schwäbisch und kein holziges Bayerisch. Allerdings heißt das jetzt nicht, wenn ihr an jedes zweite Wort ein leichtes „-sch“ hängt, dass ihr sofort waschechte Schwaben seid. Sowohl das Schwäbisch als auch der präzise, schlaue Umgang mit Geld bürgern sich mit der Zeit langsam ein. So ist neben „Augschburg“ auch die Abkürzung „aux“ geläufig, welche sich geradezu perfekt dafür eignet, den Freunden in der Whats-App Gruppe schnell mitzuteilen, dass man wieder „back in town“ ist.

© Balthasar Zehetmair

Der erste Kaffee oder Tee ist getrunken, der Magen grummelt und so wandert der Blick in den Kühlschrank. Das Fach im WG-Kühlschrank ist leer, das Handy wird gezückt und zwei Sekunden später zeigt der Assistant die Route zum nächsten Supermarkt an. Doch Stopp (!), es gibt schöne Alternativen zu Aldi, REWE und Co., wo das Einkaufen zum Erlebnis wird. Der Stadtmarkt (Fuggerstraße 12a) lädt zum Verweilen ein und von den Verkäufern wird man beim Kauf von regionalen Gemüse und Obst, schnell in interessante Gespräche verwickelt. Gleich um die Ecke am Ende der Annastraße wird euch der Geruch von warmen Brot ins CUMPANUM (Annastraße 1) locken und dazu verleiten, dort ein handgeschlagenes Brot mitzunehmen. Auf der anderen Straßenseite empfängt euch dann der Bio-Supermarkt BASIC (Ludwigstraße 2), ein Paradies für die Veganer/Vegetarier. Des Weiteren verstecken sich in den kleinen, gemütlichen Gassen der Unterstadt auch noch zahlreiche – sehr spezielle – Lebensmittelgeschäfte, welche entdeckt werden möchten.

Der Einkauf ist eingeräumt, der Hunger gestillt, das Überleben für die nächsten Tage gesichert. Optimale Grundlagen, um die Stadt zu erkunden. In der Annastraße könnt ihr nun euren Shopping-Hunger stillen. Wer keine Lust mehr auf die Kaufhäuser, die Hektik, sowie die typischen Läden der großen Marken in der Neustadt hat, der steigt am Moritzplatz hinab in die Unterstadt. In den kleinen Gassen durchschlängelt von malerischen Kanälen – auch Klein-Venedig genannt – regieren die Ruhe und Gemütlichkeit. Runterkommen, durchatmen, durch die Gassen schlendern und in den Geschäften stöbern. So zum Beispiel im kleinen Laden von Degree-Clothing (Mittlerer Lech 18) die Kleiderständer mit fair produzierte Kleidung durchschauen, im Kolonial Feinkost&Buch (Mittlerer Lech 2) in Kochbüchern schmökern, im Weltladen (Weiße Gasse 3) stöbern oder sich im Augsburger Teehaus (Mittlerer Lech 20) für die kalte Jahreszeit ausrüsten.  

© Balthasar Zehetmair

Nach einem Döner beim Pamukkale (Hunoldsgraben 28) – dem, so heißt es, besten Döner der Stadt – oder einer Bratwurst von der Bosna (direkt gegenüber, Judenberg 13), zwei Augsburger Institutionen, geht es weiter zur Fuggerei (Jakoberstraße 26). Nach der ältesten Sozialsiedlung der Welt steht das Domviertel auf dem Plan. Auf dem Weg dorthin können die Literaturinteressierten – für die Germanistik-Studenten ist es Pflicht, versteht sich – auch noch beim Brechthaus (Auf dem Rain 7) vorbeischauen. Genauer mit dem Domviertel beschäftigt hat sich meine Kollegin Marina, ihren Artikel findet ihr hier: http://presstige.org/2019/09/zeig-mir-dein-stadtviertel-domviertel/. Die Füße sind müde und mit einem Buch bewaffnet stellt der Hofgarten (Fronhof 8) nun die optimale Erholungsmöglichkeit dar. Aber auch der Rathausplatz lädt gerade dazu ein, bei einem (oder mehreren) Bier mit den Freunden an langen Sommerabenden über Gott und die Welt zu philosophieren.  

Ein weiteres interessantes Viertel stellt das Bismarckviertel dar. Allerdings ist dieses mit seinen breiten Straßen und seinen großen, mächtigen Häusern aus dem 19.Jahrhundert am besten mit dem Rad zu erkunden. (Wenn das Rad nicht fährt, dann bringt es am besten zum Willi Singer in die Bäckergasse 34a, der richtet es fix und hat faire Preise). Mehr zum Bismarckviertel findet ihr hier: http://presstige.org/2019/06/zeig-mir-dein-stadtviertel-bismarckviertel/ im Artikel von Lea. Wenn ihr dann immer dem Hochhaus – dem einzigen in Augsburg und auch Maiskolben genannt – am Horizont folgt, könnt ihr im Wittelsbacher Park unter mächtigen Baumkronen auf den Wiesen ausharren. Die Ruhe herrscht auch am Ufer der Wertach. Ein bisschen lauter fließt das Wasser des Lechs dann am Hochablass hinab. Der angrenzende Siebentischwald ist das Naherholungsgebiet der Augsburger und hält einige ruhige Plätzchen bereit. Dort kann man der Hektik der Stadt schnell entfliehen und mit der Natur verschmelzen. Nach einer Bib-Session könnt ihr dort eine Halbe im Parkhäusl (Professor-Steinbacher-Straße 10a) hinunterzischen oder auf einer der Bänke am versteckten Stempflsee die Kämpfe der Enten beobachten, bevor es dann mit dem Rad in 10 Minuten wieder zurück zur Uni geht. Außerdem bietet der Siebentischwald auch viele schöne Joggingstrecken.

Es dämmert, der Magen schreit nach Nahrung. Nun wird entweder gemeinsam in der WG gekocht oder es geht wieder in die Innenstadt, wo ihr alles bekommt wonach euch gerade gelüstet. Mehrfach ausgezeichnet für ihr konsequentes veganes Konzept hält das Restaurant Mom´s Table (Maximilianstraße 77) gesunde und leckere Currys, Bowls und Smoothies bereit. Wenn ihr nicht ohne Fleisch auskommen könnt und auf deftige bayrische/schwäbische Küche mit süffigen Bier dazu steht, seid ihr beim Riegele (Frölichstraße 26) genau richtig. Feine indische sowie vietnamesische Küche werden beim Sangam (Hunoldsgraben 34) sowie bei Saigon Village (Auf dem Kreuz 19) aufgetischt. Bei Beißer Burger (Dominikanergasse 13) gibt es die besten Burger der Stadt, was man allein daran erkennen kann, dass die Fenster am Abend auf Grund des großen Andrangs öfters beschlagen sind. Deshalb hier unbedingt reservieren! Wenn ihr keine Lust aufs Kochen oder Rausgehen habt, dann bestellt doch einfach bei Boxbote. Die Boxboten liefern dir alles per Rad, sind immer pünktlich und können dir mit einer schnellen Bierlieferung die Hausparty retten.

Es ist kurz nach acht, die ersten Clubs öffnen aber erst um 23 Uhr. Die Zeit bis dahin könnt ihr nun entweder mit einem Film im Thalia Filmtheater (Obstmarkt 5) oder im Liliom (Unterer Graben 1) überbrücken. Am Königsplatz könnte ihr im Pool City Billard oder Darts spielen oder im City-Bowling kegeln. Ich hoffe ich konnte euch einen ersten guten Überblick über Augsburg geben und nun liegt es an euch die Stadt weiter zu erkunden, sie hält noch einiges mehr bereit. Viel Spaß beim Entdecken!

© Balthasar Zehetmair