Adventskalendertrends – Muss das alles sein?

Adventskalender gehören für uns alle zur Weihnachtszeit wie Weihnachtsbäume, Kerzenlicht und Glühwein. Als Kind gab es für mich nichts Schöneres, als jeden Tag ein Türchen meines Schokoladenadventskalenders zu öffnen und somit dem großen Weihnachtsfest ein Stückchen näher zu kommen. Mittlerweile sind die klassischen Schokoladenadventskalender sowas von oldschool geworden. Man hat das Gefühl, die Trends werden immer verrückter und der eigentliche Sinn des Adventskalenders tritt komplett in den Hintergrund.

© Johanna Gruber

In den Drogeriemärkten stapeln sich die Adventskalendertische. Auf Instagram und YouTube meint jeder Influencer plötzlich, Werbung für Amorelie-Adventskalender, MyMuesli-Adventskalender und co. machen zu müssen. Die letzten Jahre hat dieser Trend, den Adventskalender als Vermarktungsstrategie zu missbrauchen, bei so ziemlich allen Firmen eingeschlagen. Egal ob Alkohol, Sextoys, Gewürze, Werkzeuge, Fitnessprogramme oder Beauty – 2019 findet man alles in Adventskalenderform. Da fragt man sich, was hat das alles noch mit Weihnachten und dem eigentlichen Brauch des Adventskalenders zu tun? ….Genau gar nichts!

Hier eine kleine Auswahl der verrückten Adventskalendertrends 2019:

Amorelie-Adventskalender: Der Anbieter wirbt mit Slogans wie: „Für Paare, die erste Erfahrungen mit Lovetoys sammeln möchten, entdeckt die beliebtesten Einsteiger-Toys aus unserem Sortiment.“ Auf YouTube packen Influencer den Adventskalender schon im Voraus aus, um ihren Followern die Produkte zu präsentieren. Preis: ab 100 Euro

Fitness-Adventskalender von Pamela Reif: Dieser Adventskalender ist in Kooperation mit der Fitness-Ikone und Influencerin Pamela Reif entstanden. Er beinhaltet 24 vegane, zu 100% natürliche Riegel und „ein exklusives Booklet mit Ernährungs Know-How, einem cleanen Plätzchen Rezept und Tipps für den Advent.“ Wie der Anbieter ihn beschreibt. Preis: 55 Euro

Wera Werkzeug-Adventskalender: „Der wohl männlichste Adventskalender feiert 10. Geburtstag! Enthalten sind wieder nützliche Werkzeuge und Profi-Tools.“ So wird dieser Adventskalender vom Anbieter beschrieben. Inhalt dieses Adventskalenders sind unter anderem eine Kombination aus Schraubwerkzeugen für 20 unterschiedliche Anwendungen und 8 Werkzeuge zur Elektro-Arbeit für gängige Profile: Schlitz, Kreuzschlitz, TORX und Innensechskant, sowie eine Falttasche zum Andocken an die Werkstattwand. Preis: 40 Euro

Bier/Wein/Gin-Adventskalender: Die Adventskalender in Form von Alkohol haben sich in den letzten Jahren zu besonderen Trendsettern entwickelt. Vor allem die Bieradventskalender sind besonders beliebt. Jeden Tag im Advent gibt’s eine neue Biersorte zum Testen. Preis Bieradventskalender: ab 50 Euro, Preis Weinadventskalender: ab 70 Euro, Preis Gin Adventskalender: ab 90 Euro

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Die Inhalte der aufgezählten Adventskalender klingen zwar alle ganz lustig und interessant, trotzdem haben sie erstmal nichts mit der Vorweihnachtszeit zu tun. Niemand denkt sich: „Ein Fitness-Adventskalender von Pamela Reif – oh, wie weihnachtlich!“ Weihnachten ist die besinnliche Zeit des Jahres. Man geht mit seinen Freunden gemütlich auf den Weihnachtsmarkt, alle kommen mit ihren Familien zusammen und am Weihnachtsfest liegt Feierlichkeit in der Luft. Escaperoomgames, Bier und Sextoys…da kommt bei mir kein Hauch von Feierlichkeit auf, mal ganz abgesehen von den Preisen. 100 Euro für einen Adventskalender, wie soll man das denn dann noch mit einem Weihnachtsgeschenk toppen? Da kann die Adventszeit schnell zu Leere im Geldbeutel führen. Meiner Meinung nach, reicht es vollkommen, einen Adventskalender für fünf Euro zu schenken oder vielleicht einfach einen selber zu basteln, um dem eigentlichen Sinn des Adventskalenders wieder ein Stückchen näher zu treten.

Woher kommt der Adventskalender überhaupt?

Die Geschichte des Adventskalenders beginnt Mitte des 19. Jahrhunderts. Adventszeit bedeutet „Ankunft“ und ist die Vorbereitung auf das christliche Hochfest des Jahres, die Geburt Jesu am 24. Dezember. Der Adventskalender hatte viele Vorläufer, die mehr oder weniger zeitgleich an verschiedenen Orten entstanden. Es fanden kirchliche Andachten statt oder die Familie ist jeden Tag im Advent zusammengekommen. Für die Kinder hängten Familien nach und nach 24 Bilder mit weihnachtlichen Motiven an die Wand oder ans Fenster. Eine andere Variante war es, 24 Kreidestriche an die Wand zu malen, die die Kinder dann Tag für Tag wegwischen durften. In anderen Familien wurde täglich eine Kerze angezündet. Das Zunehmen des Lichts steht hierbei sinnbildlich für die Ankunft Jesu an Weihnachten.

Der Adventskalender sollte und soll auch heute noch dazu dienen, sich auf Weihnachten zu freuen und dem großen Fest jeden Tag ein bisschen näher zu kommen. Der ganze Konsum und die Vermarktungsstrategien die heutzutage hinter den Adventskalendern stecken, haben absolut nichts mehr mit der eigentlichen Botschaft zu tun. Unternehmen wollen ihre Produkte an den Mann bringen, egal ob weihnachtlich oder nicht. Hauptsache ist, wir kaufen sie!

Anstatt solche Vermarktungsstrategien zu unterstützen, könnten wir in der Weihnachtszeit auch einfach 24 Tage lang eine gute Tat vollbringen. Sei es nur einer älteren Dame die Tür aufzuhalten, den kleinen Bruder zum Fußballtraining fahren oder seinem Nebensitzer in der Tram ein Kompliment zu machen.

Weihnachten ist das Fest der Liebe. Konsum sollte an dieser Stelle keine Rolle spielen.

Quelle: https://www.mein-adventskalender.de/adventskalender-geschichte/