Praktika und Werkstudentenjobs bei renommierten Unternehmen sind eine nützliche Ergänzung zum Studium
Von Hannes Lüth
Praktika und Werkstudentenjobs bei renommierten Unternehmen sind eine nützliche Ergänzung zum Studium
Das aktuelle Hochschulranking der „Zeit“ beschert der Wirtschaftsfakultät der Universität Augsburg ein wenig harmonisches Farbenspiel: Knalliges Rot, dazwischen sommerliches Gelb und ein Tupfer matten Grüns. Doch stört diese eigenwillige Farbmischung nicht nur den Ästheten, nein, gerade der Wirtschaftsstudent wird den Tag verfluchen, an dem ihn die ZVS statt nach Mannheim (wo das Grün eindeutig dominiert) oder an die TU München (auch hier viel Grün) ins rot-gelb schimmernde Augsburg geschickt hat. Rot steht für intellektuelles Niemandsland, beziehungsweise Schlussgruppe. Gelb ist die Farbe der Mittelgruppe (die personifizierte Mittelmäßigkeit) und Grün steht für die Spitzengruppe (böse Zungen würden von „Elite“ sprechen) in der jeweiligen Kategorie.
Die BWL-Fakultät der Fachhochschule erstrahlt hingegen in den glänzendsten Farben: hier reißt die positive Bewertung nur selten ins Mittelmaß aus. Gleich zweimal gehören die Glücklichen von der Schillstraße zur Spitzengruppe.
Angesichts einer allgemeinen und beklagenswerten Rankingflut stellt sich die Frage, wie wichtig der Ruf der Hochschule wirklich ist, wenn es um den Bewerbungserfolg des Studierenden geht? Worauf achten Personaler bei der Vergabe von Praktika und Werksstudentenjobs?
FH Augsburg : Hoch im Kurs
Sebastian Selmair ist BWL-Student an der FH im fünften Semester und absolvierte ein Pflichtpraktikum bei Microsoft in Unterschleißheim. Der 22-Jährige war in der Abteilung „Partner Programm & Readiness Group“ tätig. Seine Hauptaufgabe bestand „in der Erstellung und Auswertung eines Fragebogens rund um das Partnerportal der Firma“. Das Bewerbungsgespräch vor Ort hatte zum Glück wenig mit einem Verhör gemein: „Das war ein lockeres Gespräch und hat ungefähr eine halbe Stunde gedauert.“ Die meisten Bewerber kamen aus München. Indes störte es keineswegs, dass er in Augsburg studiert, genießt doch „die FH einen ziemlich guten Ruf.“
Mut zum Quereinstieg
Lars Kelpien (27) wird in seinem Lebenslauf zukünftig eine hochinteressante Station vorweisen können. Er studiert seit fünf Semestern Informatik mit Nebenfach BWL an der Universität Augsburg und ist seit einem Monat als Werksstudent im Privatkundengeschäft der HypoVereinsbank (HVB) in München. Kelpien setzte sich gegen drei andere Bewerber durch: „Ich bin jetzt in einer sehr erlauchten Position und gehöre zu den förderungswürdigen Mitarbeitern.“ Quereinsteigern macht er Mut: „Ich zähle nicht zu den typischen Bewerbern, da ich kein reinrassiger BWLer bin.“ Im Bewerbungsgespräch war ausschlaggebend, dass er glaubhaft signalisiert hat, sich in die Thematik einarbeiten zu wollen. Nur kurz wurde auf die Noten in seinem Lebenslauf eingegangen, viel wichtiger waren seine bisherigen beruflichen Erfahrungen. Anderen Bewerbern rät der Student, „sich vorher gut über die Person, die das Bewerbungsgespräch führen wird, die Firma und auch die Abteilung zu informieren“. Bei einem Unternehmen wie der HVB sei es auch von Vorteil bei Fragen zu Dax-Stand und Ölpreis sattelfest zu sein. Die „Kleiderwahl“ im Vorstellungsgespräch wird laut Kelpien ihrem Namen nicht wirklich gerecht, da „Anzug und Krawatte Pflicht sind“.
Ernst & Young
Stephan Goverts ist Steuerberater und Partner bei Ernst&Young in der bayerischen Landeshauptstadt. Er ist für den Recruitingprozess im Bereich Steuern zuständig und hat in Vorstellungsgesprächen regelmäßig Kontakt mit akademischen Nachwuchskräften. Hochschulrankings haben für den Manager nur eine beschränkte Aussagekraft: „Es gibt Lehrstühle, die einen sehr guten Ruf haben. Diese identifizieren wir auch über Rankings, aber vor allem über unsere Erfahrungen.“ Die Wirtschaftswissenschaftler aus der Fuggerstadt genießen bei der Münchner Prüfungsgesellschaft einen guten Ruf: „Die Uni Augsburg ist schon sehr gut.“ Die Anforderungen an die Bewerber sind laut Goverts sehr hoch. Jedoch sei es keineswegs Ziel des Beraters, nach Bewohnern des intellektuellen Elfenbeinturms zu fahnden, vielmehr werbe man um „freie, kreative, konstruktive Denker“. Die starke Fokussierung auf die Studienleistungen begründet der Steuerberater folgendermaßen: „Wenn jemand immer schon zu den besten 20 Prozent in seinem Jahrgang gehört hat, wird er auch die Steuerberaterprüfung, bei der es sehr hohe Durchfallquoten gibt, bestehen.“ Da das Unternehmen die Kosten für die Ausbildung trägt, versucht es mit strengen Auswahlkriterien das Risiko von Fehlinvestitionen zu minimieren. In Goverts’ Branche ist es ratsam, zum Vorstellungsgespräch „lieber im Business Dress“ zu erscheinen. Sein Kollege Joerg von Petrikowsky, Human Ressources-Partner im Bereich Wirtschaftsprüfung hält Praktika mit einer Dauer von sechs Monaten für sinnvoll. „Die Studenten werden in der Zeit wie Assistenten in Trainings ausgebildet und projektbezogen eingesetzt. So gewinnen sie den besten Einblick in das Berufsbild und können sich vom Arbeitgeber ein genaues Bild machen.“ Wenn Goverts die letzten Jahre Revue passieren lässt, stellt der 41-Jährige fest, dass sich „das Niveau stark gehoben hat“.
FujitsuSiemens Computers
Barbara Vollmer ist Fachberaterin im Personalbereich bei FujitsuSiemens Computers in Augsburg. Sie achtet sehr auf das Gesamtbild der Bewerber. Für Vollmer sind Noten „wichtig, aber nicht das Wichtigste“. Für das Unternehmen seien Persönlichkeiten attraktiv, die sich für Dinge außerhalb des Studiums interessierten, wie zum Beispiel ein Ehrenamt. Formale Knock-out-Kriterien seien dagegen Butterflecken oder Rechtschreibfehler in den Bewerbungsunterlagen. Im Bewerbungsgespräch gibt sie jedem Kandidaten die Möglichkeit, die wichtigsten Stationen seines bisherigen beruflichen Werdegangs kurz darzustellen: „Man bekommt dabei einen guten ersten Eindruck.“ Das Bild vom chronisch klammen Studenten kann sie nicht bestätigen: „Die Studenten suchen sich ihre Nebenjobs ganz gezielt, um ihr theoretisches Wissen aus dem Studium in der Praxis zu vertiefen.“ Bei Praktika verhalten sich die Jungakademiker laut Vollmer ähnlich.
In Augsburg stehen die Firmen Schlange
»Mit Praktika kann man eigentlich gar nicht früh genug anfangen«, erklärt Prof. Dr. Dres. h.c. Adolf G. Coenenberg von der Universität Augsburg. An seinem Lehrstuhl für Wirtschaftsprüfung und Controlling beobachtet er das Phänomen, »dass die Unternehmen Schlange stehen, um gute Studierende zu bekommen . Wichtigstes Kriterium dabei sind die Zensuren der Immatrikulierten sowie die Studiendauer. Als weitere Einstellungskriterien nennt Coenenberg Auslandsaufenthalte, Praktika und ein sicheres Auftreten. Er lobt das Austauschangebot der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg, die Austauschprogramme mit mehreren Partneruniversitäten in den USA unterhält. Vom Scheuklappenstudium hält der Wirtschaftsprofessor wenig: »Ein Bewerber macht sich interessant, wenn er in seiner Freizeit zum Beispiel Ski- oder Tennisunterricht gibt und darüber hinaus auch noch über ein gutes Benehmen verfügt.« Ein wesentliches Manko haftet den meisten Bewerbern jedoch nach wie vor an. So beklagen zahlreiche Personaler gerade bei Studierenden der Wirtschaftswissenschaften eine katastrophale Rechtschreibung.