Das Augsburger “Kuratorium Raum für Bildung” schafft Zukunft
“So ein bisschen Bildung ziert den ganzen Menschen”, heißt es bei Heinrich Heine. Zu Heines Zeiten war gute Bildung vor allem eine Frage des Geldes. Dass Bildung auch heute noch Geld kostet, ist hinreichend bekannt. Und so verbindet sich jedwede Diskussion um Bildung stets mit der unvermeidlichen Kostenfrage. Das belegen nicht zuletzt die fortwährenden Debatten um die nahenden Studiengebühren oder das Büchergeld an bayerischen Schulen. Nicht unbedingt als historischer Glücksfall mag es da erscheinen, in einer Zeit aufzuwachsen, die ihr Gepräge weit mehr durch Existenzängste und Perspektivlosigkeit als durch die Verteidigung hochtrabender Ideale erhält.
Von Christopher Große
Droht eine große Kulturnation also angesichts knapper Kassen im allgemeinen Mittelmaß zu versinken? In jahrelanger Selbstgeißelung versuchte das Land den PISA-Schock zu überwinden, schon droht es von Elite-Universitäten überschwemmt zu werden. Ist unsere Bildung noch zu retten?
Unsere Politik weiß: Operation erfolgreich – Patient tot
Alles halb so wild, beruhigt uns die Politik. In München und Berlin hat das Thema Bildung seinen Spitzenplatz auf der tagespolitischen Speisekarte geradezu zementiert. “Studierende sind unser großes Kapital”, hat Bayerns Wissenschaftsminister Thomas Goppel erkannt. Bundesforschungsministerin Annette Schavan sieht Deutschland auf einem guten Weg zu “qualifizierten jungen Menschen”. Der Haushaltsentwurf der Bundesregierung setze “Kräfte für Innovationen frei.” So werde Deutschland “zu einem der attraktivsten Orte für die Wissenschaft.” Wer möchte dreimal raten, wie das gelingen soll? Fast richtig – im Angebot sind: Innovationspolitik, Leuchtturmprojekte, Exzellenzinitiative. Schließlich, so Goppel, komme es auf die “Zukunftsfähigkeit” unseres Landes an.
Sicher in die Zukunft: Mehr als große Worte
Auch Frank Jersch teilt die Ansicht, dass Bildung immer noch die beste Vorsorge für eine sichere Zukunft darstellt. Doch fast noch mehr als große Worte liebt der Augsburger Unternehmer Taten. Deshalb hat Jersch im Februar dieses Jahres gemeinsam mit zwei Promovenden der Uni und drei Studenten das “Kuratorium Raum für Bildung e.V.” ins Leben gerufen. Der gemeinnützige Verein hat sich die “ideelle und materielle Förderung von Initiativen und Einrichtungen, die dem gesellschaftlichen Bildungsauftrag verpflichtet sind” auf die Fahnen geschrieben. Gefördert werden sowohl öffentliche Bildungseinrichtungen als auch private Bildungsinitiativen. Bedeutet konkret: Der Verein sammelt Geld und unterstützt damit Projekte, die junge Menschen fit für die Zukunft machen. “Oft benötigen sinnvolle Initiativen und Ideen einfach nur einen finanziellen Anschub. Wir möchten mit dem Kuratorium Steigbügelhalter für Bildung sein, indem wir Privatpersonen, Institutionen, aber auch Kindergärten, Schulen oder sogar Hochschulprojekten zum Erfolg und zu mehr Reichweite verhelfen”, beschreibt Jersch den Arbeitsfokus des Kuratoriums. In einem ersten breit angelegten Projekt will das Kuratorium über Nachhilfe-, soft skill- und Bewerbungs-Trainings sozial schwachen Schulabgängern grundlegende Fähigkeiten vermitteln, damit auch diese Schüler eine faire Chance auf einen erfolgreichen Start ins Berufsleben erhalten. Anschließend wird es zusätzliche Trainingsangebote für interessierte Lehrer geben, die so als wertvolle Multiplikatoren für viele weitere Schüler fungieren können.
Wider die Dummheit: Investitionen, die bereichern
Um dieses wichtige soziale Projekt realisieren zu können, wirbt das Kuratorium Raum für Bildung um Mitglieder: Studenten, Promovenden, Schüler und Erwerbslose können schon für zwei Euro im Monat Mitglied werden und so die gemeinnützige Arbeit des Vereins unterstützen. Privatpersonen spenden monatlich fünf Euro. Im Sommer findet im Augsburger Univiertel eine Charity-Gala mit großer Tombola statt. Der 1. Vorsitzende des Vereins, der katholische Studentenseelsorger Prof. Dr. Thomas Schwartz, hofft, dass möglichst viele Bürger dieses einzigartige Projekt unterstützen werden und so zu mehr Chancengleichheit und besseren Bildungschancen für sozial schwache Kinder beitragen. Für ihn war es selbstverständlich, sich zu engagieren: “Bildung ist anders als jeder andere Bereich eine Form von Investition ist, die dem, der etwas gibt, nichts nimmt, sondern ihn sogar bereichert.” Neben Schwartz gehören dem Vorstand auch Studenten und Alumni der Uni Augsburg sowie die Ingolstädter Unternehmerin Marion Stiefel an. Schwartz möchte noch weitere Unternehmen für die Arbeit des Vereins begeistern: “Mit einer steuerlich absetzbaren Fördermitgliedschaft können Firmen helfen, das wesentliche Fundament für die Zukunft unseres Wirtschaftsstandorts zu sichern. Schließlich ist Bildung auch notwendige Voraussetzung für bahnbrechende Ideen und Innovationen und somit die Basis für Fortschritt und Wachstum.”
Damit endlich nicht mehr nur geredet wird, will das Kuratorium nun Taten sprechen lassen. “Ein echtes Bewusstsein für die Bedeutung des Themas Bildung muss her. Daher haben wir schon im Frühjahr mit der Förderung der ersten Projekte begonnen.” Frank Jersch ist überzeugt, dass sich diese Investitionen auszahlen werden. Das dürfte auch der Harvard-Präsident Derek Bok unterschreiben. Der sagte einst: “If you think education is expensive, try ignorance.”