Das Assessment Center als Bühne für den großen Auftritt
„Authentizität in einem Assessment Center ist grundverkehrt“, meint Prof. Dr. Ain Kompa vom Lehrstuhl für Personalwesen an der Universität Augsburg. Unser „wahres Ich“ mit all seinen Schwächen wollen die Personaler in einem Assessment Center (AC) aus uns herauskitzeln. „Die Unternehmen wollen einen echten Menschen kennen lernen, nicht eine einstudierte Rolle,“ so Nadja Krämer von der Ausbildungsabteilung der Deutschen Bank.
Von Jennifer Stanzl, Nicole Reimer
Aber genau den sollten wir ihnen nicht zeigen. Ein Unternehmen sucht ein bestimmtes Ideal – und dieses gilt es für die Bewerber zu erfüllen, um das AC erfolgreich zu absolvieren. Moralische Ehrlichkeit mag uns beim lieben Gott Punkte bringen, aber nicht in der harten Geschäftswelt.
Super size me
Superman ist gefragt! Heutzutage mehr denn je. Inkompetenz und Unsicherheit sind zwar menschlich, passen jedoch nicht mit dem Bild des idealen Bewerbers zusammen. Selbst Clark Kent muss seine menschlichen Unsicherheiten abwerfen, wenn er in sein knackig-enges Superman-Outfit schlüpft und mit flatterndem rotem Umhang durch die Lüfte saust. Ob er die Welt zu retten vermag, ist eine andere Frage, aber zumindest tritt er so überzeugend auf, dass es ihm ein jeder abnehmen würde.
Schauspiel für die Karriere
Die wichtigste Aufgabe besteht darin, was mein Gegenüber, das stellvertretend für sein Unternehmen steht, sucht. Mit dieser geldwerten Erkenntnis hat der Bewerber die Möglichkeit, den Spieß umzudrehen, und den Zuschauern genau das zu bieten, was sie zu sehen wünschen: ihren perfekten Arbeitnehmer. “Soziale Intelligenz ist die wohl wichtigste Eigenschaft, um ein AC erfolgreich zu absolvieren”, erklärt der Personalwissenschaftler. Das AC ist wie ein Theater: Geht der Vorhang auf, nimmt der Schauspieler die von ihm erwartete Rolle ein. Spielt er die Rolle gut, bestätigt oder übertrifft er gar die Erwartungen seines Publikums, wird er unter tosendem Applaus gefeiert, ansonsten erwarten ihn faule Eier und Tomaten.
Superman mit Schwächen
Trickreich wird es bei der Frage nach den persönlichen Schwächen, die garantiert jeden Bewerber in einem AC erwartet. Aber Superman hat doch keine Schwächen – mit dieser Antwort weicht man der Frage aus, behauptet Kompa. Zwar wollen die Beobachter einen Superman, aber keinen unmenschlichen Superman. Hört sich widersprüchlich an, ist aber so. Menschlichkeit wirkt sympathisch. Trotzdem sollte man darauf achten, dass man bei der Beichte persönlicher Schwächen nicht munter aus dem Nähkästchen plaudert, sondern strategisch eine bereits erkannte und wandelbare Schwäche aufs Tablett legt. Dann demonstriert man Lernfähigkeit, eine wichtige Eigenschaft, mit der selbst Superman Schwächen haben darf.
Anleitung zum Erfolg
„Man muss Marketing für sich selbst betreiben“, meint Prof. Kompa. Sein Rat: im Alltag verschiedene Situation zum Rollenspiel nutzen. An der unfreundlichen Supermarktkassiererin kann man sein dominantes Verhalten testen oder im Freundeskreis mal eine schüchterne oder gar aggressive Rolle annehmen. Der Professor merkt an, dass die eigene Persönlichkeit wandelbar ist: „Der Mensch hat keinen authentischen Kern.“ Und wer sagt denn, dass die vorhandene Persönlichkeit die Beste ist. „Sich wandeln bringt Chancen“, bestätigt der Wissenschaftler.
Also nichts wie los! Den heimlich versteckten roten Umhang unter dem Bett hervorholen und abheben in die Lüfte der Perfektion!
Ich will mehr!
Internet
AC Aufbau und Ablauf mit detaillierten Übungsbeschreibungen:
http://www.jobpilot.de/content/journal/assessment/
Literatur
Ausführlicher Ratgeber mit Aufgabenbeschreibung und Überlebenstipps
und Tricks für alle AC-Frischlinge:
Assessment Center
von K. Leiejewski/ C. Fertsch-Röver (TaschenGuide)
Realität
Betser Ratschlag: Rein in die Superman-Welt,
denn wie allseits bekannt: Übung macht den Meister!
Hierzu bietet MLP kostenlos für Studenten Assessment Center Trainings an.
Weitere Infos unter:
http://www.mlp.de unter Service/Seminarangebot