Das Prinzip Waschmarke

Die Katholische Hochschulgemeinde und das Haus-Edith-Stein feiern Jubiläum

Die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) Augsburg feiert dieses Jahr ihren 40. Geburtstag, das Haus-Edith-Stein (HES), Studentenwohnheim und KHG-Zentrum, wird 20. Ein Rückblick auf eine bewährte friedliche Koexistenz.

Von Philipp Albers

Die Waschmarke ist ein kleines, aber aussagekräftiges Beispiel. Studenten, die im Haus Edith Stein wohnen,brauchen sie für die Waschküche im Keller. Die Münzen gibt es schon so lange wie das Haus selbst, im Mai werden es 20 Jahre. Vor 20 Jahren kosteten sie zwei Mark, heute einen Euro. Es blieb einiges unverändert seit der Einweihung 1987: Die bestehende Hausordnung gab sich der Heimrat bei seiner ersten Sitzung, Bewerber für einen Wohnheimsplatz brauchen immer noch eine Referenz der Heimatgemeinde,der Name des Heimleiters ist immer noch Lothar Maier.1980 kaufte die Diözese Augsburg Grundstücke im Univiertel – für ein katholisches Wohnheim und ein neues KHG-Zentrum. Nachdem sich die Diözese ein teures Priesterseminar geleistet hatte, wollte sie bei dem neuen Gebäude nicht knausern. Ein Architekturwettbewerb wurde ausgeschrieben, den der Augsburger Hans Schrammel gewann.

Für Wohnheimsleiter Lothar Maier war es gerade zwei Jahre her, dass er selbst studiert hatte, als er für das neue Studentenwohnheim verantwortlich wurde. Bei den Verhandlungen waren eigentlich alle wichtigen Punkte abgehakt, als der Domkapitular noch eine Frage hatte. Wie es denn mit gemischten WG’s klappen solle, wollte er wissen. Maier: „Wissen Sie, alles was in der Nacht passieren könnte, kriegen die Studenten auch tagsüber hin.“ Die lapidareAntwort des Kirchenmannes: „Dann macht’s halt was ihr wollt.“ Also gab es keine streng katholische Hausordnung, sondern Mustermietverträge. Heute findet Maier, dass es im Haus-Edith-Stein „auch nicht schlimmer zugeht als in anderen Wohnheimen.“

Als das Haus fertig war, standen die Bewerber Schlange. Ein Zimmer kostete 160 Mark im Monat. Maier erinnert sich: „Wir haben die ersten 100 genommen, auf einen Schlag war das Haus voll“. Die ersten 100 hieß auch, dass längst nicht alle, die einzogen, aktive KHG-Mitglieder waren. KHG und Wohnheim waren zwar unter einem Dach, ein bisschen Argwohn herrschte dennoch. Maier erklärte die Berührungsängste, die einige Studenten damals hatten: „Da´hieß es dann, Hilfe, jetzt kommt die KHG und wir werden katholisch gemacht.“

„Überhaupt nix mit der KHG am Hut“ hatte Ute G., die 1989 als erste Studentin mit Kind ins Wohnheim zog. „Eine gemeinsame Identität entstand vor allem übers Bierstüble“, sagt sie. Das Bierstüble – ein Partyraum im Kellergeschoss, damals wie heute. Die Identitätsfindung fand allerdings nicht lautlos statt, selten dauerte eine Party so lange wie geplant. „Da kam regelmäßig die Polizei“, erzählte Grünbauer. Doch das Mittwochs-Lärmen ging ungetrübt weiter. Irgendwann stand dann mal ein Nachbar mit einer Schreckschusspistoleauf einer Party. Gelegentlich dringen die stampfenden Bässe noch heute in Grünbauers Schlafzimmer. Sie wohnt wieder im gleichen Haus, in einem von der Kolping-Stiftung angemieteten Appartement ein Stockwerk über der KHG und benutzt noch den Trockner im Keller des Wohnheims. Das Licht knipst sie in den finsteren Gängen nicht an, nach 18 Jahren findet sie sich blind zurecht. Alles, was sie braucht, ist die Waschmarke für einen Euro.

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