Augsburger Studenten starten den Lauschangriff – im Internet und völlig legal
Um die Mittagszeit gegen eins im Radio: „Einen schönen guten Tag, liebe Zuhörer. Guten Morgen, liebe Studenten.“ Ob wahr oder nicht wahr, dies ist nur eines der vielen Zitate, die man auf belauscht.de lesen kann. Nach dem Motto: „Deutschland spricht. Immer und überall. Millionenfach. Deutschland lauscht. Immer und überall. Millionenfach“ bieten Krischan Dietmaier (24), Nico Degenkolb (23), Felix Anschütz (24) und Thomas Neumann (22) im Internet eine Plattform für Deutschland im O-Ton. Die vier Augsburger Studenten sammeln alles Aufgeschnappte, egal ob Zitat, Wortspiel oder eine interessante beobachtete Geschichte – gleich woher es stammt, vom Bürgersteig oder aus der Eisdiele. Die Idee dazu brachte Krischan im August 2006 aus dem Urlaub mit. „Ein Freund von mir hatte in Finnland mit großem Erfolg eine ähnliche Homepage nach der Idee der Mutterseite „Overheard in New York“ gestartet. Da es im deutschsprachigen Raum noch keine solche Plattform gab, beschlossen wir kurzerhand eine zu gründen“, erzählt der EKG-Student.
Von Martina Wengenmeir
Mehr als nur Privatvergnügen
Nach wenigen Tagen, in denen Seitenaufbau und Layout entwickelt wurden, ging die Seite dann ins Netz. Seitdem ist Thomas fürs Programmieren zuständig, die anderen für das Auswählen und Einstellen der Beiträge sowie die Verbesserung etwaiger Rechtschreibfehler. „Eigentlich betreiben wir die Seite rein zum privaten Vergnügen. Es spielt höchstens ein Interesse auf Grund unseres Studiengangs mit“, verrät Nico. „Wir studieren alle bis auf einen Europäische Kulturgeschichte. Felix studiert Medien und Kommunikation.“ Seit Beginn des Projekts hat sich die Seite nur wenig verändert, das Layout hat sich etwas gewandelt und es sind mehr Kategorien, wie „Benebelt – Belauscht im Rausch“ oder „Bevormundet – Kindermund“ hinzugekommen. Pro Tag sind es heute durchschnittlich 2000 Besucher und fünf bis sieben Beiträge, die eingesandt werden. Davon erweisen sich ein bis zwei als brauchbar. „Wir bekommen viele Zitate, bei denen wir vermuten, dass sie erfunden wurden, weil sie nicht authentisch klingen. Die werden dann nicht veröffentlicht, genauso wie beispielsweise rechtsradikale Zitate“, erklärt Nico das Auswahlverfahren.
Hübsche Praktikantinnen und tausend Ideen
Die meisten Beiträge stammen aus der Kategorie „Befördert – in Bus und Bahn“. Je nachdem auf welcher Seite „belauscht.de“ gerade verlinkt sei, ändern sich auch die Benutzergruppen. Zeitweise waren das viele Lehrer oder Eltern, als „belauscht.de“ auf einer Homepage zu Bildungs- und Erziehungsfragen verlinkt gewesen ist. Aber hauptsächlich werde die Seite von jungen Leuten besucht. Für zukünftige Änderungen haben die Jungs viele Ideen. Sie wollen die Seite aufpeppen und in Zusammenarbeit mit ähnlichen Seiten im Ausland eine Art internationale Bestenliste der Beiträge erstellen. Denn Humor und Belauschtes ist von Land zu Land verschieden. Was sie sich noch für die Zukunft der Seite wünschen? Krischan fasst es so zusammen: „Wir selbst sind relativ austauschbar, wichtig sind die User. Deshalb wollen wir, dass noch mehr Leute von der Seite wissen. Dann kommen mehr Beiträge und das Niveau der Sprüche bleibt gut oder wird höher.“ Nico fügt lachend hinzu: „Und wir wünschen uns mehr Geschenke und Sachspenden. Außerdem drei hübsche Praktikantinnen, die unsere WG aufräumen.“