…an Ulrich Hohoff, Direktor der Universitätsbibliothek Augsburg
presstige: Warum dauert es in der Uni-Bibliothek zum Teil so lange, bis Bücher aus dem Magazin abholbereit sind? An anderen Bibliotheken geht das mitunter in weniger als einer Stunde.
Hohoff: Das kann verschiedene Gründe haben. Die meisten Bestellungen liegen aber binnen eines halben Tages an der Ausleihe zum Abholen. Wenn‘s mal länger dauert, liegt das daran, dass ein Buch noch nicht an seinem Platz im Magazin stand, etwa weil es erst kurz vorher zurückgegeben wurde, oder daran, dass das Buch im Fach selbst nicht am richtigen Ort stand. Wir haben etwa eine Million Bücher im Magazin und noch mal so viele im Präsenzbestand.
Von Jörn Retterath
presstige: Wie viele Bestellungen kommen denn pro Tag durchschnittlich an?
Hohoff: Im letzten Jahr gab es 370.000 Ausleihen vor Ort und an andere Bibliotheken – das sind also mehr als 1.000 pro Öffnungstag. presstige: Wie viel Platz haben Sie noch in Ihrer Bibliothek? Passt noch etwas ins Magazin hinein? Hohoff: Unsere Magazine sind in der Tat voll. Die Bibliothek war beim Bau für 1,5 Millionen Bände ausgelegt, jetzt haben wir zwei Millionen. Es wird zwar regelmäßig ausgesondert, aber der Bestand wächst trotzdem. Im Außenmagazin an der Alten Uni ist noch etwas Platz frei. Für die nächsten Jahre reicht es noch, aber dann müssen wir uns etwas überlegen.
presstige: Gibt es eigentlich einen „Giftschrank“ in der UB?
Hohoff: Wir haben zwar keinen „Giftschrank“, sind aber bei manchen Büchern gesetzlich verpflichtet, sie nicht frei auszuhändigen. Das sind etwa Bücher, die pornografische oder rassistische Inhalte haben. Wir können zum Beispiel nicht jedem einfach so die Ausgabe des Völkischen Beobachters aushändigen, aber mit einem besonderen Nachweis, dass ein solches Werk zu Studienzwecken gebraucht wird, können wir es dem Benutzer meistens geben.
presstige: Wie funktioniert eigentlich die Fernleihe? Werden die Bücher mit der Post verschickt?
Hohoff: Die meisten Fernleihbestellungen werden vom Bücherauto abgeholt. Von Augsburg fährt das Auto zweimal in der Woche nach München und Regensburg. In München werden Bücher, die an anderen Bibliotheken geliefert werden verpackt und weiterversendet. Zum geringen Teil werden aber auch Bücher per Post transportiert. Im Jahr kommen so 76.000 Fernleihen nach Augsburg. Der gewaltige Anstieg ist ein deutlicher Indikator dafür, dass hier zuwenig Geld für die Literaturversorgung der Universität vorhanden ist.
presstige: Was ist das älteste und was das wertvollste Buch in der Uni-Bib?
Hohoff: Was das wertvollste Buch ist, kann ich schwer sagen, da die Bücher ja nicht auf dem Markt gehandelt werden und viele alte Bücher außerdem einen großen immateriellen Wert haben. Seit 1980 ist die Oettingen- Wallersteinsche Sammlung bei uns. Dazu gehören sehr viele wertvolle Bücher, nämlich Handschriften und frühe Drucke aus den Sammlungen des Fürstenhauses und aus Klöstern. Das älteste Buch in der Universitätsbibliothek ist ein Evangeliar aus Echternach, das um 720 auf Pergament geschrieben wurde.