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Die Rettung des Augsburger Doms vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

Alarmglocken schrillen, als die Alliierten innerhalb von 80 Minuten den zweiten Brandbombenangriff auf Augsburg fliegen. Die Nacht des 25. Februar 1944 erweist sich als schicksalhaft – nicht nur für die Stadt, sondern auch für ihren Dom.

Mehr als 300.000 Bomben gehen auf die Innenstadt nieder und zerstören sie fast vollständig. Eben noch ragte der Dom unversehrt aus den Trümmern hervor, doch dann fängt das Dach der Marienkapelle beim zweiten Angriff Feuer. Schnell breiten sich die Flammen aus und drohen auf das Langhaus überzuspringen, was eine vollständige Zerstörung des Doms zur Folge hätte.

 

Von Bettina Schäferling

Nur ein rasches Eingreifen der Feuerwehr könnte das verhindern, aber nicht nur 28 Grad Minus erschweren jegliche Löschversuche, sondern auch die Tatsache, dass die Rettung kirchlicher Gebäude von den Nationalsozialisten per Gesetz verboten ist. Daher verweigert die Feuerwehr dem Domkaplan die Unterstützung, woraufhin dieser ausgerechnet einen vorbeikommenden SA-Löschzug um Hilfe bittet, die ihm bereitwillig gewährt wird.

Wunderwerke

Blicken wir zurück auf die Geschichte des Doms: Schon früher waren dort unglaubliche Dinge geschehen, etwa die ‚wundersame Bildervermehrung‘, die sich im Zuge der Regotisierung ereignete. Damals wurden zwei Holbeingemälde gekauft, wobei man zur großen Überraschung später feststellte, dass diese auch auf der Rückseite bemalt waren. Durch geschickte Spaltung entstanden die vier heute noch vorhandenen Bildtafeln.

Doch diesmal scheint das Wunder auszubleiben. Noch ehe der Brand vollständig gelöscht werden kann, bemerkt der Einsatz-gruppenleiter den widerrechtlichen Löscheinsatz am Dom und ordnet die Verhaftung des verantwortlichen Löschzugführers an.

Inzwischen hat sich ein Teil der Bevölkerung in den Dom geflüchtet, der jederzeit in Flammen aufgehen könnte. Die Lage scheint aussichtslos, als plötzlich Schritte zu hören sind.

Im Mittelalter war es nicht ungewöhnlich, dass die Bevölkerung gemäß des Stadtrechts auch nachts den Dom durchquerte, der in die ursprünglich geradlinig verlaufende Hauptstraße hinein vergrößert worden war. Der Bürgermeister hatte sogar das Privileg, hindurch zu reiten.

Traumhochzeit

Doch weder die Bevölkerung, noch Pferde verursachen in dieser Nacht den Lärm, sondern ein Trupp Soldaten, der sofort bereit ist zu helfen. Die Dachplatten der Marienkapelle werden abgedeckt, das Feuer mit Schnee gelöscht und so der Dom gerettet. Einige Jahre später wird es noch ein weiteres Happy End geben, denn jener Löschzugführer, der versuchte, den Dom zu retten, wird genau dort getraut werden.

63 Jahre nach der dramatischen Rettung des Doms kann das Gotteshaus auf eine 1200-jährige Geschichte zurückblicken. Vollständig restauriert zeigt sich die Bischofskirche anlässlich der diesjährigen Feierlichkeiten zum Gedenken an die Domweihe von 807. Möglich ist dieses Fest nicht zuletzt auch dank der Helfer, die in jener Februarnacht den Dom vor den Flammen retteten. |

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