Silvia Reissner-Jenne ist ERASMUS-Beauftragte und stellvertretende Leiterin des Akademischen Auslandsamtes der Universität Augsburg
presstige: Wie war die Nachfrage nach ERASMUS-Plätzen für das kommende Sommersemester?
Silvia Reissner-Jenne: Die neuen Bachelorstudiengänge haben für einen leichten Einbruch gesorgt. Durch unsere Nachfrageaktion konnten wir aber wieder die gleiche Zahl an ERASMUS-Plätzen vergeben wie im vergangenen Jahr. Etwa 200 Studenten der Universität Augsburg gehen im akademischen Jahr 2007/2008 ins Ausland. Auch das Verhältnis zwischen Incoming-und Outgoing-Students konnten wir in den vergangenen Jahren verbessern und mehr Studenten aus dem Ausland für Augsburg interessieren.
Von Stefanie Probst
presstige: Vor welchen Problemen stehen Sie als ERASMUS-Koordinatorin?
Silvia Reissner-Jenne: Es gibt typische Incoming- und typische Outgoing-Länder. Aus der Türkei wollen viele Studierende nach Augsburg, aus England kommen im Schnitt nur drei bis vier jährlich. Als Zielland ist England dagegen sehr beliebt. Es ist ein dauernder Prozess, Angebot und Nachfrage zu vereinen. Im Fach Amerikanistik gibt es seit kurzem eine Kooperation mit der Universität Izmir in der Türkei, da die Hochschule dort eine hervorragende Amerikanistik-Abteilung hat. Eine Alternative abseits der ausgetretenen Pfade, wie zum Beispiel die Orientierung in Richtung Osteuropa, kann oft sehr lohnenswert sein!
presstige: Wo sehen Sie die Vor- und Nachteile eines stark organisierten Auslandsaufenthalts?
Silvia Reissner-Jenne: ERASMUS ist ein Rundumpaket. Es ermöglicht damit auch Studierenden, die unter Zeitdruck stehen und denjenigen, die bereits nach dem ersten Studienjahr ins Ausland wollen, diesen Schritt zu wagen. Auch für BAföG-Empfänger ist das Programm attraktiv, da die ERASMUS-Förderung nicht auf die Zahlung von BAföG angerechnet wird. Einen Nachteil kann die „Ghettobildung“ der Studierenden vor Ort darstellen. Dabei bleibt der Sprachlerneffekt auf der Strecke. Doch jeder, der sich dieser Gruppenbildung entzieht, kann das fremde Land und die Menschen für sich entdecken – auch als ERASMUS-Student. Das zeigt auf amüsante Weise eine Statistik der EU-Kommission. Danach hat jeder fünfte Student einen Lebenspartner, den er im Auslandsjahr kennen gelernt hat – ERASMUS als die größte europäische Partnerbörse.
presstige: Wann wird es endlich auch im Fach Politikwissenschaft einen ERASMUS-Fachberater geben?
Silvia Reissner-Jenne: Die Studenten haben große Hoffungen, dass der Lehrstuhl möglichst bald besetz wird und dass sich damit auch eine bessere Beteiligung der Politikwissenschaft am ERASMUS-Programm entwickelt. In der Übergangsphase verwalte ich die noch geringe Anzahl an Plätzen.