Weihnachten ohne Weihnachtsmann und Ostern ohne Osterhase

Wie andere Kulturen ihre traditionellen Feste in Deutschland feiern

In Augsburg wohnen 270.656 Menschen davon sind 44.846 Ausländer. Doch warum feiern sie Neujahr im Frühling und aus welchem Grund tragen sie einen Monat lang rot-weiße Armbänder? Für presstige erklären das zwei Studenten aus Aserbaidschan und Bulgarien.

Von Ina Veneva – Fotos: Stanislav Atanasov

Weihnachten verschoben?! Du machst Witze…

Muslime feiern ihr eigenes „Weihnachten“ an Silvester – dann gibt es Geschenke und ein Essen im Kreise der Familie. Klingt nach einem „deutschen Weihnachtsfest“ – doch einen Weihnachtsmann gibt es dabei nicht. Die Familie des 21- jährigen Fuad aus Aserbaidschan hat etwas typisch Deutsches übernommen: Da um 00.00 Uhr alle Neujahr feiern, stößt seine Familie mit Champagner an. Bei diesem Fest lädt seine Familie auch deutsche Freunde zu sich ein.

Das echte muslimische Neujahr ist auch nicht am „richtigen Platz“ im Kalender: Bei ihnen heißt es „Novruz“ und wird in der Nacht vom 20. März gefeiert. Fuad wird dieses Fest nächstes Jahr in München feiern. Dann gibt es Pakhlava, das sind Teigtaschen mit Zuckersirup sowie Schekerbura: „Das wird aus Teig gemacht, da wird irgendwie Zucker reingeschoben“, sagt Fuad. In dieser Nacht werden Kerzen für jedes Familienmitglied angezündet. In Aserbaidschan ist es dann eigentlich Tradition, über das große brennende Feuer zu springen. „Wenn ich das hier mache, lande ich sicherlich im Gefängnis!“, erzählt er lachend.

Auf Ostern muss man auch warten!

Die Feste der Orthodoxen sind auch später als bei den Katholiken: Ich komme aus Bulgarien – und dieses Jahr habe ich meine Mitbewohner aus dem Wohnheim überrascht: Als ich mich am Sonntag nach Ostern mit meinen Freunden mit gefärbten Eiern geschlagen habe. Jeder versucht das Ei des Anderen zu brechen und wessen Ei am Ende ganz bleibt, ist der Gewinner. Zuhause in Bulgarien hätte ich meine Familie besucht, aber in Augsburg wurde aus Ostern dann ein internationales Fest. Mit Freunden aus Bulgarien, Deutschland, Kasachstan und China haben wir zusammen gefeiert.

Einen Monat lang feiern?

Wir Bulgaren tragen ab dem 1. März rot-weiße Armbänder, die für Gesundheit und Freude stehen sollen – solange, bis wir einen Storch sehen. Da Störche in der Stadt nicht so häufig sind wie Tauben, werden die Armbänder manchmal sogar bis April getragen. Sie heißen „Martenizi“ und da es diese in Deutschland nicht zu kaufen gibt, basteln sie die Bulgaren im Ausland meist selbst.

Andere Kulturen respektieren

Sicherlich ging euch das auch schon mal so: An Silvester steht man um 00.00 Uhr draußen in der Kälte, um das Feuerwerk zu sehen. Dann wünscht man sich oft ein paar Grad mehr, um nicht zu sehr zu frieren. Die Chinesen haben dieses Problem nicht, da sie Neujahr im Frühling feiern. Dieses Jahr habe ich mit Tianli, 26 Jahre, aus China aufgrund des Zeitunterschieds im März Prosecco getrunken. Obwohl es nicht zu meiner Tradition und Kultur gehört, habe ich dann zwei Mal das Jahr 2012 begrüßt. Schließlich sind mehr Feste als üblich nie schlecht…

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