Wulff, Guttenberg und Co.

Die Selbstvernichtung der deutschen Politik

In den letzten Jahren traten drei Bundesminister zurück. Der Grund war nicht, dass sie ihre Arbeit schlecht gemacht, sondern dass sie ihre Reputation zerstört haben. Ihre Namen werden heute mit Kriminalfällen in Verbindung gebracht: die Wulff-Affäre, die Guttenberg-Affäre und die Causa Schavan. presstige berichtet über die Schicksale der Angeklagten.

Von Ina Veneva

Karl-Theodor zu Guttenberg kann stolz auf sich sein. Er ist zu einer teuren Marke geworden. Im Jahr 2011 wurde die sogenannte „Guttenberg-Tastatur“ bei eBay für mehr als 300 Euro verkauft. Bei ihr wurden alle Tasten bis auf ESC, STRG, Leertaste, Enter und die Buchstaben A, C und V entfernt. Diese reichen aus, einen Text zu markieren, zu kopieren und einzufügen. Auf diese Weise profitieren kreative Enthusiasten davon, dass Guttenbergs Doktorarbeit objektiv zu etwa 65 Prozent aus Wortlaut- und Inhaltsplagiaten, mit denen der ehemalige Verteidigungsminister fremde als eigene Leistungen ausgegeben hat, besteht.

Annette Schavan, die bis 9. Februar Wissenschaftsministerin war, steht Guttenberg in nichts nach. Dass sie kurz vor Rosenmontag ihr Amt abgegeben hat, war die perfekte Gelegenheit für den Karnevalist Jacques Tilly, die ehemalige Dr. Schavan zu karikieren. Auf dem Schavan-Faschingswagen erschießt ein Wissenschaftler der Universität Düsseldorf, wo die Ministerin studiert hat, sie mit einer „Kugel des Rücktritts“. Der Künstler hat bereits die Wagen für Wulff und Guttenberg in den vergangenen zwei Jahren, anlässlich des Düsseldorfer Karnevals, gebaut. Geht die Tradition so weiter, sollten alle Politiker an Fasching 2014 sehr vorsichtig sein!

Die Angeklagten und die Medien

Guttenbergs Gesicht war auf allen relevanten Titelseiten. Einst der beliebteste Politiker Deutschlands, floh er nach seinem Rücktritt in die USA und ist inzwischen in keinem Ranking mehr vertreten. Nur vier Jahre nach Erwerb des Doktortitels, wurde der CSU-Politiker jüngster Bundesminister für Wirtschaft und später für Verteidigung. Das Geschehen entwickelte sich rasend: Innerhalb weniger Tage wurden Online-Plattformen gegen Guttenberg gegründet, Zeitungen publizierten Berichte über die Quellen, die er genutzt und nicht sauber gekennzeichnet hatte. Wegen des Skandals bat Guttenberg die Universität Bayreuth um Rücknahme seines Doktorgrades. Der Mediendruck war zu groß und verursachte sogar Demonstrationen des Volks. Die vierte Gewalt hatte ihre Entscheidung getroffen: Guttenberg musste gehen!

Christian Wulff konnte den Kampf gegen die Medien auch nicht gewinnen. Er versuchte etablierte Blätter wie Bild und Süddeutsche Zeitung zu manipulieren, um die Berichterstattung über seine Kreditaffäre zu verhindern. Trotz aller Bemühungen  wurde klar, dass Wulff einen Kredit über 500 000 Euro von dem Unternehmer Egon Geerkens für den Bau seines Hauses aufgenommen hat. Danach entwickelte sich alles wie ein Lauffeuer: Die Medien gingen so weit, dass sie über Finanzaffären, Wulffs Urlaubseinladungen und die Feier nach der Wahl zum Bundespräsident betreffend, berichteten. Sein Schicksal: Rücktritt im Februar 2012.

Fremdgeschämt

Nachdem die Ex-Wissenschaftsministerin Schavan Guttenberg scharf kritisiert hatte, folgte sie seinem Schicksal. Sie bekam zwar mehr Unterstützung von ihrer Vertrauten, Kanzlerin Merkel, trotzdem wurden auch in ihrer Dissertation Plagiate gefunden und der Doktorgrad ihr aberkannt. Dennoch kann man die Fälle Schavan und Guttenberg nicht miteinander vergleichen. Guttenberg hat beispielweise einen Artikel aus der FAZ ausgeschnitten und in seiner Arbeit eingefügt. Schavan hat „nur“ unsauber zitiert.

Ich bin „Doktor“!

Die Plagiatsvorwürfe gegen CSU-Politiker hören damit nicht auf. Der Miesbacher Landrat Dr., so darf man noch sagen, Jakob Kreidl soll in seiner Dissertation getäuscht haben. Es sieht so aus, als ob die Medien willkürlich nach solchen Themen suchten. Darunter leiden nicht nur die Politiker, sondern auch das Ansehen Deutschlands. Für die ganze Welt sind unsere Bundesminister zu faul, um selbst eine Dissertation zu schreiben. Sie nennen sich aber stolz „Doktor“.

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