Der Anti-Wunschzettel

Weih·nach·ten, Plural: Weih·nach·ten [ˈvaɪ̯naχtn̩] oder besser bekannt als das „Fest der verrückten Schenkerei“. Wir schreiben den 11. Dezember 2013. Es sind mittlerweile weniger als zwei Wochen, bis wir wieder einmal alle Geschenke für die lieben und nicht so lieben Verwandten, Partner und Freunde zusammengesucht haben müssen. Der Geschenke-Wahn geht also so langsam in die heiße Phase. Die Straßen werden immer voller, die Menschen bepackter mit Tüten und Kartons, womit sie manchmal an eine Art Jonglier-Einlage erinnern. Doch neben den Ideen, was man verschenkt, herrscht langsam der Gedanke, was man wohl selbst auspacken wird.

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Text: Petra Maier, Illustration: Natalia Sander

„Weihnachten wird unter dem Baum entschieden“, heißt es immer so (un)schön in der Werbung. Um dem gerecht zu werden, fragen mich meine Eltern jedes Jahr aufs Neue, was ich mir denn wünsche. Wie immer weiß ich erst einmal Ewigkeiten nichts. In dieser Hinsicht beneide ich Freunde, die es schaffen, ihre Wünsche auf Papier zu bringen. Einen Wunschzettel habe ich selbst schon lange nicht mehr geschrieben. Ob es daran liegt, dass ich den Glauben an das Christkind relativ früh verloren habe oder dass ich so gut wie nie etwas von besagter Liste bekam, ist mir bis heute nicht klar.

Und überhaupt: Warum schreiben wir akribisch Wunschzettel, wenn die Wünsche darauf gar nicht in Erfüllung gehen? Dafür finden wir mal wieder Omas gestrickte Wollsocken unterm Baum und nicht die begehrte neue Staffel unserer Lieblingsserie. Dass Großeltern und Eltern nichts mit „How I met your mother“ oder den „Tributen von Panem“ anfangen können, kann man ihnen nicht verübeln. Dass sie uns aber jedes Jahr wieder und wieder fragen, was wir zu Weihnachten wollen und wir es am Ende doch nicht bekommen, schon.

Natürlich ist dieser ganze Geschenke-Hype Quatsch. Wir sollten froh sein, dass wir ein Dach über dem Kopf haben, dass das Wasser sprudelnd aus unseren Hähnen fließt, wann immer wir es wollen, und wir mit Sicherheit nicht Hunger leiden müssen. Und dennoch beschenken wir uns. Weil es dazu gehört. Weil es Tradition ist. Wir tauschen sogar Präsente mit Personen aus, die wir kaum kennen. Natürlich ist es dann nicht verwunderlich, dass wir mit unseren Geschenken hin und wieder ins Fettnäpfchen treten. Sollte man dann aber nicht lieber eine Liste einführen, auf die man Dinge schreibt, die man bestimmt nicht haben möchte? Einfach, um sicherzugehen, dass man nach den Weihnachtsfeiertagen nicht mit dem Umtausch sämtlicher Geschenke beschäftigt ist? Außerdem könnte man damit vermeiden, dass Unmengen unbrauchbarer Geschenke eingepackt werden – quasi der Umwelt zuliebe.

Was auf einer „Was-ich-mir-weder-vom-Christkind-noch-vom-Weihnachtsmann-noch-von-Mama-oder-Papa-wünsche“-Liste stehen könnte, sind besagte Wollsocken. Zwar ist Stricken für Großmütter sicherlich eine wundervolle Beschäftigung an kalten Wintertagen; wenn man aber wie mein Vater bei jeder Gelegenheit Wollsocken geschenkt bekommt – auch zum Geburtstag im Hochsommer! – dann platzt irgendwann selbst die größte Kommode aus allen Nähten. Auf meinem „Anti-Wunschzettel“ würden vermutlich Parfüm und Schmuck stehen. Weil ich mir denke, dass da jeder einen sehr eigenen Geschmack hat und man so etwas meist selbst aussuchen sollte. Was meiner Meinung nach auch so gut wie immer in die Hose geht, ist das Verschenken von Kleidung: Mal ist sie zu groß, mal ist sie – noch fataler –  zu klein und mal gefällt sie nicht. Außerdem würde ich davon abraten, mir jegliche Art von Pflanzen zu schenken. Da ich absolut keinen grünen Daumen habe, möchte ich lieber darauf verzichten, Blumen, Kakteen und Topfpflanzen beim Sterben zuzusehen.

Auch von sogenannten Stehrumchens sollte man beim Schenken die Finger lassen: sprich von sämtlichen Deko-Objekten wie Kerzen, Keramikgeständen oder sonstigen Staub-Ablageflächen. Die wirken vielleicht im Laden attraktiv, sind aber schlichtweg unnötig und haben definitiv keinen Platz unterm Weihnachtsbaum verdient. Gleiches gilt für pragmatische Dinge wie Küchenmaschinen oder elektrische Rasierapparate. Die scheinen zwar auf den ersten Blick umwerfend praktisch, haben beim zweiten Mal Hinsehen aber den Charme von „Mach‘ mal mehr in der Küche“ oder „Achte gefälligst besser auf dein Äußeres“.

Eine „Was-ihr-mir-auf-keinen-Fall-schenken-sollt“-Liste werde ich spätestens nächstes Jahr einführen. Die Ideen dafür kann ich schon dieses Weihnachten sammeln.

Was wünscht ihr euch keinesfalls zu Weihnachten? Habt ihr irgendwelche No-Gos für Geschenke?

 

2 thoughts on “Der Anti-Wunschzettel”

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