Tipps für unterwegs: Mit dem Rucksack durch Irland

Für abenteuerlustige Reisende, die mit großem Rucksack und kleinem Budget unterwegs sind, ist Irland ein ideales Ziel. Mit unseren Tipps erlebst du noch mehr – und vermeidest unnötigen Frust.

Neue Freunde und Begleiter tauchen manchmal ganz plötzlich auf.Neue Freunde und Begleiter tauchen manchmal ganz plötzlich auf

 Dos – Was man unbedingt beachten und tun sollte

1. Ein Zelt mit hoher Wassersäule mitnehmen

Ein Zelt mit hoher Wassersäule (> 3000mm) ist in Irland unabkömmlich, auch wenn man etwas investieren muss. Das Problem sind hier nämlich nicht Regengüsse wie in Deutschland, sondern stetiger, teilweise tagelang anhaltender Nieselregen. Ein billiges Baumarktzelt gibt schon nach kurzer Zeit nach: Die Nähte werden undicht, das Wasser beginnt durch den Stoff zu sickern und nachts beginnt dann plötzlich die Wasserfolter – Tropfen nach Tropfen platscht auf die Stirn. Und wenn man denkt, dass es hilft sich anders hinzulegen, dann bilden sich auch schon die nächsten.

2. Wildcampen

In Irland ist Wildcampen erlaubt und es stört sich niemand daran. Ganz im Gegenteil – die Menschen kommen und quetschen dich neugierig aus. Stellenweise gibt es da aber ein kleines Problem: Es grenzt Weide an Weide und weit und breit ist kein Millimeter an potenzieller Campingfläche zu finden. Was tun? Ganz einfach: Man fragt nach dem Besitzer des Landes. Sehr oft dringt man zu diesem nicht einmal vor, sondern landet bereits nach fünf Minuten im Garten eines bis dato unbekannten Iren. Deren Herzlichkeit und Gastfreundschaft ist weltberühmt, sodass eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, direkt in die Familie aufgenommen zu werden. Aus geplanten drei Tagen an einem Ort werden so schnell auch mal drei Wochen. Dennoch sollte man ab und an einen Campingplatz aufsuchen. Nicht nur der Dusche, sondern auch der Leute wegen. Es wäre nicht das erste Mal, dass man dort sogar seinen Nachbarn kennenlernt!

Unter der Kulisse von Lismore Castle schlafen. Kein Problem, jedoch Hochwassergefahr!
Unter der Kulisse von Lismore Castle schlafen. Kein Problem, jedoch Hochwassergefahr!

Ein besonders guter Ort zum Wildcampen: einsame Burgruinen. Auch wenn es ab und zu etwas unheimlich sein kann und man seltsame Dinge zu hören und zu sehen scheint: Spannend ist es auf jeden Fall— und vielleicht vergisst man solche Nächte gerade deshalb nie!

 3. Trampen

Ohne Auto entdeckt man die wahren Schätze.
Ohne Auto entdeckt man die wahren Schätze.

Die bevorzugte Reisemöglichkeit sollte weder Fernbus, noch Auto sein, denn durch das Trampen in Irland erlebt man Dinge, die man nicht für möglich hält. Man lernt die verrücktesten Menschen kennen: vom gealterten Folksänger, der sein Leben lang durch Deutschland getourt ist und Geschichten aus der eigenen Augsburger Lieblingskneipe zum Besten gibt oder den Pferdebeauftragten, der in halb Irland Schonungen betreut und Wildpferde vertreibt. Auf diese Art lernt man die Insel auf ganz besondere Weise kennen und lieben und sieht Orte, die sonst kein Tourist zu Gesicht bekommt.

Sonnenuntergang_Kreuz

 Don’ts – Was man lieber lassen sollte

1. Trampen am Sonntag

Auch wenn das Trampen die interessanteste Art zu Reisen ist – Sonn- und Feiertage sind kein guter Zeitpunkt! Wenn man schon an solch einem Tag trampen muss, dann sollte man zwei Dinge beachten: Zum einen schlafen Iren sonntags aus, das heißt vor Mittag muss man sich gar nicht erst losbewegen. Zum anderen sollte gleich eine Stelle gesucht werden, an der es ein winddichtes Fleckchen für den Campingkocher gibt. Warum? Wartezeiten von bis zu sechs Stunden auf einsamen Landstraßen sind sonntags nicht ungewöhnlich. Wenn sich nicht gerade andere Touristen völlig verfahren haben, dann hilft nur ständiger Kaffeenachschub, die Zeit zu überstehen. Gute Musik zum lauten Mitgrölen lässt sie Stunden auch schneller vergehen. Warum auch nicht? Außer ein paar Kühen hört es eh keiner.

2. Zelten in einer Senke

Beim Campen am Meer immer windgeschützt stehen
Beim Campen am Meer immer windgeschützt stehen

Beim Zelten gibt es einige Dinge zu beachten: Gewebeklebeband für alle Fälle (z.B. gebrochene Zeltstangen) einpacken sowie Sandheringe für Tage an wundervollen Stränden, doch vor allem: niemals das Zelt in einer Senke aufstellen! Auch wenn es der schönste Ort der Welt, mit dem tollsten Ausblick ist: TU ES NICHT. Irland ist bekannt für sein Wetter. Hat man den Regen noch nie erlebt, neigt man dazu ihn zu unterschätzen. Trotz geringer Intensität – je länger es regnet, umso mehr Wasser sammelt sich in Senken. Man schläft gemütlich, träumt und merkt nicht, wie sich das Zelt allmählich mit Wasser füllt. Ist das Wasser über die Isomatte gestiegen, sind die Ersatzklamotten im Rucksack schon klatschnass. Mit viel Glück geschieht das Absaufen auf einem Campingplatz mit einer lieben Besitzerin, sodass man eventuell im Aufenthaltsraum auf der Couch schläft. Mit Pech jedoch steht man mitten in der Pampa und wringt das letzte Paar saubere Socken aus. Das Einzig Gute daran: Ist man klatschnass, muss man nur selten länger auf eine Mitfahrgelegenheit warten – außer es ist Sonntag.

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Unsere Autoren erzählen von ihren schönsten Reise-Erlebnissen und geben Tipps für unterwegs. Alle Folgen sind hier gesammelt.

3. Den Urlaub genau durchplanen

Stellt man sich auf einen genauen Tourenplan ein, merkt man schnell: Das funktioniert so nicht. Schon während des Trampens landet man oft irgendwo, wo man ursprünglich nicht hin wollte. Dennoch bereut man solche Abwege nur selten, da man so unglaubliche Ecken zu sehen bekommt. Es kann vorkommen, dass man eine Strecke viel schneller zurücklegt als geplant, sodass man unerwartet Zeit gewinnt. Auch sollte man immer bereit sein, den „Geheimtipps“ der Einheimischen zu folgen. So schläft man mit Glück direkt an einer Steilklippe zum Meer und wenn man es will, kann man so tagelang keinem Menschen begegnen und sich mit den Kühen und Schafen anfreunden.

3 thoughts on “Tipps für unterwegs: Mit dem Rucksack durch Irland”

  1. Ich habe schon lange vor das mal zu machen. Dieser Artikel hat mir echt geholfen und hat mir noch mehr Spaß und Lust auf Abenteuer gemacht 😀

  2. Wirklich ein cooler Bericht über das Reisen durch Irland.
    Ich will das Abenteuer Rucksack-Urlaub nächstes Jahr auch mal wagen und hab durch lesen der Texte oben gleich noch mehr Lust drauf bekommen!
    Ich bin Anfänger was das urlauben mit dem Rucksack angeht. Hab zwar sehr viel Erfahrung beim campen, aber ich glaub nicht dass man das gemeine Campen auf dem Campingplatz in der Toskana mit nem Trip durch Irland vergleichen kann!
    Aber ich bin gespannt und freu mich drauf. Hoffentlich geht was zam!
    Danke für die Tipps und Eindrücke!

  3. ich möchte gerne mit Auto und Zelt nach Irland für 4 Wochen. Ein Zelt hab ich schon gekauft und der Artikel bestätigt mich in meinem Plan keine Pläne zu machen 🙂 campingkocher, Ravioli und Kaffee und ab gehts 😉

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