Ob Formel Eins oder die Filmreihe Fast & Furious, schnelle Autos begeistern viele von uns. Aber nur Zuschauen ist doch auf Dauer zu langweilig! Studierende der Hochschule Augsburg bauen in ihrem Verein StarkStrom Augsburg e.V. seit vier Jahren an eigenen Rennwagen. Wir haben mit Sebastian, einem Mitglied des Augsburger Rennteams, gesprochen.
Presstige: Was war bisher euer größter Erfolg?
Sebastian: Technisch gesehen war das bereits in der zweiten Saison die Entwicklung eines Monocoques, also eines Chassis aus Kohlefaser als Ersatz für einen Stahlgitterrohrramen. Im vergangenen Jahr haben wir es in Hockenheim beim Formula Student Wettbewerb auf Platz zwölf von vierzig in der Elektrikklasse geschafft und waren damit nah an den Top Ten. Und das, obwohl uns in der vorletzten Runde das Fahrwerk kollabiert ist. Wir haben das Rennauto dann innerhalb von zwei Wochen repariert. Diese große Leistung hat unserem Team zwar keine Punkte eingebracht, aber den Respekt der anderen Mannschaften. Das Auto schaffte damit auch zum ersten Mal das Endurance. Dieses halbstündige Ausdauerrennen ist aufgrund der Länge von 22km die Königsdisziplin unter den Rennen.
Wie läuft die Teilnahme an einem Wettbewerb ab?
Die Wettbewerbe beginnen lange vor dem eigentlichen Rennstreckenwochenende mit der Konstruktionsphase. Wir müssen Businesspläne und Costreports einreichen, unser Design wird bewertet, genauso die mechanische und elektrische Ausstattung. Dieses Jahr nehmen wir an Wettbewerben in Deutschland und Österreich teil. Dort können wir leicht Kontakte zu den anderen Teams und damit zu Studenten aus anderen Ländern wie Norwegen oder Indien knüpfen. Das fängt mit einem Nachbarschafts-Bier auf dem Zeltplatz an und reicht bis zum gegenseitigen Aushelfen bei den Nachtschichten, in denen noch am Auto geschraubt wird. Alle helfen gerne, denn sie wollen gemeinsam zum Ziel kommen und wünschen sich, dass das Auto das alles übersteht. Zum Abschluss gibt es dann oft noch einen T-Shirt-Tausch, um in Kontakt zu bleiben und Sympathie zu zeigen.
Vor kurzem habt ihr euer neues Rennauto Cedur vorgestellt, könnt ihr uns darüber etwas erzählen?
Der Roll-Out dieses Jahr lief sehr entspannt. Schließlich war das Auto statt einer halben Stunde am Abend vorher fertig. Vor 250 Menschen, darunter Mitglieder anderer Teams aus Konstanz oder Regensburg, haben wir dann unser diesjähriges Auto enthüllt. Auch ein Teil unserer Spendengeber und Sponsoren war dort. Mit ihrer Hilfe können wir unser Auto finanzieren. Der Name Cedur stammt von einem Paradiesvogel aus der Augsburger Puppenkiste, mit der wir in diesem Bereich kooperieren. Leider wird keines unserer Fahrzeuge je Jim Knopf heißen, denn die Puppenkiste kann nur Namen vergeben, die allein ihr gehören.
Was sind eure Ziele?
Da gibt es einige. Technisch gesehen wollen wir im Rennauto einen Allrad-Antrieb einbauen. Gleichzeitig streben wir an, noch mehr Teile selbst zu fertigen. Dafür braucht es Zeit und Personal, allerdings ist der Lerneffekt auch dementsprechend höher. Zudem wollen wir natürlich bei den Wettbewerben in die Top Ten und an die Spitze kommen.
Wer ist in eurem Team?
In unserem Team befinden sich viele Studierende aus unterschiedlichen Studienrichtungen. Die technische Seite ist hier genauso wichtig wie die betriebswirtschaftliche oder Pressearbeit und Design. Es gibt für jeden etwas zu tun. Dafür bieten wir eine praktische Tätigkeit neben dem Studium, die wichtige Erfahrungen mit sich bringt, und im interdisziplinären Arbeiten und Projektmanagement schult.
Was machst du bei Starkstorm?
Ich bin Baugruppenleiter für „Safety and Impact“ und kümmere mich um sicherheitsrelevante Bauteile wie die Crashstruktur, die eigens in einem Crashtest geprüft wird. Das heißt darum, wie sich das Fahrzeug bei einem Unfall verhält. Der Körper des Fahrers ist bei Unfällen dank Kopfpolster, Überrollbügel und ähnlichem besonders geschützt. In der vorherigen Saison war ich Teil des Kernteams, das den Großteil seiner Freizeit in der Werkstatt verbracht und deshalb auch gemeinsam gekocht und gegessen hat. Jede Abteilung hat Phasen, in denen extrem viel zu tun ist. Bei mir waren es in etwa 250 Tage, an denen ich mindestens sieben bis zehn Stunden in der Werkstatt war. Dabei habe ich schon mal ein bis zwei Nachtschichten pro Woche gemacht, die bis nach Mitternacht dauern können oder auch mal eine ganze Nacht. Nach einer kurzen Dusche ging es für mich dann wieder in die Vorlesungen. Glücklicherweise ist die Stimmung im Team sehr gut und zu ruhigeren Zeiten gehen wir auch gerne miteinander weg oder genießen Weihnachts- und Sponsorenfeiern. Zudem nehme ich all die Erfahrungen von hier mit und kann sie nicht nur gut auf den Vorlesungsstoff anwenden, sondern auch in Praktika und meinen späteren Job einbringen. Dafür mache ich auch gerne ein Semester länger.
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