„Mehr als Knoten und Kekse“ – Was Pfadfinder*innen wirklich tun

Versucht, die Welt ein bisschen besser zu verlassen, als ihr sie vorgefunden habt.“
– Robert Baden-Powell

Pfadfinder? Das sind doch die mit den Keksen, oder? Dieses Bild hält sich hartnäckig – und wird der Realität kaum gerecht. Denn Pfadfinderarbeit ist eine der wertvollsten Formen der Kinder- und Jugendarbeit: Hier lernen junge Menschen Selbstvertrauen, Teamgeist, Respekt und einen nachhaltigen Umgang mit der Natur. Ein Einblick in eine Welt voller Abenteuer, Verantwortung und echter Gemeinschaft.

Pfadfinder verkaufen keine Kekse. Jedenfalls nicht in Deutschland. Und auch wenn Lagerfeuerromantik und Halstuch dazugehören – die moderne Pfadfinderbewegung ist viel mehr als ein Klischee. Wer einmal einen Blick hinter die Kluft wirft, entdeckt eine Gemeinschaft, die Kindern und Jugendlichen echte Werte vermittelt, Abenteuer schenkt und sie dabei unterstützt, zu starken, sozialen Persönlichkeiten heranzuwachsen.

Raus aus dem Alltag, rein ins Abenteuer

Was Pfadfinderarbeit ausmacht, ist einfach – und doch selten geworden: Es geht raus, und zwar immer. Ob bei strömendem Regen, Sonnenschein oder Schnee – Pfadfinderstunden finden draußen statt und das natürlich ganz ohne Smartphone. Kinder bauen gemeinsam Zelte, lernen verschiedene Feuerarten, errichten mit Seilen und Holzstangen eine komplette Lagerküche oder lernen, wie man sich mit Karte und Kompass in der Natur zurechtfindet.

Dabei steht das praktische Lernen im Vordergrund, denn das Motto der Pfadfinderarbeit lautet „Learning by doing“. Man probiert aus, man macht Fehler, man versucht es nochmal – gemeinsam. Die Kinder lernen, Verantwortung zu übernehmen, sich gegenseitig zu helfen, sich mit wenig zufrieden zu geben und trotzdem Großes zu erleben.

Persönlichkeit mit Halstuch

Pfadfinderarbeit wirkt – Die regelmäßigen Treffen geben Struktur und Zugehörigkeit. In einer Zeit, in der vieles schnelllebig ist, bietet die Pfadfinderei etwas Bodenständiges. Das Halstuch ist dabei nicht nur ein Accessoire, sondern ein sichtbares Zeichen der Gemeinschaft. Es zeigt: Du gehörst dazu. Und es macht sichtbar: Hier zählt nicht, welche Markenklamotten du trägst oder wie du aussiehst. Hier zählt, wer du bist und wie du dich einbringst, denn mit deinem Halstuch gibst du auch immer ein Versprechen der Verantwortung gegenüber anderen ab.              

Kinder und Jugendliche erleben bei den Pfadfindern ein Umfeld, das wichtig für ihre Entwicklung ist. Es geht um respektvollen Umgang – miteinander und mit der Natur. Werte wie Hilfsbereitschaft, Achtsamkeit und Toleranz werden nicht nur besprochen, sondern gelebt.

Info: Wer hat’s erfunden? – Die Idee der Pfadfinder

Die Pfadfinderbewegung wurde 1907 vom britischen General Robert Baden-Powell gegründet. Sein Ziel: Jungen (und später auch Mädchen) durch Abenteuer in der Natur zu selbstständigen, verantwortungsvollen und gemeinschaftsfähigen Menschen zu erziehen.

Die erste Pfadfinderfreizeit fand 1907 auf der Insel Brownsea statt – mit 20 Jungen und einem Zeltlager. Aus diesem Experiment entstand eine weltweite Bewegung, die heute in über 170 Ländern aktiv ist.

Der Grundgedanke: „Learning by doing“, also Lernen durch eigenes Erleben. Pfadfinder*innen sollen ihre Umwelt mitgestalten, Verantwortung übernehmen, Teamgeist entwickeln und die Natur respektvoll erleben.

In Deutschland gibt es heute viele verschiedene Pfadfinderverbände – konfessionell, politisch unabhängig oder international geprägt. Doch alle eint das gemeinsame Ziel: junge Menschen stark machen fürs Leben.

Mehr als nur Freizeit

Die pädagogische Kraft der Pfadfinderarbeit liegt in der Kombination aus Spiel, Abenteuer, Wissen und Verantwortung. Kinder und Jugendliche lernen hier nicht nur, wie man Feuer macht oder Erste Hilfe leistet – sie wachsen in einer Gemeinschaft auf, die sie fordert und fördert.

Ein Kind, das einmal eigenständig ein Zelt aufgebaut, mit Karte und Kompass den Weg gefunden oder mit Freunden ein Lager organisiert hat, geht anders durch die Welt. Selbstbewusster. Gelassener. Und oft auch mit einem wachen Blick für andere.  

Pfadfinderarbeit ist weit mehr als Stockbrot und Lagerfeuer. Pfadfinderarbeit bedeutet: draußen sein, lernen, leben.  Sie ist echte Bildungsarbeit mit Herz und Hand. Sie macht Kinder stark – für sich selbst, für andere und für eine Welt, in der Zusammenhalt, Respekt und Naturverbundenheit immer wichtiger werden. Und das ganz ohne Kekse.

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