Nach 23 Jahren ist der FC Augsburg zurück in der 2. Bundesliga
Am Ende steht Zdenko Miletic beinahe nackt, nur noch mit Shorts bekleidet, auf der Laufbahn des Rosenaustadions. Gerade hat der Torhüter des FC Augsburg einem Jungen auch noch seine Fußballschuhe geschenkt. Einige andere balgen sich um die Socken.
Von Christopher Große, Foto: Marco Pfohl
Wenn der Bürgermeister ein Bier will
Neben Miletic steht Oberbürgermeister Paul Wengert in einem gleißend roten Aufstiegs-Shirt: “Jetzt gehen wir erst mal ein Bier trinken”, murmelt er glücklich. Um ihn herum tobt eine Feier, wie ihn der Augsburger Fußball seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat. Gleich nach dem Abpfiff im sportlich bedeutungslosen Saisonfinale gegen Eschborn stürmen Tausende jubelnder Fans das Spielfeld. “Nie mehr 3. Liga”, skandieren sie, umringen die Spieler, reißen ihnen die Trikots förmlich vom Leib, einige küssen den Rasen. Viele Spieler scheinen erst jetzt zu realisieren, was sie in dieser Saison geleistet haben: 76 Punkte, dazu ein überragendes Torverhältnis – Regionalligarekord! Vorstandschef Walther Seinsch wirkt an diesem Nachmittag gefasst, ein wenig nachdenklich. Artig bedankt er sich bei den Sponsoren, dann sprudelt es aus ihm heraus: “Heute müssen wir uns bei euch Fans bedanken. Ihr seid heute aufgestiegen!” Anschließend sammelt er mit rot-weiß-grünem Konfetti im Haar die Autogramme seiner Meisterspieler auf einem T-Shirt und schenkt es einem Kind im Rollstuhl.
Mit der Mega-Arena in die 1. Bundesliga
Doch zwischen alle Ausgelassenheit und ungezählte Bier- und Sektduschen mischt sich auch etwas Wehmut: Mit Kapitän Markus Knackmuß, dem Augsburger Urgestein Markus Thorandt, Sascha Benda und besonders dem starken Sturmgespann aus Christian Okpala und Mark Römer, die in den letzten beiden Spielzeiten gemeinsam 56 Tore erzielten, verlassen einige wichtige Stützen den Verein. “Wir alle haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber wir wollen trotz des großen Verdienstes unserer Stürmer die 2. Liga mit neuen Kräften in Angriff nehmen”, erläutert FCA-Geschäftsführer Markus Krapf. Doch stellt er zugleich klar: “Das Gerüst der erfolgreichen Regionalliga-Mannschaft bleibt bestehen.” Allzu große Sprünge dürften angesichts eines Etats von 7 Mio. und einem ambitionierten Stadionneubau für 65 Mio. Euro auch kaum möglich sein. “Sicher ist es das Ziel, in der neuen Arena als Erstligist zu spielen. Zunächst müssen wir uns als Aufsteiger in der 2. Liga etablieren”, so Krapf. Dazu soll Manager Andreas Rettig (zuvor beim SC Freiburg und 1. FC Köln) beitragen. Krapf bezeichnet ihn als “Glücksfall für den Verein und die Stadt”, der durch seine große Erfahrung und die vielen Kontakte für die 2. Bundesliga “ungeheuer wertvoll” sei.
Keeper Miletic, immer noch nackt und ziemlich geschafft, ist inzwischen in den Stadionkatakomben angekommen: “Ich bin jetzt einfach überglücklich. Ich freue mich auf jedes einzelne Spiel in der nächsten Saison. Besonders 1860 München in der Allianz-Arena – das wird ein wahnsinniges Erlebnis!”