Im Test: Augsburger Biere zur WM – Welches Gebräu taugt zum Titel
An alle Bierliebhaber:
Ihr habt keine Karten für die bevorstehende Fußball-WM? Macht nichts. Freut euch lieber. Ihr würdet nämlich kläglich verdursten. Schließlich gibt’s im Stadion nur laues amerikanisches „Bier“. Dem FIFA-Lizengebaren sei Dank.
Von Dominik A. Hahn
Warum also in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch hier in Augsburg liegt. Und zwar in jedem Getränkeladen der Stadt! Ein tapferes gemischtgeschlechtliches Testerteam hat für euch fünf Gerstensäfte aus der schönen Lechstadt und Umland unter die Lupe genommen. Natürlich bierernst – versteht sich…
Hasenbräu Urhell
Den Anfang macht ein waschechter Fuggerstädter. Das Etikettendesign des Hasengebräus betont ohne Kompromisse seine Augsburger Herkunft. Gänzlich in grün und rot gehalten avanciert es zum Blickfang eines jeden FC Augsburg-Begeisterten. Doch auch den Vorlieben unserer ausländischen WM-Gäste kann es genügen. Wahlweise kann das Hasenbräu Urhell auch als Mexikaner oder Angolaner getarnt den Durst löschen. Tja, da trinkt die Welt doch tatsächlich bei Freunden.
Die hohen Erwartungen ob der gelungenen Gestaltung kann der Geruch nicht erfüllen. Im Vergleich mit einigen seiner Konkurrenten ist das Hasenbräu-Bier schlicht nicht würzig genug. Auch in Sachen Geschmack setzt das Hasenbräu Urhell keine Akzente. Es erinnert dabei etwas an ein Freundschaftsspiel zwischen Burkina Faso und Liechtenstein: fade und belanglos. Bisweilen scheint es sogar als ob man trotz der 5,0% Alkohol Wasser mit einer Biermischung von Soda-Club trinkt. Da hilft auch der schicke Kronkorken mit dem süßen unschuldigen Hasen nicht mehr.
Design: 3 von 5 Flaschen
Geruch: 2 von 5 Flaschen
Geschmack: 2 von 5 Flaschen
Gut geeignet für Männer, weil sie mit dem Hasenbräu Urhell ihren Wasserhaushalt beim WM-Schauen wieder normalisieren können.
Gut geeignet für Frauen, weil man damit seine Freundin vom Biertrinken abhalten kann.
Schwarzbräu feines Helles
Bier trinken ist nicht einfach nur Bier trinken – das Auge genießt mit. Und alle die sich schon gefragt haben, woher Apple die Designidee zu ihrem mp3-Player hatte, wird hier fündig. Das feine Helle aus dem Hause Schwarzbräu ist der iPod unter den Augsburger Bieren. Mit seiner schwarz-weißen Farbgebung und dem keck eckigen Kragen am Flaschenhals erinnert es zudem frappierend an das Trikot der WM-Helden von 1954. In Anlehnung an die legendären Worte Herbert Zimmermanns: Aus dem Hintergrund müsste Schwarzbräu schießen. Schwarzbräu schießt… Tooor, Tooor, Tooor, Tooor!
In punkto Geruch lässt das feine Helle keine Federn. Mit der Nase über der Flasche strömt einem ein angenehmer und klarer Duft entgegen. Schön würzig, aber dennoch nicht penetrant. In etwa wie die Aktionen eines Miroslav Klose. Drängt sich nicht auf, ist aber im entscheidenden Moment an der richtigen Stelle. In der wichtigen Phase des Spiels verliert das Premium Schwarzbräu dann etwas an Konzentration. Während der Gerstensaft nach meinem Empfinden in der Kehle schön prickelt und kräftig im Geschmack ist (der Duft ließ es erahnen), findet meine Mittesterin das Gebräu einfach zu „bissig“. Wie ein Match der Paraguayer eben: Geschmackssache.
Design: 5 von 5 Flaschen
Geruch: 4 von 5 Flaschen
Geschmack: 3 von 5 Flaschen
Gut geeignet für Männer, weil es die Körper betonten Fußballspiele geschmackvoll untermalt.
Gut geeignet für Frauen, weil sie die Flasche auch ohne daraus zu trinken gut als Accessoire tragen können.
Ustersbacher Urhell
In jeder Gruppe muss es Verlierer geben. Im Fußball ist es die Türkei, beim Bier das Ustersbacher Urhell. Dabei wäre es sogar schön, würde sich das Bier aus dem Augsburger Umland ein Beispiel an den eher offensiv ausgerichteten Osmanen nehmen. Stattdessen wird wie in den 1980ern auf den alles zerstörenden Stil des italienischen Catenaggios gesetzt: Das Etikett ist nüchtern, geordnet, klar in der Struktur. Während die Italiener damals jedoch mit dieser Methode immerhin das WM-Finale 1982 gewannen, erringt das Ustersbacher damit keinen Designblumentopf.
Ähnlich dem 1:5 Debakel der Deutschen gegen die Engländer geht die 2. Halbzeit so weiter wie die erste begonnen hat. Man weiß nicht wer, aber irgendjemand muss der Brauerei Ustersbach einst etwas ganz Schlimmes angetan haben. Nur so ist der Geruch zu erklären, der von „matt und langweilig“ bis zu „eklig“ reicht. Um den ganzen die Krone aufzusetzen, kommen beim Geschmack unweigerlich die Bilder des WM-Viertelfinals 1998 Deutschland gegen Kroatien wieder zum Vorschein. Die deutschen Adler spielen von Anfang an wässrig, unfähig, lustlos. Folge: eine herbe 0:3 Schlappe; auch dank eines überragenden Davor Suker. Wie das Ustersbacher Urhell: bitter im Nachhinein. Ein bisschen Zucker hätte hier aber womöglich geholfen.
Design: 1 von 5 Flaschen
Geruch: 2 von 5 Flaschen
Geschmack: 1 von 5 Flaschen
Gut geeignet für Männer, weil sie mit dem Ustersbacher Urhell ihren Geldbeutel schonen. Mit 40ct je Flasche ist es das billigste unter den getesteten Bieren.
Gut geeignet für Frauen, weil sie damit ihrem ohnehin gehassten Noch-Ehemann endgültig das Sorgerecht für die Kinder abtrotzen.
Riegele feines Urhell
Das Äußere des Urhells aus dem Hause Riegele orientiert sich scheinbar an der Trikotagen-Historie des FC Bayern München. Klassisch, ja geradezu konservativ-traditionell, aber doch in einigen seiner Elemente verspielt. Und gefällt! Nur die Grünfärbung sollte überarbeitet werden. Denn die Rasenfarbe der Allianz-Arena zur Winterzeit muss nicht nachgeahmt werden.
Nicht übertrieben ist es, den Geruch mit der Kunstfertigkeit eines Ronaldinho zu vergleichen. Frisch, aber doch würzig. Prickelnd, und doch „bierig“. Einfach perfekt.
Im Geschmack spielt das Riegele dann seine ganze Klasse aus. Es scheint als ob eine All-Star-Formation mit Zidane, Ronaldo, Henry und Ballack die Kehle hinunter strömt. Leicht herb, dennoch angenehm wohltuend verzaubert es den Trinker auch ohne Ball. Überragend der Abschluss: keine Penetranz à la Ustersbacher, sondern vielmehr ein luftig lockerer Nachgeschmack wie die Frisur Günther Netzers.
Design: 4 von 5 Flaschen
Geruch: 5 von 5 Flaschen
Geschmack: 5 von 5 Flaschen
Gut geeignet für Männer, weil sie damit den WM-Sieg Deutschlands gebührend feiern können.
Gut geeignet für Frauen, weil sie damit trotz doofen Fussballschauens zufrieden sein werden.
Augustabräu Urhell
Das Augustabräu versucht es design-technisch mit einem Übersteiger. Auf den ersten Blick gaukelt es vor Brasilianer zu sein. So bunt und auffällig ist es in seinem gelben Trikot. Erst bei genauerem Hinsehen wird die Mogelpackung vom Zuckerhut durch Karoflagge und Ährenkränze als Urbayer enttarnt.
Das Riechorgan kann sich beim Augusta-Bier schonen. Der Geruch ähnelt nämlich der polnischen Spielweise moderner Tage: er kommt gänzlich ohne malzige Höhepunkte aus und plätschert gelangweilt der 90. Minute entgegen.
Der Gaumen kann sich einfach nicht des Verdachts erwehren, es hätte eben metaphorisch die Traditionsmannschaft der Ungarn von 1954 rund um Ferenc Puskas getrunken. Alt und lack fließt der Gerstensaft gen Magen; mit leicht süßlich-morbidem Beigeschmack. Ein bisschen wie ein Radler. Nur mit weniger Limonade. Kurz gesagt: nicht Weltmeister würdig.
Design: 3 von 5 Flaschen
Geruch: 1 von 5 Flaschen
Geschmack: 2 von 5 Flaschen
Gut geeignet für Männer, weil sie mit diesem Bier während der Spiele garantiert nüchtern und aufnahmefähig bleiben können.
Gut geeignet für Frauen, weil sie trotz des Radlergeschmacks so tun können, als ob sie ein richtiges Bier tränken.