Was deutsche Unternehmen vom neuen Studiensystem halten
Der Bologna-Zug rollt unaufhaltsam voran: Bachelor und Master sind die Abschlüsse der Zukunft. Eines der Ziele dabei: Den Studenten, die nicht an einer akademischen Laufbahn interessiert sind, nach typischerweise drei Jahren einen berufsqualifizierenden Abschluss zu ermöglichen: den Bachelor. Doch wie kommt der BA-Abschluss bei Personalern an? Wie sind die Einstellungschancen?
Von Michael Sentef
Alexandra Hövel von Deloitte sagt: „Bewerber mit Bachelor-Abschluss haben die gleichen Chancen wie Absolventen der klassischen Studiengänge. Wichtig sind die Qualifikationen, nicht der Abschluss. Was bringt er mit? Was kann er?“ Für den Weltbild-Verlag äußert sich Ruth Anlauf ähnlich: „Wir sehen zwischen Bachelor und beispielsweise Diplom keinen Unterschied.“ Wichtiger seien ein bis zwei einschlägige Praktika und der persönliche Eindruck im Gespräch.
Bei UPM Kymmene hätten Bachelor generell auch die gleichen Einstiegschancen wie andere Absolventen. Es gebe aber Ausnahmen, sagt Catrin Cichon: „In Bereichen, in denen die vorherige Praxiserfahrung keine ausschlaggebende Rolle spielt, sondern das analytische Vermögen und die Forschung im Vordergrund stehen, könnte ein Uni-Absolvent mit Diplom, Magister oder Staatsexamen größere Chancen haben.“ Mindestens genauso wichtig wie die passende fachliche Qualifikation seien jedoch die relevanten Soft Skills: Passt der Kandidat in das Team und zum Unternehmen? Wie ausgeprägt sind Team- und Konfliktfähigkeit und der Blick für das Gesamtbild?
Die Stadtsparkasse bewerte den Bachelor- Abschluss positiv, so Personalerin Karin Porsche. „Auch an unserer Sparkassen-Hochschule bieten wir ja mittlerweile diesen Abschluss an.“
Wer zu Audi möchte, könne grundsätzlich ebenfalls auf seinen Bachelor vertrauen, sagt Nikolaus Heiszenberger. Für Spezialistenstellen in der Technischen Entwicklung könne jedoch auch ein fünfjähriger Master-Abschluss mit entsprechender inhaltlicher Vertiefung Voraussetzung sein. Neben dem formalen Abschluss seien jedoch noch andere wichtige Kriterien relevant: „Wir achten auf die Inhalte und Beurteilungen von Praktika, auf inner- und außeruniversitäres Engagement und Persönlichkeitsmerkmale. Die Motivation – um nicht zu sagen Leidenschaft – des Bewerbers für die Aufgabe und das Unternehmen muss spürbar sein!“
Für einen Berufseinstieg bei Fujitsu Siemens seien der Studiengang und die Erfahrung aus Praktika entscheidend, sagt Kristina Götterd, nicht jedoch der Abschluss an sich. „Bachelor- und Masterabschlüsse sind eigene berufsqualifizierende Hochschulabschlüsse.“
Bei der Bundesagentur für Arbeit habe man laut Herbert Rebele bisher keine Erfahrungen mit dem Bachelor. „Das kann man als gutes Zeichen werten, da die Leute offenbar sofort unterkommen und sich bei uns nicht melden müssen.“
Die Studie trendemployer 2007 des Berliners trendence Instituts kommt grundsätzlich zu ähnlichen Resultaten: Mit Bachelor lässt sich‘s gut einsteigen. Bei Vodafone etwa werden die Einsatzmöglichkeiten angepasst, bei der Rexroth Bosch Group gibt es ein spezielles Einarbeitungsprogramm. IBM sieht den Bachelor als voll berufsqualifizierenden Abschluss an. Im Consulting kann man ebenfalls generell als Bachelor einsteigen – sollte dann aber noch einen Master oder MBA daraufsetzen.