Schau mir in die Augen, Kleines

Die Kunst des Flirtens will erlernt sein

Samstagabend in einem Club auf der Maxstraße: Die Temperatur steigt auf über 30 Grad, alle drängen sich in engen Gängen. Sie sucht einen Platz, um zu tanzen und Er, um seinen Zombieeimer abzustellen. Immer wieder sieht Sie zu ihm hinüber. Endlich bemerkt Er ihren Blick und lächelt zurück.

 

Von Nadya Khan

Es ist der alles entscheidende und aufregende Augenblick des Beginns eines Flirts, der es ermöglicht, sein Gegenüber genauer kennen zu lernen. Doch die Kunst des Flirtens ist nicht jedem Studenten in die Wiege gelegt. Die gelernte Marketingfachwirtin Nina Deißler (33) leitet seit fünf Jahren die Firma „Kontaktvoll“, die Menschen genau darin Nachhilfe gibt. „Beinahe jeder wünscht sich eine glückliche Partnerschaft mindestens genauso sehr wie einen gesunden Körper und einen guten Job. Ich helfe Menschen, ihr bestes Selbst zu finden und damit bei Anderen gut anzukommen.“

Auge um Auge

Deißlers Flirtseminare, die jährlich von etwa 300 Hilfesuchenden in Anspruch genommen werden, sind eine Mischung aus Persönlichkeits- und Kommunikationstraining. Hier lernen Frauen und Männer zunächst, die erste Hürde beim Flirten zu bewältigen: Blickkontakt aufnehmen.

Gerade Frauen tendierten dazu, sofort wegzuschauen, wenn ein Mann den Blick erwidert, erklärt die Flirttrainerin. „Versuche in Gedanken die Zahl 21 auszusprechen, bis du wegsiehst“, empfiehlt sie. „Hält er den Blick, besteht Interesse und du kannst dir fröhlich sagen: ‚Hab’ ich dich erwischt?’ Dieser Gedanke sollte dir ein verschmitztes Lächeln auf das Gesicht zaubern. Wenn der Andere dieses erwidert, ist das ein ‚Go‘ für einen Flirt!“.

Solche und andere Tipps gibt Deißler in einem zweitägigen Trainingsspezial, das für Studenten 89 Euro kostet. Aber nicht nur junge Flirtwillige besuchen die Seminare. So hat ein damals 72-jähriger Teilnehmer die Flirtexpertin um Ratgebeten, weil er unsicher war, wie er eine 63-jährige Dame für sich gewinnen sollte. Er sei zwar etwas aus der Übung, so der Senior, aber für die Liebe sei man bekanntlich nie zu alt.

Ohnehin melde sich das vermeintlich starke Geschlecht in der letzten Zeit immer häufiger bei ihren Seminaren an, sagt die Datedoktorin. „Erfolg bei Frauen kann Mann lernen! Das interessiert dann doch viele Herren“, glaubt die Flirttrainerin.

Die drei goldenen Regeln des Flirtens

Für das Gelingen eines Flirts hat die Expertin einige Tipps parat. Die erste goldene Regel lautet: Vor allem Frauen nie von hinten ansprechen, sondern zunächst immer Augenkontakt suchen! Zweitens solle man nie zu lange warten und am besten beim vierten Augenkontakt aktiv seine/n Auserwählte/n ansprechen. Und drittens sei es absolut tabu, abgedroschene Sprüche zu bringen. Stattdessen rät Deißler: Sei einfach du selbst!

„Ich versuche immer einem Mann, den ich interessant finde, in die Augen zu blicken und ihn dann anzulächeln, aber mehr traue ich mich nicht. Meistens warte ich dann, bis er mich anspricht“, berichtet Lehramtstudentin Bettina Gold (24) aus Erfahrung. „Zwar brauchen Männer immer ein bisschen länger, bis sie das kapieren, aber bis jetzt hat das gut funktioniert.“ Absolut fehl am Platz sei es, bei dem ersten Gespräch über den Exfreund zu reden. Dieser Meinung ist auch Soziologiestudent Sebastian Fischer: „Da merkt man sofort, dass die Frau noch an ihrem Ex hängt und noch nicht für eine neue Beziehung bereit ist. Beim Flirten ist für mich das Aussehen ausschlaggebend und wie sie sich auf der Tanzfläche bewegt“, so der 20-Jährige. „Dann versuche ich sie anzutanzen und bei einem Gespräch an der Bar herauszufinden, für welche Themen sie sich interessiert.“

Besonders schüchterne Menschen machten sich meist zu viele Gedanken darüber, was andere über sie denken. Diese Angst sei dann oft stärker als das Bedürfnis, Menschen kennen zu lernen. „Wichtig ist: Wenn andere Menschen gar nichts von dir mitbekommen, weil du nur schweigst und den Blick nach unten senkst, denken sie gar nichts über dich. Aufzufallen bietet die Möglichkeit, die Menschen zu finden, die zu einem passen“, rät Deißler.

Ohnehin ist die Wahrscheinlichkeit, seinen Traumpartner zu finden, laut Deißler an der Uni generell höher als in einer Bar oder Disko, da genügend Gesprächsstoff über gemeinsame Interessensgebiete, Probleme und Vorstellungen vorhanden sei.

Das lässt Mann und Frau sich natürlich nicht zweimal sagen: Auf in die Seminare und drauf los geflirtet!

 

Welcher Flirttyp bist du?

Der Schüchterne Der Bemühte Der Draufgänger Der Liebe Der Könner

Traut sich kaum, auch nur einen Blickkontakt zu erwidern und macht sich zu viele Gedanken. Sagt deshalb lieber gar nichts und wundert sich dann, dass man ihn nicht bemerkt.

TIPP: Wer keine Ablehnung riskiert, hat auch keine Chance den Traumpartner zu finden. Trau dich, Profil zu zeigen! Nur wer erfährt, was du denkst, weiß, wer du bist und kann dich auch mögen. Also: Augen und Mund aufmachen. Was ist so peinlich daran, einfach mal „Hallo!“ zu sagen?

Will unbedingt alles richtig machen, überlegt sich gute Sätze und macht sich Notizen über Gesprächsthemen. Verhaspelt sich dann im entscheidenden Moment und kommt nicht an, weil er nicht authentisch wirkt.

TIPP: Das Leben ist keine Theateraufführung! Niemand erwartet eine perfekte Vorstellung von dir. Interessiere dich einfach mal ehrlich für andere und bleib locker. Das macht dich mit Sicherheit deutlich sympathischer.

Weiß, was Frauen/Männer wollen und geht stets aufs Ganze. Spätestens ab dem dritten Semester höchstens noch bei Erstsemestern erfolgreich, weil sich der Ruf schon herumgesprochen hat. Männer gelten hier als Gigolos oder Aufreißer, Frauen als „Die hat’s nötig“.

TIPP: Bleib so, aber nimm doch mal den Fuß vom Gas! Kennst du die Geschichte vom Hirtenjungen? Als der Wolf dann wirklich kam, wollte ihm keiner mehr glauben. Wäre doch schade, wenn die Traumfrau oder der Traummann dich nicht ernst nimmt …

Findet leicht Kontakt, kann gut zuhören, ist ein total toller Mensch. Nur kommt keiner auf die Idee, mit ihm/ihr eine Beziehung einzugehen. Zu lieb, zu nett, zu selbstlos: unattraktiv.

TIPP: Kein Mensch will eine Beziehung mit dir, weil du so gut zuhören kannst! Solange du dich wie ein Fußabtreter benimmst, wirst du auch so behandelt. Werde dir bewusst, dass du ein attraktiver Mensch bist! Achte weniger auf die vermeintlichen Erwartungen deines Gegenübers und mehr auf das, was du selbst willst.

Der Könner hat verstanden, dass er ein Typ ist, den man kennen lernen sollte und dass ein Flirt keinen ernsten Hintergrund haben muss, sondern lediglich den eigenen Tag und den des Flirtpartners verschönt. Macht auch gerne mal der Frau hinter der Mensatheke ein Kompliment, lacht gerne und hat auch allen Grund dazu.

TIPP: Genau so bleiben und im entscheidenden Moment nicht die Nerven verlieren. Der Traumtyp/die Traumfrau weiß ja zum Glück (noch) nicht, dass Er/Sie in deinem Fokus steht.

 

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