Leben und Lernen eines Langzeitstudenten

Bachelor of Engineering – und das nach zwölf Jahren!

Schnell, schneller, am schnellsten. Das ist bei vielen heute das Motto, wenn es um Schule, Studium oder Jobsuche geht. Früher aber gab es noch häufiger den ein oder anderen Langzeitstudenten. Einer, der es wissen muss, ist Bastian Eiter, der 2008, mit fast 35 Jahren, endlich seinen Bachelor of Engineering in der Tasche hatte.

Von Martina Schnitzer

„Ja dem Basti, dem hat’s gut gefallen, das Studieren. So gut, dass er es auf der Uni 12 Silvester ausgehalten hat“, witzelten Bastians „Spezl“ auf seiner Hochzeit. Angefangen hatte alles im Herbst 1996, als sich der damals 22-Jährige an der TU München für den Diplomstudiengang Bauingenieurwesen einschrieb – nicht das Richtige für den jungen Rebellen, weshalb er nur kurz blieb. Dieses „kurz“ waren immerhin 2 ½ Jahre, nach denen viele Bachelorstudenten heute schon auf Jobsuche gehen.

Neuanfang an der FH

Nach der Exmatrikulation an der TU versuchte Bastian erneut sein Glück im Bauingenieurwesen an der Münchner FH. Der große Praxisbezug dort gefiel dem Vollblutstudenten, weshalb er sich Zeit ließ, um das Studium richtig auszukosten. Zu seinen Hauptablenkungen zählten unter anderem Fußball und die Feuerwehr. Trotzdem war Bastian bald mit fast allen Prüfungen fertig. Anstatt des erhofften Diplom-Zeugnisses flatterte allerdings die Zwangsexmatrikulation ins Haus. Zum dritten Mal durch eine Prüfung gefallen, musste er sein Studium an den Nagel hängen.

Rettung dank Bologna-Prozess

Trotz Exmatrikulation verfolgte Bastian weiterhin seinen Traumberuf Bauingenieur. Durch die Einführung des Bachelors konnte er sich zum dritten Mal dafür einschreiben. Dennoch musste er zwei Jahre warten, um die letzte Prüfung nachzuholen – Stahlbau war im Bachelorstudium erst im 5. Semester an der Reihe. Doch endlich hatte Bastian die nötige Motivation in Form seiner jetzigen Frau gefunden. „Ich musste das endlich packen“, erzählt er grinsend. Und so wurde schließlich am 15. Juli 2008 eine seit zwölf Jahren vorbereitete Party gefeiert.

Alles ändert sich

Während seines Studiums hat Bastian viele Veränderungen miterlebt. Früher kam es häufig vor, dass aus Bequemlichkeit noch ein, zwei Semester angehängt wurden. Der Traum vom ewigen Studieren endete jedoch mit den Studiengebühren. Auch der Aufwandsunterschied von Diplom und Bachelor ist für den 37-Jährigen bekanntes Terrain. „Es war im Diplom, vor allem zu Beginn, sehr einfach“, erklärt er. Kaum Prüfungen, der Fokus konnte getrost auf Partys und außeruniversitäre Aktivitäten gelegt werden. So aber fehlte die nötige Motivation, mitzulernen.

Nichts bereut

Obwohl viele seiner Freunde immer wieder Witze gerissen haben, hat sich Bastian nicht entmutigen lassen. Er wollte nicht auf seine Interessen während des Studiums verzichten. „Ich bereue nicht, so gehandelt zu haben, denn es war eine tolle Zeit, in der ich Freunde fürs Leben gefunden habe.“ |

 

Hier geht’s weiter zur Umfrage!

Schreibe einen Kommentar