Eine Studentin mit Sicherheitsgarantie

Ungewöhnliche Studentenjobs, Folge 3: Security-Woman

Furcht einflößend ist anders: Auf dem Campus bleibt die 22-jährige Christina aus Großaitingen freundlich, umgänglich, unauffällig. Kaum einer vermutet, dass sich die Geographie-Studentin im 4. Semester ihr Studium als Mitarbeiterin im Sicherheitsdienst finanziert. Eine Tätigkeit, die kaum ein Student, geschweige denn eine Studentin, ausführt – doch dabei sind nicht nur Muskeln, sondern vor allem Köpfchen gefragt. Der presstige gewährte Christina einen Einblick in ihr Arbeitsleben.

Von Stanley Yin – Foto: Corinna Scherer

Am Anfang war die Langeweile. Die Semesterferien waren in vollem Gange, das Sommerloch klaffte. Wie viele andere Studenten durchforstete auch Christina die Stellenanzeigen ihrer Lokalzeitung. Darunter eine Annonce der Firma MP Sicherheitsdienst GmbH & Co. KG, die studentische Mitarbeiterstellen ausschrieb. Teamorientiert sollten die Bewerber sein, durchsetzungsfähig, auch ein makelloses Führungszeugnis wurde vorausgesetzt. Die Geographie-Studentin traute sich zu, die Voraussetzungen zu erfüllen, zögerte nicht lange, setzte ihr Bewerbungsschreiben auf und wurde tatsächlich zum Gespräch eingeladen.

Als Christina nach einer halben Stunde Gesprächsdauer die Zentrale in Memmingen verließ, hielt sie bereits einen unterschriebenen Arbeitsvertrag in der Hand. Tätigkeit: Mitarbeiterin im Sicherheitsdienst, „zu Deutsch“ Security-Woman. Veranstaltungsschutz, Messeschutz, Objektschutz, Ordnungsdienst. Aufgaben, die nicht gerade auf eine junge Frau zugeschnitten sind, derer sich Christina dennoch gerne annahm: „Ich wusste, was auf mich zukommt“, sagt die Studentin selbstbewusst.

Vom Saalschutz bis zur Frauen-WM

Für ihre ersten Einsätze musste Christina keine weiten Wege in Kauf nehmen, schließlich ist ihr Arbeitgeber Hauptauftragsnehmer der Augsburger Messe, die in direkter Nachbarschaft der Universität liegt. Ein ruhiges Geschäft, meist kontrolliert Christina mit ihren – überwiegend männlichen – Kollegen Eintrittskarten und Taschen, bewacht den Notausgang oder, nach Messeschluss, die Stände. Mit der Zeit legte die Studentin erfolgreich rechtlich vorgeschriebene Fortbildungen ab, die den Sicherheitsleuten nicht nur die juristischen Grundlagen ihrer Arbeit, sondern auch die notwendigen Soft Skills vermitteln. Nun durfte Christina auch auf größeren Events arbeiten: Konzerte in Augsburg und Kempten standen ebenso auf dem Einsatzplan wie Ausstellungen in anderen Städten und sogar Bundesligaspiele in der Augsburger SGL-Arena. Ihr persönliches Highlight erlebte die Studentin allerdings im vergangenen Sommer. Da sicherte sie bei drei von vier Spielen der Frauen-WM im Augsburger Stadion das Spielfeld: „Eine einmalige Erfahrung“ für die 22-Jährige.

Hartnäckig, freundlich und sachlich

Doch birgt nicht gerade die Sicherheitsbranche ein enormes Konfliktpotential? Vehement verneint Christina dies – die meisten Einsätze findet sie “wenig aufregend, weil kaum etwas los ist“. Handgreiflich sei sie nie geworden, selbst nach einem Jahr Arbeitserfahrung. Nicht einmal in Bierzelten, wo die Stimmung vergleichsweise aufgeheizt ist. Selbst die Polizei einzuschalten, war bislang noch nicht nötig, denn mit der richtigen Herangehensweise lösen sich die meisten Konflikte von allein: „Man muss hartnäckig bleiben, freundlich und gleichzeitig sachlich. Damit schafft man sich Autorität“, verrät Christina. Lediglich den Notarzt musste Christina einige Male holen, allerdings nur, um kollabierten Personen zu helfen, und niemals wegen einer Schlägerei.

Kein Job für Rüpel also, aber ist die Stelle dennoch wirklich frauenkompatibel? Konkrete Anfeindungen aufgrund ihres Geschlechts hat Christina glücklicherweise bislang noch nicht erlebt, doch ab und an fühlt sie sich von männlichen Eventbesuchern nicht ernst genommen – vor allem bei der Parkplatzkoordination, die sie häufig an der Augsburger Messe übernimmt. Mehrmals ignorierten männliche Fahrer bereits ihre Anweisungen, doch auch dafür hat Christina ihre Strategie parat: „Zähne zeigen, Kollegen holen und notfalls auch den Chef“. In dieser Reihenfolge natürlich, wobei Letzteres bislang noch nicht nötig war. Gerade diese Willensstärke macht die Studentin nicht nur im Kreis der Kollegen, sondern auch in der Chefetage beliebt – mittlerweile erhält sie für nahezu jede Veranstaltung im Raum Augsburg eine Anfrage.

Fazit: Bedingt empfehlenswert

Ob Christina ihre Arbeit an andere Studentinnen weiterempfehlen kann? Zwar sei die Stelle wirklich abwechselungsreich, betont die 22-jährige, und sie habe auch eine Menge kompetenter Kollegen kennen gelernt, aber letztlich sei alles doch eine Typfrage. Nicht nur, dass zurückhaltende Menschen nur bedingt für diesen Job geeignet sind, auch eine weitere Problematik erkennt Christina: „Man wird zwar ordentlich bezahlt, hat aber keine festen Arbeitszeiten, sondern sollte auf Abruf bereitstehen. Das passt sicherlich auch nicht allen.“


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