Zu Besuch beim Baseballteam „Augsburger Gators“
„You threw me a curve ball!“ Übersetzt bedeutet diese amerikanische Redensart, dass dich jemand auf dem falschen Fuß erwischt hat. Auf den ersten Blick ist das für einen Deutschen nicht verständlich. Wie könnte diese Metapher entstanden sein? Sie kommt aus dem traditionsreichsten Sport in Amerika: Dem Baseball.
Von Johanna Zach
Wie dieser Ausspruch mit der Sportart zusammenhängt und wie das genau abläuft, versuchen wir beim Baseballverein„Augsburger Gators“ herauszufinden.
Amerikanisierung in den deutschen Sportvereinen
„Baseball ist ein abwechslungsreicher und vielschichtiger Sport, der von jedermann betrieben werden kann“, erklärt der Abteilungsleiter der Gators, Markus Hörmann. Im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten ist es kein Problem und kommt häufig vor, dass Männer erst im Alter von 20 Jahren oder später in ein Baseballteam einsteigen. Dass viele erst so spät anfangen, ist auch auf die fehlende Publizität der Sportart zurückzuführen. Wie beim Football oder anderen amerikanischen Sportarten, fehlt es an Öffentlichkeit in den Medien. Trotzdem gibt es in Bayern bereits circa 70 Mannschaften. Neben den Baseballteams spielen auch die Softballteams, sowohl für Frauen als auch für Männer, eine große Rolle. Sogar eine Blinden-Baseballliga wurde vor einigen Jahren ins Leben gerufen. Bei den Augsburger Gators sind neben den Herrenmannschaften der Bezirksliga und der Landesliga eine Jugendmannschaft von sechs bis zwölf Jahren und eine von zwölf bis fünfzehn im Spielbetrieb. Die Mitgliederzahlen haben sich in den letzten Jahren durch die Nachwuchsarbeit erfreulich entwickelt und Hörmann erhofft sich durch eine Kooperation mit der Universität Augsburg in Zukunft mehr Interessierte. „Mit wachsender Popularität wäre auch ein Anstieg der Mitgliederzahlen zu erwarten“, so Hörmann. Er ist einer der Wenigen, die seit der Gründung der Gators 1987 noch dabei sind.
Sowohl Individual- als auch Mannschaftssport
Beim Baseball hat jeder Spieler seine genaue Position und Aufgabe. Außerdem ist es enorm wichtig, dass sich die Spieler untereinander verstehen und wissen, über welche Besonderheiten ihre Mitspieler verfügen. Neben den Grundfertigkeiten Werfen, Schlagen und Laufen, werden im Training als Vorbereitung ebenfalls Fitness, Ausdauer und Koordination trainiert, eine „Mischung aus Techniktraining und Mannschaftsabstimmung“, so der Abteilungsleiter. Die Verteidigungsmannschaft besteht aus neun Spielern, davon drei Fielder, die die äußeren Bereiche des Spielfelds abdecken, drei Basemen an den einzelnen Bases, einem Shortstop als zusätzliche Absicherung, dem Pitcher und dem Catcher. Der Pitcher ist der Werfer – er versucht den Ball so zu seinem Catcher zu werfen, dass der Schlagmann der Gegner ihn nicht richtig trifft. Der Catcher, der versucht den Ball zu fangen und ihn möglichst schnell vor den Läufern zu einer Base zu werfen, braucht deshalb eine gute Spielübersicht und einen starken Wurf. Die angreifende Mannschaft besteht aus neun im Vorhinein festgelegten Battern, die nacheinander versuchen, den Ball mit einem Schläger zu treffen. Gelingt ihnen dies, rennen sie nacheinander die Bases ab und werden so zu Läufern.
Pitcher gegen Batter
Ingesamt besteht ein Spiel in der Liga der Gators aus sieben Innings, also jeweils einer Verteidigung und einem Angriff beider Teams. Nach drei Outs der Angreifer endet ein Half Inning und die gegnerische Mannschaft bekommt das Angriffsrecht. Sobald ein Spieler dreimal einen regelgerechten Ball nicht trifft (Strike) oder ein Foul begeht, indem er den Ball ins Aus schlägt oder einen falsch geworfenen Ball annimmt, ist er out. Trifft der Batter den Ball wird er zum Runner und versucht nacheinander zu den drei Bases zu laufen. An den einzelnen Bases darf jeweils nur ein Spieler stehen, die einander nicht überholen dürfen. Der Runner ist allerdings out, wenn der Ball direkt aus der Luft gefangen wird, vor ihm an der angestrebten Base angelangt oder der Verteidiger ihn mit dem Ball berührt. Der geworfene Ball entspricht den Regeln, wenn er durch die Strikezone geworfen wird, das heißt die Home Plate auf der Höhe zwischen Brust und Knie des Schlagmannes durchquert. Die Kunst des Pitchers liegt darin, den Ball mit einem Effet zu werfen, sodass der Schlagmann der Gegner nicht genau erkennen kann, ob es sich um einen regelgerechten Ball handelt, den er schlagen muss, oder nicht. „Je nach Können, kann der Pitcher auf ein vielseitiges Repertoire an Würfen zurückgreifen“, erklärt Hörmann. Dazu zählt zum Beispiel auch der Curve Ball, der den Batter durch eine Kurve täuschen soll. Punkte können nur beim Angriff durch Runs erzielt werden, indem alle Bases durchlaufen werden ohne aus dem Spiel zu fliegen. Im idealen Fall kommt es zum Home Run, bei dem der Ball über das Spielfeld geradewegs über die Einzäunung fliegt, sodass der Spieler das ganze Feld umrunden kann. Zu einem Home Run, bei dem der Ball innerhalb des Spielfeldes aufkommt, kommt es nur sehr selten, da die Defense-Spieler den Ball meist rechtzeitig, bevor der Läufer die Homeplate erreicht, unter Kontrolle bringen. Dann heißt es aus der Sicht der Verteidiger: Strike!