Es ist eine denkbar einfache Rechnung: Viermal fünf Euro sind gleich zwanzig Euro. Aber nicht, wenn es um unsere Campus Card geht. Was es damit auf sich hat, erfahrt ihr heute in unserer Kolumne „Student sein“.
Text: Rebecca Naunheimer, Grafik: Marina Schröppel
Darum geizen wir am Campus-Card-Aufwerter
Mit einer schwungvollen Bewegung platziere ich meine Campus Card auf dem Kartenleser. Als sie auf dem kleinen grauen Gerät aufprallt, macht sie ein klatschendes Geräusch. „Ihr Geld reicht nicht“, sagt die Mitarbeiterin des Studentenwerks mit nüchterner Stimme, „Sie müssen sich entscheiden, für beides reicht’s nicht.“ Schon wieder hat irgendwer mein gesamtes Geld weggefuttert. Oder hätte ich meine Campus Card einfach mal mit mehr als fünf Euro aufladen sollen? „Ich bin gleich wieder da“, sage ich also und fische aufgeregt einen Fünfer aus meinem Geldbeutel.
Die Campus Card frisst unser Geld wie ein gieriges Tier. Die Aufwertungsautomaten an der Uni Augsburg scheinen Hauptschauplatz für das ganz kleine Geld zu sein, für die ganz kleinen Scheine. Tag ein Tag aus versuchen wir verzweifelt das Maul der Campus Card mit Fünfeuroscheinen zu stopfen – besonders Mutige wagen sich auch einmal an den Zehner. Und dafür nehmen wir den hochfrequentierten Gang zum Aufwerter gerne in Kauf, wie mir auch unlängst eine Freundin versicherte. Und wieso macht sie das? „Ich schätze, das ist wie mit den 99-Cent-Preisen, ich habe einfach das Gefühl, weniger auszugeben“, erklärte sie mir und zuckte dabei mit den Schultern.
Macht das Sinn? In Mathe war ich zwar nie besonders gut, aber viermal fünf Euro sind genauso viel wie einmal zwanzig Euro. Es ist nicht billiger, wenn wir unsere gefräßige Campus Card mit kleinen Häppchen statt einem großen Braten füttern. Wieso tun wir uns das also an, die Blamage an der Kasse, die ständigen Wege zum Aufwerter? Was ist der Reiz vom Geiz?
Sind die allgemeinen Lebenserhaltungskosten der Augsburger Studenten schuld? Der Döner kostet fast fünf Euro, im Club wird man schon mit dem Eintritt gefühlte 100 Euro los und der Alkohol wird ja auch nicht billiger. Ergo: Wir haben allen Grund knauserig zu sein. Aber da ist immer noch diese Sache mit der Mathematik. Zwanzig Euro bleiben zwanzig Euro, egal in welchen Schritten wir sie ausgeben.
Nicht egal ist es dagegen, in welcher Form wir das Geld ausgeben. Eines ist doch sicher: Bargeld ist ein rares Gut im Leben eines Studenten. Denn ist es in der Tasche, fehlt es auf dem wohlbehüteten Konto. Und wenn das Geld erst einmal in der Hand liegt, ist es schneller weg, wie man „Ich schmeiß ne Runde“ sagen kann. Dann ist da auch noch das Problem mit dem Aufwand. Wollte man sich Bargeld besorgen, müsste man Richtung Bank aufbrechen und dann auch noch die Tasche aufmachen… ihr wisst schon. Und sowieso kann man ja mit Karte bezahlen.
Können die Aufwertungsautomaten an der Uni ja auch längst. Also zwei jedenfalls. An machen Tagen. Kurz gesagt: Dann doch lieber in bar. Steht man also mit mühevoll und widerwillig besorgten zwanzig Euro vor dem Aufwerter, will man den kurzfristigen Reichtum doch nicht sofort wieder an die Campus Card verlieren. Die frisst sowieso viel zu viel! Oder Moment, sind wir das? Niemals. Also zahlen wir es ihr wieder ein: fünf Euro und keinen Cent mehr!
Was denkt ihr, wird sich dieses Verhalten ändern, sobald nur endlich die Kopierfunktion der Campus Card nutzbar ist? Werden wir es dann übers Herz bringen, die Campus Card mit größeren Scheinen zu füttern?