Jag älskar Sverige!

Mein letztes Semester war ein ganz besonderes. Ich studierte nicht wie üblich in Augsburg, sondern im Land von Astrid Lindgren und Köttbullar. Genau: Schweden hieß meine Wahlheimat auf Zeit. Wie es mir dort ergangen ist und was ich erlebt habe, erfahrt ihr in diesem Bericht.

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Das Hauptgebäude der Universität

16. August, 06:15 Uhr, Flughafen Nürnberg. Der Koffer war bereits aufgegeben, Bordkarte in der Hand. Knapp anderthalb Stunden blieben bis zum Abflug. Aufregung? Vorfreude? Ein bisschen von beidem! Nach10 Stunden war ich endlich am Ziel angekommen ‒ Karlstad, eine Stadt in der Provinz Värmland. Ich hievte mein ganzes Gepäck aus dem Zug und erblickte sofort eine der Tutorinnen, die mich und andere Austauschstudenten in Empfang nahm. Gut 30 Minuten später betrat ich zum ersten Mal mein Zuhause für die kommenden vier Monate ‒ ein 26-Quadratmeter-Zimmer mit Gemeinschaftsküche im Studentenwohnheim. An den ersten Tagen war ich zunächst damit beschäftigt, einige notwendige Sachen zu besorgen. Nachdem der Kühlschrank gefüllt war, wurde ein sehr bekanntes schwedisches Möbelhaus erkundet.

2The Egg – ein Vorlesungssaal der etwas anderen Art

Wohlfühlfaktor: 100%

In den ersten Wochen habe ich die Stadt erkundet, egal ob mit dem Fahrrad oder dem Boot, gemeinsam mit Anderen gekocht und gebacken und selbstverständlich auch viel gefeiert. Ein wahrer Student lässt sich auch von den hohen Alkoholpreisen in Schweden nicht einschüchtern!

Ich habe mich schnell eingelebt und von Anfang an sehr wohl gefühlt, beinahe so als hätte ich dort schon Jahre verbracht. Das lag vermutlich an den vielen netten Menschen, die ich kennen gelernt habe und die mich die nächsten Monate begleiteten. Vielleicht war aber auch die schwedische Kultur, die der deutschen sehr ähnlich ist. Kleine Unterschiede gab es aber dennoch: Allen voran die unglaubliche Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Schweden. Egal ob vom Busfahrer oder von der Kassiererin, man wird fast immer nett lächelnd begrüßt!

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Ein schwedisches Haus wie aus dem Bilderbuch

Die Stadt war mit etwa 60 000 Einwohner zwar sehr überschaubar, allerdings war man in zweieinhalb bis drei Stunden in Stockholm, Göteborg und Oslo. Ideal für Tages- oder Wochenendausflüge. Im Gegensatz zu Deutschland ist das Reisen mit der Bahn zum Glück ziemlich günstig, denn den Schnellzug von Karlstad nach Stockholm gibt es ab ca. 20 Euro. In Sachen Pünktlichkeit der Bahn geben sich die beiden Länder allerdings nichts.

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Immer wieder gehen unsere Redakteure für ein Semester oder ein Praktikum ins Ausland. In der Serie “Korrespondentenbericht” schildern sie anschließend ihre Eindrücke und Erlebnisse. Alle Folgen sind hier gesammelt.

Die Pflicht ruft!

Ich war leider nicht nur zum Vergnügen in Schweden, es war ja schließlich ein Auslandssemester. Die Universität Karlstad ist noch relativ jung und das sieht man ihr auch an: kein 70er Jahre Bau, sondern helle, moderne Gebäude. Neben einem Schwedischkurs habe ich mich für die Kurse Theory and Practice of Animation und Communication and Social Change entschieden, da sie perfekt zu meinem Studium hier in Augsburg passen. Zwei Kurse klingen zunächst sehr wenig, doch wenn man bedenkt, dass die Kurse in Schweden entweder 7,5 oder 15 ECTS entsprechen, ist viel mehr nicht drin.

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Das schwedische Nationalgebäck: Kanelbullar

Für manche mögen die Uniabläufe etwas ungewohnt sein, für mich als MuKler war aber fast alles wie gehabt. Wenige Wochenstunden, kleine Seminargruppen, viele Referate, Gruppenarbeit sowie größere und kleinere Hausarbeiten, die sich über das Semester verteilen. Der Vorteil ist, dass man nicht am Ende des Semesters vor einem Berg an Aufgaben sitzt, sondern konstant ein bisschen was leisten muss. Das Niveau ist in etwa mit dem deutschen vergleichbar, allerdings ist das schwedische Volk sehr diskussionsfreudig. Bis zu einer fertigen Gruppenpräsentation vergehen so einige Treffen, bei denen sich oftmals an Kleinigkeiten aufgehangen wird.

5Der See Alstern am Stadtrand Karlstads

Der Polar(kreis)express

Alles in allem war das Studium sehr gut zu bewältigen und ließ zum Glück noch genügend freie Zeit zum Genießen. Zum Beispiel für das Highlight meines Schwedenaufenthalts: eine Reise nach Lappland. Obwohl die 21 Stunden Busfahrt nicht gerade spaßig waren, hat es sich auf jeden Fall gelohnt. Die Landschaft dort ist unbeschreiblich schön. Kleine Städte und Dörfer inmitten von kilometerweiter unberührter Idylle, keine Spur von Großstadthektik.

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Elche füttern in Lappland

Vom Wetter war ich allerdings ein bisschen enttäuscht. Vor der Reise habe ich mich extra mit Fleecepullovern und dicken Socken eingedeckt, damit mir die Kälte nichts anhaben kann. Und dann? Nördlich des Polarkreises war es zum Teil wärmer als in Deutschland!

Time to say goodbye

Der Lappland-Trip Ende November bedeutete leider das allmähliche Ende meines Auslandssemesters. Verabschiedet wurde das Semester genauso wie es begrüßt wurde, nämlich mit vielen Partys und gemeinsamen Essen! Das Ende kam leider viel schneller als gedacht.

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Polarlichter – ein beeindruckendes Naturspektakel

Dieses eine Semester hat mich in Bezug auf mein Studium zwar nicht sehr viel weiter gebracht, aber das habe ich auch nicht erwartet. Stattdessen durfte ich eine tolles Land und viele wunderbare Menschen aus aller Welt kennen lernen. Auch wenn die vier Monate sehr schnell vergangen sind, werden die Erinnerungen an dieses Semester wahrscheinlich für immer bleiben.

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Sonnenuntergang in Lappland

Ich persönlich kann jedem nur empfehlen, die Chance zu nutzen und ein Auslandssemester zu machen, denn das, was man in dieser Zeit erlebt, kann einem keiner mehr nehmen. In diesem Jahr möchte ich auf jeden Fall noch einmal zurück nach Schweden, denn: Jag älskar Sverige!

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Zu Besuch bei einer Sami-Familie

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