Reviews aus der presstige-Redaktion
Die Anmeldung ist jedes Mal ein Kampf: Adrenalin steigt in den Kopf, das Herz pocht schneller und die Hände zittern beim Abtippen der Kontodaten. Aber der Stress lohnt sich. Meist. Der Hochschulsport bietet eine Vielzahl toller Kurse, die oftmals jedes Semester angeboten werden. Damit ihr den Anmeldestress aber nur für “Premium-Angebote” auf euch nehmt, haben unsere Redakteure ihre Erfahrungen in einem kurzen Review zusammengefasst.
Franziska Deller: Yoga
Die Yogakurse gehören zu den am härtesten umkämpften Kursen im Hochschulsport-Angebot. Man muss schnell sein und einen schnellen Computer besitzen, um hier reinzukommen. Wonach sich alle sehnen, ist das glatte Gegenteil: Entschleunigung, Entspannung, zu sich selbst Kommen, sich aus dem stressigen Alltag zurückziehen. Die tatsächliche Wirkung hängt, wie ich herausgefunden habe, stark vom Umfeld und vor allem vom Yogalehrer ab. Ich habe da beim Hochschulsport unterschiedliche Erfahrungen gemacht: Bei meinem ersten Versuch war der Lehrer ein älterer Herr, optisch den Achtzigern entsprungen, der uns Yoga weniger körperlich, sondern mehr seelisch näherbringen wollte. Deswegen bestand der Kurs aus mentalen Übungen zur Bewältigung von Gefühlen, die er uns auch auf Folien zu vermitteln versuchte. Nicht mein Fall – ich persönlich mache Yoga, weil ich für eine gewisse Zeit nicht so viel mit meinen Gefühlen und Gedanken zu tun haben will. Ganz anders mein zweiter Versuch: Eine richtig coole Lehrerin, nicht einmal so esoterisch angehaucht, wie es “Yogamenschen” sonst öfter mal sind, sondern einfach ganz entspannt. Sie machte Übungen vor, wir machten Übungen nach. Keine großen Gedankenleistungen, einfach runterkommen und entspannen. Meine Lieblingshaltung: die Haltung der Verinnerlichung – auf den Knien, den Oberkörper mit gestreckten Armen auf der Matte abgelegt, den Kopf auch. Könnte ich ewig machen. Mein Lieblingsgefühl: die träge Entspannung in der Ruhephase ganz am Schluss. Auch, wenn man irgendwann wieder daraus erwachen muss, einfach unbezahlbar. Das ist Yoga für mich.
Rebekka Raum: Beachvolleyball
Du willst die Sonne genießen, dabei aber nicht auf der faulen Haut liegen? Aufgrund dieses Leitgedankens entschied ich mich im Sommersemester für einen Beachvolleyball-Kurs. Das anfängliche Joggen durch den trägen Sand brachte mich jedes Mal sofort zum Hecheln und Schwitzen. Ebenso raubten mir die anschließenden Stretching- und Kraftübungen unter der sengenden Sonne einiges an Flüssigkeit. Weiter ging es mit dem altbekannten „Baggern“ und „Pritschen“, doch auch neue Techniken mit seltsamen Namen, wie „Tomahawk“ oder „Poken“, lernte ich kennen. Im letzten Teil des eineinhalbstündigen Trainings wurde Team gegen Team, in der Regel zwei gegen zwei, gespielt. Beachvolleyball ist ein Mannschaftssport und somit im Vergleich zu einigen anderen Sportkursen weniger anonym. Ich kannte die Namen meiner Mitspieler und das Abklatschen nach jedem Punkt ließ mich das berühmt-berüchtigte Gemeinschaftsgefühl spüren. Sieg oder Niederlage waren zweitrangig, was angesichts der unzähligen verpatzten Aufschläge, Annahmen und Zuspiele auch ganz gut war. Das einzige Manko des Beachvolleyball-Spiels ist die Wetterabhängigkeit. Unter blauem Himmel spielt es sich nämlich wesentlich angenehmer als bei strömenden Regen, der den Sand klebrig und schwer macht.Im Wintersemester kann dieses Risiko umgangen werden, indem auf den “Beach” verzichtet wird und Volleyball sechs gegen sechs in der Halle gespielt wird. Mit Sicherheit ein vergleichbarer Spaß zum sandigen Toben im Sommer.
Petra Maier: Kick Box-Fitness
„Noch zehn Wiederholungen!“, meint Rainer, unser super durchtrainierter Trainer mit einem hämischen Grinsen auf dem Gesicht. Die Übungen – eine Mischung aus dem Standard-Sportgramm à la Liegestütze, Sit-ups und Co. sowie Kick Box-Tritten und –schlägen – führt er mit einer solchen Leichtigkeit aus, dass er sie vermutlich im Schlaf machen könnte. Ungeduldig und mit schmerzverzerrten Gesichtern warten wir auf das erlösende Wort – am Ende jeder Übung kommt das obligatorische „locker“ von Rainer. Nach einer Dreiviertelstunde Warm-up verfluche ich mich und überlege, wieso ich mich für den Kurs angemeldet habe. Dass die Bein-Arm-Koordination noch nie so meine Stärke war, macht die Sache nicht einfacher: Wir lernen eine Menge Schläge und Tritte, die wir abwechselnd erst mit links, dann mit rechts – oder war’s doch andersrum? – ausführen. Ich muss teilweise stehen bleiben, weil ich mal wieder aus dem Konzept gekommen bin. Meinen Mitsportlern geht es teilweise ähnlich. Begleitet wird das Ganze von Songs aus den Charts wie „Good Feeling“ von Flo Rida oder „My Feelings For You“ von Avicii – diese Lieder werde ich wohl auf ewig mit körperlicher Ertüchtigung in Erinnerung behalten. Obwohl diese Lieder sonst nicht zu meinem normalen Musikrepertoire gehören, motivieren die schnellen Beats – denn: sie lenken von der Anstrengung ab. Am Ende der anderthalb Stunden fühle ich mich so lebendig wie nie – und würde am liebsten gleich weitermachen. Berauscht von den Endorphinen gehe ich heim und freue mich auf die nächste, anstrengende Stunde mit hoffentlich vielen Pausen – und „locker“.
Christian Endt: Parkour
“Être fort pour être utile”, dieses Motto hat Mike gleich beim ersten Treffen ausgegeben. Darum geht es bei der Sportart, die in Pariser Vororten enstand: Stark sein, um nützlich zu sein. Der Pathos solcher Sätze wirkt am Anfang etwas befremdlich. In der Parkour-Szene dienen sie der Abgrenzung zu Sportlern, denen es um Artistik und Show geht. Das Ziel von Parkour ist es, sich möglichst effektiv von A nach B zu bewegen. Dazu gehört das Überwinden von Mauern, Gräben und Zäunen, mit möglichst eleganten Bewegungen. Parkour erfordert Balance, Kraft, Ausdauer und vor allem Durchhaltevermögen. Zum Aufwärmprogramm unseres Trainings gehörten schon mal Liegestütze im Schnee, möglichst ohne Handschuhe. Mike brachte uns im Kurs oft an unsere Grenzen. Und half uns, sie immer weiter zu verschieben. Am Schluss sprangen wir mit zwei Sätzen auf vier Meter hohe Mauern. Wir waren stark. Und spätestens, wenn Batman das nächste Mal einen Robin sucht, werden wir auch nützlich sein.
Alexandra Kiefer: Badminton (Anfängerkurs)
Badminton – ein Sport, der weit oben auf der Kalorienverbrennerliste steht. Wenn man ihn intensiv ausübt. Also ein gelungener Aufschlag, dann eine gute Koordination beim Sehen des Balls, Treffen und Zurückspielen. Das gelingt am besten durch schnelle Beinbewegungen – vor und zurück, nach links und nach rechts. So sah das Spiel auch aus. Bei anderen Spielerpärchen. Bei mir und meiner Freundin ging es etwas ruhiger zu, was wohl auf mangelnde Erfahrung und eventuell auch auf das fehlende sportliche Talent zurückzuführen ist. Aber wir hatten trotzdem viel Spaß und ein wöchentliches Wiedersehen montagabends bei unserem Kurs im Hochschulsportzentrum. Zu Beginn jedes Termins hieß es erst einmal: im Kreis laufen und danach dehnen, was bei mir leider Erinnerungen an den Sportunterricht in der Schule weckte. Doch im Gegensatz zu damals war es hier nicht so schlimm, wenn meine Aufschläge immer wieder schrecklich danebengingen. Unsere Kursleiterin Dr. Pushpa Sharma, die den Anfängerkurs scheinbar jedes Semester anbietet, bemühte sich, mir zu zeigen, woran es hackt. Während des ersten Teils der anderthalb Stunden Badminton drehte sie ihre Runden, beobachte die Eins-gegen-Eins-Spiele und versuchte für jeden individuell Verbesserungsvorschläge vorzubringen. Später ging es dann an den Turnierkampf: Zwei gegen Zwei, die Gewinner rückten ein Feld nach vorne, die Verlierer eines nach hinten. Ich brauche wohl nicht zu sagen, wohin wir wanderten. Aber: wir wurden von Mal zu Mal besser und Spaß hatten wir allemal.
Die Semesterferien stehen an und wir verabschieden uns in den Urlaub: Höchste Zeit also, einmal über sportliche Ertüchtigung nachzudenken. Die presstige-Redaktion macht sich fit für den Sommer mit Beiträgen rund um den Schwerpunkt Sport. Macht mit und schaut euch alle gesammelten Beiträge hier an.