Marketing und Merchandising auf höchstem Niveau
Laute Musik dröhnt aus den Lautsprechern, die Hüften schwingen, die Tänzer schwitzen. Zu lateinamerikanischen Rhythmen wie Salsa, Samba, und Merengue ruft Julia Anweisungen in die Menge. Diese versucht möglichst anmutig mit der zackigen Choreografie Schritt zu halten. Das ganz normale Bild einer Zumba-Stunde. Doch welche Marketingstrategie steckt eigentlich hinter dem großen Erfolg der angesagten Trend-Sportart?
Julias teurer Weg zum „Zumba-Instructor“
Die Frage: „Was fange ich jetzt mit der ganzen freien Zeit zwischen Abitur und Studium an?“, beantwortete sich Julia mit der Idee „Zumba-Instructor“ zu werden. Ein paar Klicks später war sie auch schon für den nächsten zweitägigen Workshop angemeldet. Nachdem sie kurz darauf die Kurs-Gebühr von ca. 340 Euro überwies, dämmerte ihr, dass sie sich für einen recht teuren Nebenjob entschieden hatte.
Während der zwei Tage der Ausbildung zum sogenannten „Basic Instructor“ wurde den Teilnehmern die Theorie von „Was ist Zumba?“ bis „Wie leite ich einen Kurs?“ im Schnellverfahren beigebracht. Der praktische Teil bestand darin, erste Schritte zu den Grundrhythmen Cumbia, Salsa, Merengue und Reggaeton und das Choreografieren zu lernen. Mit 14 Jahren Showtanzerfahrung kein Problem für Julia. Diese Vorkenntnisse brachten natürlich nicht alle mit. Trotzdem durfte sich am Ende des Workshops jeder als zertifizierter „Zumba-Instructor“ betrachten.
Die Trainer-Lizenz gilt jedoch nur ein Jahr. Um sie zu verlängern, ist ein Aufbaukurs nötig, der selbstverständlich wieder bezahlt werden muss. Die zweite Möglichkeit, für die sich auch Julia entschied, ist es, ein „Zin“-(Zumba Instructor Network) Mitglied zu werden. Mit einem monatlichen Beitrag von ca. 23 Euro werden ihr Musik und Choreografien zur Verfügung gestellt. Außerdem entfällt die einjährige Frist der Lizenz und die Aufbau- sowie die Erweiterungsworkshops sind nicht mehr verpflichtend. Wer so aber Kosten sparen will, hat die Rechnung ohne die Zumba-Industrie gemacht: Ohne Weiterbildung gibt es keine neuen Rhythmen. Hier zeigen sich die cleveren Tricks, auch nach der Ausbildung an den Trainern zu verdienen.
Um nun endlich Kurse geben zu können, bewarb sich Julia bei einem Fitnessstudio. Der Inhaber des Studios stellte sie dann für zwei Kurse die Woche auf 450 Euro-Basis ein. Weitere Kosten, fallen für das Fitnessstudio nicht an. Diese werden ausschließlich von den „Zumba-Instructors“ selbst getragen.
Logo drauf und verkauft
Hinter der Marke „Zumba Fitness“ steckt mittlerweile nicht mehr nur das Angebot verschiedener Kurse, sondern auch ein enormes Merchandising. Auf der Website des Unternehmens ist ein ganzer Online-Shop integriert. Hier können Produkte wie DVD-/ CD-Kollektionen, Hanteln, Taschen, Trinkflaschen und vieles mehr eingekauft werden. Hinzu kommt eine Modelinie für Damen und Herren, die von Klamotten, über Schuhe, bis Badebekleidung alles beinhaltet, was ein Zumba- Instructor benötigen könnte. Alle Produkte sind natürlich im Zumba-Look designt und werden sogar im Teleshopping angeboten. Julia erklärt, dass sie als Zumba-Trainerin nicht gezwungen ist, die Klamotten während der Stunden zu tragen. Allerdings bekommt sie durch die Mitgliedschaft bei „Zin“ 25 Prozent Rabatt auf alle Artikel. Dies führt dazu, dass die Instructors die Kleidung doch tragen. Praktisch für die Industrie, denn so werden die Produkte gratis beworben.
Trotz der hohen Ausgaben bereut Julia ihre Entscheidung keineswegs. „Zumba war für mich ein einfacher, wenn auch etwas teurer Weg, meine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Es gefällt mir, meinen Spaß am Tanzen mit anderen zu teilen und ihnen immer neue Schritte und Choreografien beizubringen.“
„Feier dich fit“ – so lautet das Zumba-Motto. Doch es wird schnell deutlich, dass hinter der „Jeder kann Teil der Familie werden“-Fassade eine strikte Marketingstruktur steht. Der Erfolg der Marke wird keinesfalls dem Zufall überlassen. Jedes Detail der Vermarktung ist genaustens geplant und jeder Verstoß gegen Patentrechte wird sofort verfolgt. So viel Spaß es auch macht, wir tanzen die Zumba-Industrie reich.
Die Semesterferien stehen an und wir verabschieden uns in den Urlaub: Höchste Zeit also, einmal über sportliche Ertüchtigung nachzudenken. Die presstige-Redaktion macht sich fit für den Sommer mit Beiträgen rund um den Schwerpunkt Sport. Macht mit und schaut euch alle gesammelten Beiträge hier an.