Ein Aufruf, (nicht) wählen zu gehen
Jedes Jahr sind an unserer Uni Hochschulwahlen, doch die wenigsten interessieren sich wirklich dafür. Es wird fleißig dafür geworben, wählen zu gehen, da es als Student unsere Pflicht sei. Aber macht es Sinn zur Hochschulwahl zu gehen oder kann ich mir den Aufwand sparen?
Bei den diesjährigen Wahlen an der Uni Augsburg lag die Beteiligung bei rund 7,5 Prozent. Allein diese Zahl klingt schon nach nicht besonders viel, doch das ist noch nicht alles. Denn ein weiteres Problem liegt darin, dass die Wahl an sich verkompliziert ist und es deswegen oft zu ungültigen Stimmen kommt. Beim Augsburger Modell wird dreifach gewählt: die studentische Vertretung für Fakultätsrat, Konvent und EULe (Erweiterte Universitätsleitung). Das klingt erstmal einleuchtend, ist es aber für einige dann leider doch nicht – ebenso wenig wie die Programme vieler Kandidaten. Verschiedene Hochschulgruppen werben mit Freibier oder Waffeln und schon sammeln sie Sympathien, ohne zu vermitteln, wofür sie eigentlich eintreten wollen. Am Ende wählen viele sowieso, wen sie kennen. Vielleicht wäre es da sogar besser, wenn manche erst gar nicht wählen gehen.
Als Nicht-Wähler stellt sich ohnehin die Frage, wieso den Aufwand mehrerer Kreuze auf drei Stimmzetteln betreiben. Seit der Bologna-Reform haben Studenten kaum noch Zeit neben dem Studium und benutzen diese Ausrede nur allzu gern. Zum Feiern bleibt schließlich auch immer Zeit. Leider ist es aber tatsächlich so, dass sie in der Hochschulpolitik nicht wirklich mitbestimmen können. Die Studenten sind zwar eindeutig in der Mehrzahl, trotzdem haben die Professoren mehr Einfluss. Wir sind also darauf angewiesen, dass die Professoren unsere Anliegen ernst nehmen. So viel zum Thema Demokratie. Es kommt auch immer mal wieder zu Protesten, wie zum Beispiel 2009, als der AStA für die Abschaffung der Anwesenheitspflicht plädiert hat, am Ende sogar mit Erfolg. Wieso dann überhaupt Wählen gehen?
Ausgabe 29: Europa
Dieser Artikel erschien zuerst in Ausgabe 29 unseres Magazins als E-Paper.
Für die Legitimation der Studierendenvertretung. An Augsburg ist auch besonders, dass unsere Studierendenvertretung, im Gegensatz zu anderen Unis, nicht selbstständig ist. Die Verfasste Studierendenschaft wurde in den 70er Jahren in Bayern abgeschafft und das schränkt die Studierendenvertretungen bis heute massiv ein. Die verfasste Studierendenschaft hat aus Beiträgen von Studenten oder in Bayern vom Freistaat viel mehr Geld zur Verfügung und hält ein Verhandlungsmandat, zum Beispiel um die Details des Semestertickets auszuhandeln. So kann sich der AStA zwar dafür einsetzen, dass die Nextbike Räder zum Semesterticket gehören, die Entscheidung dafür liegt aber allein beim Studentenwerk.
Doch auch wenn der AStA keine eigene Entscheidungsgewalt ausübt, hat er sich in der Vergangenheit immer wieder durchgesetzt, wie bei den Studiengebühren oder der Anwesenheitspflicht für Studenten. Deshalb ist es auch nicht ganz unwichtig, wen wir eigentlich wählen. Jedenfalls lässt sich nur gemeinsam etwas bewegen, denn der AStA ist auf die Wählerstimmen in seinem Rücken angewiesen. Also geht nehmt an den nächsten Hochschulwahlen teil, und zwar mit Vorbereitung! Die paar Minuten Zeit lassen sich auch trotz Bologna erübrigen.