Paincake on the road: Eindrücke von der Four Seasons-Tour
Das erste Mal auf Tour gehen und Konzerte außerhalb der eigenen Region spielen. Für viele junge Bands ist das ein großer Traum – und ein wichtiger erster Schritt zum großen Ziel, einmal von der Musik leben zu können. Die Aichacher Postpunkband Paincake hat sich im vergangenen Jahr der Herausforderung gestellt und dabei die Erfahrung gemacht: Eine Tour ist sehr anstrengend, aber macht auch richtig Spaß.
Eine Rockband auf Tour. Viele denken bei diesem Satz zuerst an volle Arenen, wilde Partys und demolierte Hotelzimmer. Jenseits aller Klischees bedeutet die erste Tour für eine junge Band die oftmals lang ersehnte Chance, ihre Musik auch einem Publikum außerhalb der eigenen Region bekannt zu machen. Zwischen November 2016 und Januar 2017 hat sich das Postpunk Trio Paincake aus Aichach diesen Traum erfüllt und seine aktuelle EP Four Seasons im Rahmen von 15 Konzerten erstmals bayernweit promotet. Wir sprachen mit der Band über einen Touralltag abseits von Rockstarallüren, Roadies und Reisebussen.
Aus Sicht der Musiker begann die Tour bereits ein gutes Jahr vor dem ersten Konzert damit, Kontakt zu Clubs in ganz Bayern aufzunehmen, um passende Locations für ihre Konzerte zu finden. Um dabei das Problem zu umgehen, jenseits der Heimat noch nicht richtig bekannt zu sein, organisierten sie Austauschkonzerte, erklärt Sänger und Gitarrist Michael Edler: „Wir haben Bands angesprochen, die wir im Sommer davor kennengelernt hatten, und vereinbart, gemeinsam ein Konzert bei ihnen zu spielen. Im Austausch organisieren wir dann auch einen gemeinsamen Gig bei uns. Man bietet sich praktisch gegenseitig sein Publikum an. Das ist für eine unbekannte Band ohne Management die einzige Möglichkeit ist, weiter herum zu kommen, denn ein Club bucht eine Band nur, wenn er mit ihr seine Location voll bekommt.“
Momentan kümmert sich das Trio noch ohne Unterstützung von außen um die Angelegenheiten der Band, was neben der Arbeit nicht immer einfach ist. Auch der Touralltag macht dabei keine Ausnahme, weshalb die meisten Konzerte auf das Wochenende gelegt wurden. Eine besondere Herausforderung stellte die Logistik rund um einen Auftritt dar, denn das komplette Equipment will transportiert sowie vor Ort auf- und auch wieder abgebaut sein. Angesichts all dieser Aufgaben fällt das Umschalten auf der Bühne nicht immer leicht, betont Drummer Kevin Conen: „Wenn man nach der Stresssituation des Umbaus auf die Bühne geht, ist es manchmal schwierig, alles andere abschalten und sich voll darauf konzentrieren, gut zu spielen und das Publikum mitzunehmen.“ Doch vor allem davon hängt es am Ende ab, ob ein Konzert gelingt oder nicht, stellt auch Aaron Gerekos, der Bassist des Trios heraus: „Es müssen nicht viele Leute da sein. Aber wenn die dabei sind, zur Musik abgehen und es schätzen, was wir tun, dann ist es ein gelungener Gig und dann haben wir auch Spaß dabei.“
„Wir spielen im nächsten Jahr mit absoluter Sicherheit eine Deutschlandtournee.“
Genau diese Momente sorgen auch dafür, dass die drei Musiker ihre erste Tour allen Anstrengungen zum Trotz als Erfolg verbuchen, die nicht nur großen Spaß gemacht hat, sondern auch viele wichtige Erfahrungen brachte. Denn als junge Band wollen Paincake so viel wie möglich aus den letzten Monaten lernen. Dazu haben sie einige ihrer Konzerte sogar mit einer Videokamera aufgezeichnet, um sie anschließend auszuwerten und Verbesserungspotenziale zu erkennen. Zum Lerneffekt der Tour gehört auch eine neue Perspektive auf das angestrebte Ziel, Berufsmusiker zu werden. „Meine Einstellung vor der Tour war: Das will ich, das wird geil. Nach der Tour denke ich eher, das will ich auf jeden Fall immer noch, aber es wird anstrengend“, stellt beispielsweise Edler fest. Das Ziel haben jedoch alle noch immer fest vor Augen, weshalb die Band vor allem mit Neugier und nicht mit Bedenken auf die nächsten Schritte blickt.
Eine neue Tour ist deshalb auch schon in Planung, dieses Mal sogar mit Konzerten in ganz Deutschland. Auch diese Herausforderung will das Trio mit dem gewohnten Elan in Angriff nehmen, betont Edler: „Wir werden es nicht versuchen, wir werden es machen. Wir spielen im nächsten Jahr mit absoluter Sicherheit eine Deutschlandtournee. Wenn es schwierig wird, in einer Stadt eine Location zu finden, müssen wir uns halt noch mehr einfallen lassen. Es ist vor allem eine Frage der Arbeit, die man bereit ist, zu investieren.“ Denn eines haben Paincake in den letzten Jahren gelernt: Nur mit Engagement und harter Arbeit lassen sich Fans und Unterstützer gewinnen, sowohl beim Publikum als auch in der Musikbranche.
Fotostrecke: Ein Blick hinter die Kulissen der Four Seasons-Tour