Augsburger Ammenmärchen

Dieser Beitrag entstand in unserer Crossmedia-Reihe in Kooperation mit Kanal C. Wenn ihr also noch mehr zu dem Thema wissen wollt, schaut doch mal bei Kanal C vorbei.

Dieser Artikel ist für alle, denen es so geht wie mir. Ich komme ursprünglich nicht aus Augsburg und für mich gibt es hier so einige merkwürdige Sehenswürdigkeiten mit teils noch merkwürdigeren Namen. Wer also auch nicht weiß, wieso der Siebentischwald Siebentischwald heißt und was es eigentlich mit dem Steinernen Mann auf sich hat, findet hier die richtigen Antworten.

Schon um die Entstehung von Augsburg ranken sich einige Mythen. Die Augsburger Stadtgründung geht auf ein römisches Legionslager zu Beginn des 1. Jhd. zurück. Doch eigentlich soll sie von den Nachfolgern Japhets schon 600 Jahre vor Rom gegründet worden sein. Der Legende nach soll daraufhin die Amazonenkönigin Marthesia Augsburg erobert und geplündert haben. Sie hat der Stadt so viel Schaden zu gefügt, dass diese daraufhin neu aufgebaut werden musste. Das Volk der Räter sei erst um 548 v. Chr. in die Region gekommen, diese verehrten eine Göttin namens Cisa, daher soll Augsburg auch seinerzeit Cizaris genannt worden sein. Ob es die Göttin Cisa tatsächlich gegeben hatte, ist bis heute nicht ganz geklärt. Trotzdem befindet sich ein Abbild von ihr auf der Wetterfahne des Perlachturms und auch auf einem Relief des Herkulesbrunnen ist sie zu finden.

Auch die Geschichte des Steinernen Mannes (oder auch der „Stoinerne Ma“) hat etwas mit Eroberung zu schaffen. Der Legende nach handelt es sich bei der Figur um einen Bäcker namens Konrad Hacker, der mit einer List ganz Augsburg rettete. Im Jahr 1634/35 belagerten kaiserliche Truppen die Stadt, die Bewohner litten Hunger. So backte unser tapferer Bäcker ein Brot aus Sägemehl, stieg auf die Stadtmauer und soll es den Belagerten nach einigen Überlieferungen sogar vor die Füße geworfen haben. Die kaiserlichen Truppen schossen und trafen Konrad Hacker am Arm. Er soll später an seiner Verletzung verstorben sein. Trotzdem ging seine List auf: In der Annahme, dass Augsburg noch über genügend Lebensmittel verfügt, zogen sich die feindlichen Truppen zurück. Als Dank für seine Tapferkeit wurde in einer Mauernische am Dohlenturm eine Steinfigur errichtet. Im Übrigen soll es Glück bringen, dem Steinernen Mann die Nase zu streicheln, also sollten die Studierenden ihm in der sich nähernden Klausurenphase vielleicht einen Besuch abstatten.

Die Brunnenhexe © Sophie Fichtner

Nach rund 10 Minuten Fußweg vom Steinernen Mann in Richtung Fischertor findet man die Brunnenhexe beim Lueginsland. Das Lueginsland ist eine ehemalige Festungsanlage an der Stadtmauer Augsburgs mit der man früher das Umland gut beobachten konnte. Der Name leitet sich übrigens von dem Verb „lugen“ ab, was so viel heißt wie: aufmerksam, spähend ausschauen.

Der Hexenbrunnen erinnert an die Augsburger Hexenverfolgung im 16./17. Jhd. Damals wurden die zu Hexerei verurteilten Frauen entlang der Stadtmauer raus aus der Stadt geführt, da die Verbrennungen aufgrund des Brandrisikos nur außerhalb der Stadtmauer stattfanden. Der Sage nach kamen sie genau an diesem Brunnen vorbei und konnten dort ihren letzten Schluck Wasser trinken, bevor das Urteil vollstreckt und die Frauen verbrannt wurden. Die Holzhexe, aus deren Bauch das Wasser rinnt, wurde vom Bildhauer Josef Wallner geschaffen und steht bereits seit 1959 bei der Wallanlage. Nachdem Unbekannte der Hexe die Nase abgeschlagen hatten, wird sie jetzt von einem Gitter geschützt. Seine Trinkflasche kann man im Sommer dank einer Kipprinne trotzdem noch auffüllen.

Nun aber zur eigentlichen Inspiration zu diesem Artikel: dem Siebentischwald. Als Siebentischwald wird der nördlichste Teil des Augsburger Stadtwaldes bezeichnet. Der Park ist ein beliebtes Ausflugsziel, mit seinen 600 ha lädt er ein zum gemütlichen Spazieren gehen, zu sportlicher Betätigung oder auch, um einfach mal die Natur zu genießen. Den Namen hat er von dem Restaurant „Siebentisch“ , das sich mitten im Wald befand und laut Überlieferung nur sieben Tische besaß. Deswegen auch der etwas ungewöhnliche Name. Bei einem Luftangriff auf Augsburg 1944 wurde das Lokal so schwer beschädigt, dass man sich entschied, es abzureißen. Der Name aber lebt bis heute in unserem Siebentischwald weiter.

Der Siebentischwald © Sophie Fichtner

1 thought on “Augsburger Ammenmärchen”

  1. Wer sich in das Thema reinkniet, der weis: Cisara ist kein Ammenmärchen. Die Katholen haben es geschafft, die Geschichte zu verdrehen. Zum Glück gibt es auch andere Quellen.

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